Schneckenbekämpfung - Schneckenabwehr im Hausgarten - Bio besser als Gift
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saldo 11/2002
05.06.2002
Es geht eben doch ohne Chemie: Beim Praxistest von Kassensturz und Gartenprofis schnitt ein Schneckenkragen besser ab als die giftigen Schneckenkörner.
Eine Umfrage des Kassensturz bestätigt es: Die meisten Hobbygärtner setzen Schneckenkörner ein - allerdings mit schlechtem Gewissen. Leute mit grünem Daumen wollen eigentlich kein Gift unter dem Gemüse. Der Griff zu den Körnern erfolgt aus Verzweiflung. Ein giftfreies Rezept mit durchschlagendem Erfolg gab es bisher nicht.
Es geht eben doch ohne Chemie: Beim Praxistest von Kassensturz und Gartenprofis schnitt ein Schneckenkragen besser ab als die giftigen Schneckenkörner.
Eine Umfrage des Kassensturz bestätigt es: Die meisten Hobbygärtner setzen Schneckenkörner ein - allerdings mit schlechtem Gewissen. Leute mit grünem Daumen wollen eigentlich kein Gift unter dem Gemüse. Der Griff zu den Körnern erfolgt aus Verzweiflung. Ein giftfreies Rezept mit durchschlagendem Erfolg gab es bisher nicht.
Kassensturz hat zusammen mit Fachleuten der kantonalen Gartenbauschule Oeschberg BE und unter wissenschaftlicher Beobachtung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL) in Frick AG die meistgebrauchten Mittel gegen Schnecken untersucht. In einem Praxistest mussten 180 Salatsetzlinge zwischen 30. April und 13. Mai dem Ansturm von Garten-, Acker- und Wegschnecken standhalten.
Während der zwei Wochen kontrollierte Bernhard Frutschi, Betriebsleiter der Gartenbauschule, regelmässig den Befall an jedem Salat und übertrug die Daten in eine Tabelle. Im Versuch dabei waren: Bierfalle, Schneckenzaun, Sägemehl, Schneckenkörner, Fadenwürmer und Schneckenkragen. Zum Vergleich blieb ein Beet ohne Schutz.
Nur der Kragen ist für Schnecken unüberwindbar
Das Resultat erfreut Hobbygärtner: Nicht die chemische Keule mit den Körnern hat am meisten Wirkung gezeigt, sondern der Schneckenkragen. Keiner Schnecke gelang es, den Kragen zu überwinden.
«Ich habe immer gewusst, dass der Kragen gut ist», sagt dessen Erfinderin Monique Bonomo aus Rüdlingen SH. «Dass er in der Untersuchung noch besser als die Schneckenkörner abgeschlossen hat, freut mich natürlich riesig.» Fast zehn Jahre lang hat Monique Bonomo an dem Kragen herumgetüftelt. Die Prototypen waren umgestülpte Plastikblumentöpfe mit angeleimtem Rand. Seit zwei Monaten ist die von Kassensturz getestete Version unter dem Namen Schneckenstopp in den Läden. Monique Bonomo hat das Produkt patentieren lassen.
Erfreut über das gute Abschneiden zeigt sich Schnecken- und Bio-Forscher Bernhard Speiser vom FIBL. Im Rahmen eines EU-Projektes arbeitete Speiser drei Jahre an der Entwicklung neuer Methoden der Schneckenregulierung für den Bio-Gemüsebau. «Bis jetzt hatten wir kein giftfreies Produkt, das so gut gewirkt hat.» Mit dem Schneckenkragen gibt es jetzt immerhin im Bereich Hausgarten eine potente Lösung. Die Ergebnisse des Kassensturz-Praxistests «decken sich recht gut mit unseren langjährigen Erfahrungen», sagt Speiser.
Sägemehl bietet keinen guten Schutz vor Schnecken
Nur wenig angefressen waren die Salate im mit Schneckenkörnern behandelten Beet. Ebenfalls gut abgeschnitten hat der Schneckenzaun. Die Raffinesse der rund 20 Zentimeter hohen Zäune ist eine im 30-Grad-Winkel überhängende Stelle, die für Schnecken schwer zu überwinden ist.
Erstaunlich gut abgeschnitten hat das Bio-Mittel Bioslug-Schnecken-Nematoden. Nematoden sind mikroskopisch kleine Fadenwürmer, die sich im Boden aufhalten und ausschliesslich Schnecken befallen. Nach wenigen Tagen hören die Schnecken zu fressen auf und sterben. Nematoden wirken nur bei kleinen Schnecken gut, nicht aber bei grossen. Weil es auf dem Testgelände nur wenige grosse Wegschnecken hatte, kamen die Nematoden in die Ränge.
Völlig durchgefallen ist das Sägemehl. Schnecken kriechen zwar nicht gerne über trockenes Material wie Sägemehl oder Asche. Das funktioniert, solange schönes Wetter ist. Nach einem Dauerregen ist das Sägemehl aufgeweicht und hält auch keine Schnecken mehr zurück.
In die gleiche Kategorie gehören auch die nicht getesteten Eierschalen, Sand oder Fichtennadeln. Spitze Kanten stören Schnecken nicht im Geringsten. Die Weichtiere bewegen ihren Körper durch wellenförmige Muskelkontraktionen auf einer zähen Schleimschicht. Es ist kein Märchen, dass eine Schnecke sogar über eine Rasierklinge kriechen kann, ohne sich dabei zu schneiden.
