Willkürliches Abkassieren Streitpunkt Hundemarke: Lizenz zum Zahlen
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saldo 1/1999
01.01.1999
Ob Grossstadt oder Bauerndorf, bei der Hundesteuer streichen Verwaltungen ein, so viel sie wollen. Sie legen die Höhe der Gebühr fest, ohne die tatsächlich verursachten Kosten der Vierbeiner zu kennen.
Für Frau Holzer ists wahrhaftig ein Jammer, denn sie wohnt in Basel. Dort bezahlt sie für den ersten ihrer drei putzigen Yorkshireterrier 150 Franken, für die beiden weiteren je 300 Franken. Zusammen mit 15 Franken Eintragungsgebühr pro...
Ob Grossstadt oder Bauerndorf, bei der Hundesteuer streichen Verwaltungen ein, so viel sie wollen. Sie legen die Höhe der Gebühr fest, ohne die tatsächlich verursachten Kosten der Vierbeiner zu kennen.
Für Frau Holzer ists wahrhaftig ein Jammer, denn sie wohnt in Basel. Dort bezahlt sie für den ersten ihrer drei putzigen Yorkshireterrier 150 Franken, für die beiden weiteren je 300 Franken. Zusammen mit 15 Franken Eintragungsgebühr pro Tier kommt sie auf 795 Franken Hundesteuer - pro Jahr.
Sollten ihre drei treuen Freunde trotz Stadtverkehr und Krankheiten mit 10 Jahren ein anständiges Hundealter erreichen, kostet dies Frau Holzer 7950 Franken.
Da hat Frau Meyer aus der Seeländer Gemeinde Gampelen BE mit ihren stattlichen Bernhardinern mehr Glück. Sie muss jährlich nur 140 Franken aufwenden - für alle drei Hunde zusammen. Aufs Hundealter 10 umgerechnet zahlt sie damit 6550 Franken weniger als Frau Holzer. Einzig auf Grund ihres Wohnortes.
Massive Steuerunterschiede sind kaum zu verstehen
Mit Ausnahmen wie beispielsweise den Kantonen Luzern (120 Franken) und Aargau (100 Franken) unterscheidet sich in der Schweiz die Hundesteuer von Gemeinde zu Gemeinde und von Stadt zu Stadt.
Prinzipiell kommen Stadthunde teurer als ländliche Kläffer: Die Berner ziehen 100 Franken ein, die St. Galler 110 für Ersthunde sowie 200 Franken für jeden weiteren und die Zürcher 137 Franken. Im ländlichen Niederwil SO hingegen kostet die Hundehaltung 65 Franken und in Kandersteg BE gar nur 50.
Die massiven Steuerunterschiede sind kaum zu verstehen. saldo hat deshalb die Fährte aufgenommen und bei Städten und Gemeinden nachgefragt, wie sie die Höhe der Hundesteuer berechnen. Das Resultat: Über 90 Prozent der befragten Verwaltungen haben keinen blassen Schimmer, wie viel Kosten die Hunde tatsächlich verursachen.
Die meisten Gemeinden rechtfertigen die Höhe der Steueransätze damit, dass Säuberungsarbeiten, wie das Warten der Robidog-Kästen, finanziert werden müssen.
In Niederwil beispielsweise steht jedoch kein einziger der grünen Kästen. Die Steuern, welche die Hundebesitzer zahlen, fliessen in die Gemeindekasse. Darüber, wie die Einnahmen verteilt werden, herrscht Unklarheit - nicht nur in Niederwil.
Der Berner Strasseninspektor Beat Grüebler gibt zu, dass er die Reinigungskosten, die die Hunde effektiv verursachen, nicht genau beziffern kann. Es sei schwer abzuschätzen, wie viel Prozent der Arbeit die Putzequipen, die auch Bus- und Tramhaltestellen säubern, für den Mehraufwand durch Hunde einsetzen müssen. "Dazu wäre eine spezielle Erhebung nötig", sagt der Strasseninspektor. Eine solche Untersuchung durchzuführen sei aber beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Auflisten lassen sich nur die Kosten für die Säckchen der 116 Robidogs und deren Konkurrenzprodukte: 30000 Franken pro Jahr.
Rund 265000 Franken nehmen die Berner jedes Jahr an Hundesteuern ein. Sogar 800000 Franken sind es in der Stadt Zürich.
Doch auch hier dasselbe Bild. In welchen Departementen das Geld für welche Zwecke versickert, ist weitgehend unklar.
"Hundesteuer dient nur dazu, die Kassen aufzubessern"
Bei der Zürcher Abteilung der Hundesteuer gibt sich Regina Wyder zugeknöpft. Auf die Frage, ob mit den Steuereinnahmen die Unkosten gedeckt werden, antwortet sie nur, dass die Einnahmen nicht zweckgebunden seien. Und das entsprechende Steuerreglement wollte sie schon gar nicht verschicken.
Bei derartiger Praxis hält sich Eduard Nacht, Mitglied
des Zentralvorstandes der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft, mit seiner persönlichen Meinung nicht zurück: "So wie die Hundesteuer in den meisten Gemeinden verwendet wird, dient sie nur dazu, die Kasse aufzubessern." Solange die Verwaltungen keine klaren Kostenberechnungen aufstellen können, "wäre es konsequenter und ehrlicher, die Steuer gerade ganz abzuschaffen".
Stefanie Grob, Peter Basler