Orientierung in Zeiten des Kassenwechsels
Sparmodelle, Kündigungsfristen, regionale Versicherer - wenn die Prämien steigen, tauchen jeweils Fragen und Zweifel auf.<br />
Der K-Tipp schafft Klarheit.
Inhalt
K-Tipp 19/2003
12.11.2003
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Tipp für Helsana-Kunden: Premed-24
Die Helsana hat ein neues Sparmodell entwickelt, das sehr empfehlenswert ist.
Um 8 Prozent sinkt die Grundversicherungsprämie, wenn Helsana-Kundinnen und -Kunden das Sparmodell «Premed-24» wählen. Sie verpflichten sich dann, bei jedem neu auftretenden Gesundheitsproblem vor dem ersten Arztbesuch auf das Gratis-Beratungstelefon von Medi-24 anzurufen (ausser in Notfällen und bei gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen, siehe au...
Tipp für Helsana-Kunden: Premed-24
Die Helsana hat ein neues Sparmodell entwickelt, das sehr empfehlenswert ist.
Um 8 Prozent sinkt die Grundversicherungsprämie, wenn Helsana-Kundinnen und -Kunden das Sparmodell «Premed-24» wählen. Sie verpflichten sich dann, bei jedem neu auftretenden Gesundheitsproblem vor dem ersten Arztbesuch auf das Gratis-Beratungstelefon von Medi-24 anzurufen (ausser in Notfällen und bei gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen, siehe auch K-Tipp 17/02).
Das Modell ist interessant. Denn eine Einschränkung der freien Arztwahl ist damit nicht verbunden. Und: Sind die am Telefon geschilderten Gesundheitsprobleme auch nur halbwegs ernsthaft, müssen die medizinischen Fachpersonen von Medi-24 den Anrufer in jedem Fall an den Hausarzt verweisen.
Wer ohne vorherigen Anruf zum Arzt geht, riskiert keine finanziellen Sanktionen - nur den sofortigen Rauswurf aus dem Sparmodell (im Wiederholungsfall). Damit ist klar: So locker kann man sonst nirgends Prämien sparen.
Die zur Helsana-Gruppe gehörenden Kassen Progrès, Sansan und Avanex führen dieses Modell nicht.
Assura-Versicherte sind unzufrieden
Die welsche Krankenkasse Assura ist sehr günstig. Doch wer davon profitieren will, muss Abstriche beim Service in Kauf nehmen.
In einer Krankenkassen-Bewertung vom Jahr 2003 schneidet die Assura eher schlecht ab: Auf der Notenskala von 6 (sehr gut) bis 1 erreicht sie beim Kriterium Kundenzufriedenheit nur gerade die Note 3. Die Studie stammt vom Consulting-Unternehmen Plaut AG (www.plaut.ch/strategie).
Mit ein Grund für die tiefen Prämien: Die Assura bringt Neukunden mit viel Druck dazu, die höchste Franchise (1500 Franken) zu wählen. Leserinnen und Leser berichteten dem K-Tipp gar, die Assura habe sich in ihrem Fall geweigert, Offerten mit der gesetzlichen Franchise von 300 Franken zu erstellen. «Solche Leute wollen wir nicht», habe es geheissen.
Die Assura-Direktion bestreitet den Vorgang nicht. Man wolle den Kunden klar machen, dass nur die höchste Franchise langfristig günstige Prämien garantiere.
Dank dieser Vorgehensweise hat die Assura eine gute Risikostruktur, also viele Junge und Gesunde, die sich eine hohe Franchise leisten können, weil sie wenig zum Arzt gehen müssen. Umgekehrt besteht der Verdacht, dass regelmässige Leistungsbezüger mit schlechtem Service vergrault werden.
Das ist beispielsweise bei Leuten der Fall, die regelmässig teure Medikamente brauchen: Assura-Versicherte müssen - anders als die Kunden der meisten anderen Kassen - Medikamente zunächst selber zahlen und können erst dann die Rechnung der Assura zur Rückerstattung einschicken.