Auf Grossmutters Wundermittel Bierfalle fallen zwar Hobbygärtner herein, aber längst nicht jede Schnecke. Schnecken besitzen einen sehr feinen Geruchssinn. Dank ihrer Nase - unterhalb der Tentakel versteckt - steuern sie zielgerichtet aufs Bier zu. Zwar finden sich stets Schnecken im Bier und gaukeln Erfolg vor. Doch noch mehr Schnecken werden angelockt. Kein Wunder, waren die Bierfalle-Salate noch mehr zerfressen als die Salate im unbehandelten Feld. Eine Untersuchung der Karl-Franzens-Universität in Graz (A) zeigte, dass nur gerade 10 Prozent der in den Beeten beobachteten Schnecken in der Falle lagen. Zudem locken Bierfallen viele Nützlinge wie Laufkäfer an. Auch diese ertrinken elendiglich.
Salz streuen: Die Methode ist reine Tierquälerei
«Das Wichtigste an der Schneckenbekämpfung ist die Planung», sagt Bernhard Speiser. Darauf muss man achten:
- Möglichst unempfindliche Arten säen oder setzen.
- Empfindliche Pflanzen an einem geschützten Ort wie Balkon anziehen und erst spät setzen.
- Empfindliche Pflanzen möglichst in sonnigen und trockenen Bereichen setzen.
- Bei schönem Wetter nie abends giessen. Sonst bleibt der Boden die ganze Nacht lang nass und bietet Schnecken gute Bedingungen.
- Besser einzelnen Pflanzen mit der Giesskanne Wasser geben als den gesamten Garten beregnen.
- Bretter und Plastiksäcke nicht längere Zeit am Boden liegen lassen. Sie sind ein idealer Unterschlupf für Schnecken.
- Zerschnittene Schnecken locken andere an und dienen ihnen als Futter. Zerschnittene Schnecken müssen deshalb eingesammelt werden.
- Salz streuen ist Tierquälerei, weil die Schnecken langsam sterben. Salz im Garten schadet zudem den Pflanzen.
Nicht alle Schnecken wollen dem frischen Gemüse an den Kragen. Die meisten Schneckenarten sind Gehäuseschnecken wie die Weinbergschnecke oder die Gartenbänderschnecke. Diese leben hauptsächlich von abgestorbenen Pflanzenteilen.
Peter Basler
Das FIBL hat eine leicht verständliche Broschüre zum Thema biologischer Schneckenschutz herausgegeben. Für Fr. 8.50 inkl. Versandkosten zu bestellen bei: Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Postfach, 5070 Frick; Fax 062 865 72 73; E-Mail: admin@fibl.ch
Schneckenkörner - Metaldehyd - Keine Beweise für Igelsterben
Wer mit biologischen Methoden keinen Erfolg hat, der greift zur Chemie, zum Schneckenkorn. In der Schneckenbekämpfung ist das Gift Metaldehyd mit einem Marktanteil von fast 70 Prozent weltweit die Nummer 1. Das Lonza-Werk in Visp stellt die gesamte Weltproduktion her - pro Tag zwölf Tonnen. Bekannt wurde Metaldehyd vor allem unter dem Kürzel Meta als Brennstoff-Tabletten. Weil die Tabletten immer wieder als Vergiftungsmittel für Haustiere missbraucht wurden, enthalten sie seit 20 Jahren kein Metaldehyd mehr.
Das Gift bleibt nun den Schnecken vorbehalten. Me- taldehyd sorgt dafür, dass die Schnecken ihren Schleim abstossen. Ihr Wasserhaushalt wird zerstört, und sie sterben. Meta baut sich gemäss Lonza im Boden in einigen Tagen vollständig zu Wasser und Kohlendioxid ab. Es hinterlässt im Boden keine Rückstände. Nicht bekannt ist, wie sich kleine Mengen Schneckengift über längere Zeit im Garten auswirken, wenn sie chronisch aufgenommen werden. Oder wie das Gift auf die Dauer mit Kunstdünger oder Unkrautvertilgungsmittel zusammenwirkt.
Tierschützer behaupten immer wieder, dass viele Igel durch Meta oder vergiftete Schnecken sterben. Doch dafür gibt es keine Beweise. Es gibt aber Untersuchungen, die klar zeigen, dass Metahaltige Schneckenkörner Igel nicht beeinträchtigen.
Kauftipps - So kommen sie zu guten Produkten
- Schneckenkörner kosten zwischen Fr. 3.50 und Fr. 7.-.
- Den Schneckenstopp verkauft Coop in Bau+Hob- by-Märkten, das 6er-Set für Fr. 10.90. Per Versand gibt es 12er-Sets für Fr. 23.- (plus Fr. 9.30 Versand) bei Biocontrol, Tel. 062 917 50 00.
- Biocontrol verkauft auch Nematoden: Die Bioslug-Kleinpackung für 24 m2 ist für Fr. 29.50 (plus Fr. 4.80 Versand) erhältlich.
- Der Schneckenzaun kostet in Fachmärkten rund Fr. 17.- pro Meter.