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saldo 9/2000
10.05.2000
Die Online-Buchhandlung Buch.ch wirbt, als hätte sie noch nie etwas von Internet gehört.
Haben Sie schon Ihre Internet-Buchhandlung? Wenn ja, ist es wahrscheinlich die Adresse www. amazon.ch, mit welcher Sie auf die deutsche Seite des internationalen Buchhandelsriesen geleitet werden. Sie mögen keine Multis? Dann könnte es www.books.ch sein, die Adresse von Hugendubel/ Orell Füssli. Oder www. libri.ch. Es könnte auch www.bucher.ch der Berner Buchhandlung Stauffacher sein ode...
Die Online-Buchhandlung Buch.ch wirbt, als hätte sie noch nie etwas von Internet gehört.
Haben Sie schon Ihre Internet-Buchhandlung? Wenn ja, ist es wahrscheinlich die Adresse www. amazon.ch, mit welcher Sie auf die deutsche Seite des internationalen Buchhandelsriesen geleitet werden. Sie mögen keine Multis? Dann könnte es www.books.ch sein, die Adresse von Hugendubel/ Orell Füssli. Oder www. libri.ch. Es könnte auch www.bucher.ch der Berner Buchhandlung Stauffacher sein oder www.buecher.ch der Rösslitor-Buchhandlung in St. Gallen. Oder aber die nahe liegendste Adresse, wenn man mit Schweizer Bezug nach Büchern auf dem Internet sucht: www.buch.ch. Schlicht, klar und deutlich.
Dieser Online-Buchladen wirbt derzeit in Schweizer Printmedien dafür, die schöne Adresse zu "meiner Buchhandlung im Internet" zu sein respektive alle Bücher, CDs und sonstiges Unterhaltungsmaterial online bei Buch.ch zu kaufen. Wie man auf der entsprechenden Website erfährt, handelt es sich bei Buch.ch um einen richtigen Internet-Buchladen, denn es gibt ihn nur dort, eine Ladentür mit dieser Aufschrift sucht man vergeblich.
Die Buch.ch AG gibt im Internet über sich selbst Folgendes preis: "Buch.ch ging 1997 als erste Schweizer Buchhandlung online.
Als Abteilung der Buchhandlung Schneebeli AG wuchs Buch.ch unter dem Arbeitstitel libroNetto® zum Marktleader im schweizerischen Internetbuchhandel. 1999 übernahm die deutsche Online-Buchhandlung Buecher.de die Buchhandlung Schneebeli AG und konzentrierte die Geschäftstätigkeit voll aufs Internetgeschäft. Seit Februar 2000 ist Buch.ch als Aktiengesellschaft in der Schweiz registriert."
Bei dieser kompromiss losen Hinwendung zum Internet möchte man eigentlich erwarten, dass sich dies auch in der Werbung bemerkbar macht. Doch die derzeitige Anzeigenkampagne sieht aus, als hätten ihre Urheber noch nie etwas von Internet gehört - Nullachtfünfzehn-Reklame der billigsten Sorte.
Geworben wird ausgerechnet mit Wanderkarten, weil offenbar "das Wandern des Schweizers Lust" ist. Nur: Wer surft und damit zu den potenziellen Kunden einer Internet-Buchhandlung gehört, ist kaum mit Rucksack und Teleskopstöcken unterwegs. Aber selbst wenn. Holt man sich Buch.ch auf den Schirm, ist vom Wanderkartenangebot nichts zu sehen und auch den grossen roten Button mit der Aufschrift "Wanderkarten" sucht man auf der Website vergeblich. Weiss da vielleicht die Linke in der Marketingabteilung nicht, was die Rechte im Internet tut?
Überhaupt hat man den Eindruck, die Anzeige mit dem Model in Vollmaske auf studiogerechtem Alpenmoos sei huschhusch aus einem Versandkatalog für Multi-kulti-Trachtenverschnitte in die Anzeige kopiert worden. Gewandert ist die adrette Brünette noch keinen Schritt, das sieht man auf den ersten Blick. Was tut sie also hier? Wartet sie vielleicht auf verirrte Wandervögel? Oder ist es Dornröschen, von selbst erwacht und auf den flotten Wandersmann wartend?
Zeitgeistige Internauten können mit dieser altbackenen lieblosen Anzeige bestimmt nichts anfangen. Und die richtigen Wandervögel älteren Semesters und männlichen Geschlechts? Die schauen schon gar nicht hin, sie sind sich gewöhnt, die Schönheiten der Natur live zu geniessen. Ich fürchte, Buch.ch muss sich etwas anderes einfallen lassen, um die beste Internetadresse für Bücher zu werden.