Comparis.ch richtig nutzen
Der Online-Vergleichsdienst comparis.ch bietet für Prämienvergleiche der Grundversicherung eine gute Gratis-Dienstleistung - aber Benutzer müssen die Finessen kennen.
Es ist eine Art Versteckspiel: Wer auf comparis.ch die Prämien der Grundversicherung vergleichen will, findet die vollen Informationen nur auf Umwegen. Viele scheitern vorher, wie der K-Tipp von Leserinnen und Lesern gehört hat.
Konkret: Gibt man die erforderlichen Daten auf der Maske ein, erscheint zunächst (beispielsweise für Luzern) eine unvollständige Liste von nur 12 Krankenkassen. Zur Hauptsache figurieren hier diejenigen Kassen, die der Firma Comparis für die Vermittlung von Offertanfragen Geld zahlen. Ein «umfassendes Bild», wie Comparis behauptet, ist das nicht.
Nur sehr geübte Internetler sehen unter dieser unvollständigen Tabelle das Feld «Tabellenansicht»; dieses muss man auf «erweitert» stellen und dann «neu anzeigen» drücken. Nun erscheint das Feld «ohne comparis.ch Abo», in dem man auf ein schlecht sichtbares «weiter» drücken muss - und erst dann taucht endlich eine vollständige Liste der Kassen auf.
Entscheidend ist das Tätigkeitsgebiet
Derzeit gibt es rund 90 Krankenkassen. Doch nicht jede muss jeden Interessenten aufnehmen, denn etliche Kassen sind nur kantonal oder gar nur lokal tätig.
Kann ein prämiengeplagter Stadtbasler in die günstige Krankenkasse Visperterminen wechseln? Und ist die Krankenkasse Elm eine Alternative für Genfer?
Nein. Die Krankenkasse Visperterminen ist nur im Kanton Wallis tätig; die KK Elm nur in den Kantonen GL, GR, SG, SZ und UR. Solche Kassen dürfen Interessenten aus anderen Kantonen ablehnen.
Von den rund 90 Kassen hat etwa ein Drittel ein begrenztes Tätigkeitsgebiet. In der Regel sind es kleine Kassen - wie zum Beispiel diejenige von Gondo-Zwischbergen VS, wo die Grundversicherung für sagenhaft günstige 90 Franken zu haben ist. Aber eben: Das Angebot gilt nur für Ortsansässige.
Ist eine Krankenkasse schweizweit tätig (das sind alle grossen), muss sie sämtliche Antragsteller in die Grundversicherung aufnehmen. Aber: Entscheidend für die individuelle Prämie ist der Wohnort. Eine in Basel wohnhafte Person kann sich nicht im Kanton Appenzell versichern lassen - ausser sie zügelt dorthin.
Neuer Trend: Eigenmächtige Änderungen
Auch Grundversicherte müssen ihre neue Police genau studieren, weil Krankenkassen ungefragt den Versicherungsschutz abändern.
Der K-Tipp hat schon in der letzten Ausgabe darüber berichtet: Die Helsana hat einem Teil der Versicherten die Wahlfranchise eigenmächtig heraufgesetzt. Inzwischen ist bekannt, dass auch die Krankenkasse Innova einem Teil der Kunden ungefragt die Franchise erhöht hat. Die Absicht war jeweils, die Prämienerhöhung optisch zu dämpfen. Viele ärgern sich darüber - obwohl sie vorgängig informiert wurden.
Betroffene müssen sich melden, falls sie das nicht wünschen. Wer die eigenmächtige Änderung erst im nächsten Jahr bemerkt, kann sie auch dann noch rückgängig machen (muss dann aber Prämien nachzahlen).
Schon länger üblich ist, dass Krankenkassen den 26-Jährigen, die den Jugendrabatt verlieren, ungefragt eine höhere Franchise zuteilen.
