Eine einzelne Wand streicht man von Hand mit einem gewöhnlichen Roller und etwas Farbe ohne grosse Vorbereitung problemlos und schnell. Muss man hingegen ein ganzes Zimmer, mehrere Räume und Decken streichen, stösst man mit einem Handroller schnell an seine Grenzen. Denn: Rollt man zu schnell, spritzt einem die Farbe ins Gesicht oder sie tropft und kann nicht regelmässig verteilt werden.
Besonders mühsam ist das Malen an der Decke, auf strukturierten Flächen und in Ecken. An verwinkelten Stellen ist zum Roller stets der Einsatz eines Pinsels nötig.
Geht das alles nicht einfacher und vor allem schneller? Antwort: Ja, denn mit neuen elektrischen Sprühgeräten und Rollern kann man auch Innendispersion verarbeiten.
Haus & Garten wollte wissen, ob die elektrischen Helfer ihr Geld wert sind – dies auch im Vergleich zu einem gewöhnlichen Handroller. Im Baumarkt bekommt man einen Handroller schon für rund 10 Franken. Haus & Garten hat für den Test ein Modell mit integriertem Teleskopstiel ausgesucht. Das ist besonders praktisch, wenn man auch die Decke malen möchte. Ein solcher Roller kostet um die 30 Franken. Die elektrischen Farbsprühgeräte und Farbroller sind mit 70 bis 400 Franken wesentlich teurer.
Mit elektrischen Geräten malt man schneller
Im Praxistest bearbeiteten Experten des deutschen technischen Prüfinstituts PZT mit jedem Gerät jeweils gleich grosse Wand- und Deckenabschnitte. Hauptprüfpunkte waren Arbeitstempo, Abklebeaufwand, Handhabung, Reinigungsaufwand, Kleckerneigung und Farbbild. Gemessen wurde zudem die Lärmentwicklung und der Stromverbrauch (siehe auch «So wurde getestet»).
Fazit: Schaut man nur das Arbeitstempo an, sind alle elektrischen Geräte dem Handroller überlegen – einige deutlich, andere nur knapp. Die Hälfte der elektrischen Produkte sind aber umständlicher zu bedienen und zu reinigen. Einige Geräte sind laut und schwer oder eignen sich weniger gut zum Streichen der Decke als der Handroller.
Insgesamt schneiden darum nur vier von neun elektrischen Farbsystemen besser ab als der gewöhnliche Roller. Die Note «sehr gut» bekam kein Produkt. Fünf erhielten «gut» und vier ein «genügend».
Erstaunlich: Der elektrische Farbroller von Wagner kann bezüglich Tempo mit den besten Sprühgeräten mithalten. Beim Arbeiten auf stark strukturierten Flächen und in Ecken sind die Sprühgeräte den Rollern aber klar überlegen. Dafür ist der Abklebeaufwand bei den Sprühgeräten etwas höher.
Das beste ist auch das teuerste Gerät
Testsieger bei einer Gesamtnote von 5,3 ist das Modell Paint Crew der Firma Wagner. Mit 399 Franken ist es gleichzeitig aber auch das teuerste Produkt. Mit diesem Sprühgerät lassen sich Räume deutlich schneller als mit allen anderen Geräten frisch streichen. Bezüglich Arbeitstempo reichte es für die sehr gute Teilnote 5,8. Das Gerät eignet sich vor allem für ambitionierte Heimwerker, die auch grössere Projekte ins Auge fassen.
Mit der Gesamtnote 5,2 nur unwesentlich weniger gut ist das Sprühsystem W 985 für 379 Franken. Mit ihm streicht man zwar nicht ganz so schnell wie mit dem Testsieger, dafür ist dieses Gerät bezüglich Handhabung das beste im Test. Grosses Plus ist die Sprühlanze, mit der man bequem auf verschiedenen Höhen und über Kopf arbeiten kann.
Alle anderen Sprühsysteme sind als Sprühpistolen konstruiert. Ebenfalls «gut» mit einer Gesamtnote von 5,1 schneidet der Farbroller W 3500 für 115 Franken ab. Mit ihm arbeitet man zwar deutlich langsamer als mit den beiden grossen Sprühgeräten, der Farbroller punktet dafür mit einem sehr geringen Stromverbrauch und einer leisen Arbeitsweise. Ebenfalls insgesamt «gut» bei Noten von 4,9 bis 4,8 sind die Sprühgeräte Bosch PFS 105 E, Wall Perfect W 665 von Wagner und der gewöhnliche manuelle Roller.
Weniger empfehlenswert sind die Sprühgeräte Signeo, Paint Zoom und HEA sowie der elektrische Farbroller von Bosch. Diese Produkte schnitten im Test alle noch mit «genügend» ab. Sie kosten jedoch mehr als ein normaler Roller – und man muss gewisse Mängel in Kauf nehmen. Mit dem Signeo-Gerät von Coop kommt man zwar schnell voran, man benötigt aber relativ kräftige Oberarme. Der Grund: Der Kompressor ist in der Sprühpistole verbaut – und diese Einheit ist bereits mehr als 1 Kilogramm schwer. Beim Bosch-Roller behindert die Farbzufuhr den Lauf der Rolle. So wird die Farbe ungleichmässig aufgetragen.
Mit den Geräten von Paint Zoom und HEA kommt man nur wenig schneller voran als mit dem manuellen Roller. Sie sind zudem verleichsweise laut, und das Auftragen der Farbe gelingt weniger gut als mit dem manuellen Roller.
Bosch teilt mit, dass das Ergebnis stark von der verwendeten Farbe abhänge. Coop verteidigt sein Signeo-Gerät: Man könne mit ihm Wände deutlich schneller und besser malen als im Praxistest ermittelt.
Wichtig: Bei der Benutzung aller Sprühgeräte gilt: Schützen Sie Kleidung, Mobiliar, Augen und Atemwege. Insbesondere eine Atemschutzmaske muss man beim Sprühen von Farbe immer tragen. Zwar verteilt sich aufgrund der ausgeklügelten Technik kaum mehr Sprühnebel im Raum. Feine Partikel können aber trotzdem in die Luft gelangen, da die Farbe mit grossem Druck aus der Düse austritt.
So wurde getestet
Im Auftrag von Haus & Garten testeten Experten des Prüfinstituts PZT in Wilhelmshaven (D) sieben elektrische Farbsprühsysteme und zwei elektrische Farbroller in der Praxis und führten verschiedene Messungen durch. Zum Quervergleich wurden die Tests mit einem gewöhnlichen manuellen Farbroller durchgeführt. Bewertet wurden der weisse Farbauftrag und das Sprühbild. Verwendet wurde eine matte, vorgängig nach Herstellerangaben verdünnte Innendispersionfarbe. Die Flächen waren glatt, leicht strukturiert und stark strukturiert. Mit jedem Gerät wurden 4 Quadratmeter Wand und 2 Quadratmeter Decke bearbeitet.
- Praxistest: Wie komfortabel und schnell lassen sich Wände, Decken und Ecken bearbeiten? Wie gleichmässig gelingt der Farbauftrag? Wie einfach kann man die Geräte in Betrieb nehmen und reinigen? Wie einfach und kraftschonend ist das Arbeiten in verschiedenen Höhen? Wie gross ist der Abklebeaufwand? Wie gut lassen sich Sprühbild und Farbmenge regulieren?
- Messungen: Wie hoch ist der Schallpegel? Wie viel Strom verbrauchen die Geräte während einer Stunde Dauerbetrieb?