Tipp: Jede höhere Grundversicherungs-Wahlfranchise kann man jeweils auf Ende Jahr wieder herabsetzen - auch wenn man krank ist.
Etwas anders liegt der Fall bei der CSS. Sie hat den Versicherten mit Privatspital-Zusatzversicherung die freiwillige 2000er-Franchise auf 3000 Franken und diejenige von 3000 auf 4000 Franken heraufgesetzt. Dies erfolgte aufgrund einer Änderung des Reglements und gibt den Betroffenen ein Kündigungsrecht, auch wenn die Prämie nicht steigt.
Übrigens: Wer in der Spitalzusatzversicherung eine freiwillige Franchise abschliesst, zahlt zweimal Franchise, weil die Grundversicherungs-Franchise in jedem Fall erhoben wird.
Kunden der Groupe Mutuel zahlen zu viel
Wer von einer teuren Gruppenkasse in eine günstigere wechselt, spart Geld.
Die Groupe Mutuel ist eine Vereinigung von 17 einzelnen Krankenkassen, bei denen die Grundversicherung unterschiedlich viel kostet. Wer neu zur Groupe Mutuel stösst, landet mit hoher Sicherheit in einer Kasse, bei der die Grundversicherung innerhalb des Verbandes am günstigsten ist. So lockt die Gruppe neue Versicherte an.
Umgekehrt gibt es bei der Groupe Mutuel viele Kundinnen und Kunden, die nicht bei der billigsten Kasse sind und so gesehen für die Grundversicherung zu viel bezahlen.
Beispiel Stadt St. Gallen: Während die Groupe-Mutuel-Kasse Universa dort Fr. 228.80 pro Monat kostet, verlangt die günstigere Avantis nur Fr. 209.80. Das ergibt ein Sparpotenzial von 228 Franken im Jahr. Andernorts ist dieser Spareffekt noch grösser.
Solche Wechsel innerhalb der Groupe Mutuel sind also unbedingt empfehlenswert - zumal die Zusatzversicherungen jeweils gleich sind.
Wechsel der Altersgruppe: Kündigung möglich
Viele Zusatzversicherungen schlagen auf, wenn Kunden in eine andere Altersklasse kommen. Das ergibt neu ein Kündigungsrecht.
Bisher galt bei den Zusatzversicherungen der Krankenkassen: Steigt die Prämie nur wegen des Altersgruppenwechsels, so ergibt dies kein verkürztes Kündigungsrecht «infolge Prämienerhöhung». Teils steht das ausdrücklich in den Versicherungsbedingungen.
Jetzt hat das Aufsichtsamt durchgesetzt, dass die Kassen solchen Betroffenen dennoch ein Kündigungsrecht einräumen müssen, falls sie die höhere Prämie nicht mehr zahlen wollen. Für die Kündigungsfrist ist das Reglement massgebend.
Verband der Prämienzahler? Nein danke!
Neuerdings geht ein «VSK Verband Schweizer Prämienzahler» auf Kundenfang. Dahinter steckt die berüchtigte Versicherungsbörse GmbH.
Schon der Internet-Auftritt ist verdächtig: Auf der Site www.vskv.ch finden sich keinerlei Angaben darüber, wer hinter dem «Verband Schweizer Prämienzahler» steht.
Der K-Tipp weiss aber: Eingetragen ist die Internet-Adresse auf Michael Hug in Pratteln BL - und er ist Mitinhaber der Versicherungsbörse GmbH (ehemals NVB Neutrale Versicherungsbörse, die in Konkurs ging).
Hinter dem geheimnisvollen Verband stecken also Provisionenjäger, die seit Jahren für negative Schlagzeilen sorgen (siehe K-Tipp 16/01). Eine ehemalige Mitarbeiterin berichtete dem K-Tipp, sie habe Kunden mit manipulierten Krankenkassen-Prämienlisten ködern müssen. Mitinhaber Stephan Weineck bestreitet diesen Vorwurf.