"Selbst vor Viehzäunen flüchte ich in den Wald" - Franziska, 42, Leben mit Elektrosensibilität
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Gesundheitstipp 3/2004
17.03.2004
Mit meinen Beschwerden bin ich nicht allein. Immer mehr Leute merken, dass ihre gesundheitlichen Probleme mit Stromleitungen, Elektrozäunen, Schnurlostelefonen oder Handy-Antennen zu tun haben.
Bei mir verursacht Elektrosmog starke Schlafprobleme. Ich bin extrem müde und gleichzeitig innerlich nervös. Ich fühle mich elend oder leide unter stechenden Kopfschmerzen. Es fühlt sich an wie ein inneres Zittern. Als würde ich auf einem Motor stehen, der alles vibrieren lässt. Seit...
Mit meinen Beschwerden bin ich nicht allein. Immer mehr Leute merken, dass ihre gesundheitlichen Probleme mit Stromleitungen, Elektrozäunen, Schnurlostelefonen oder Handy-Antennen zu tun haben.
Bei mir verursacht Elektrosmog starke Schlafprobleme. Ich bin extrem müde und gleichzeitig innerlich nervös. Ich fühle mich elend oder leide unter stechenden Kopfschmerzen. Es fühlt sich an wie ein inneres Zittern. Als würde ich auf einem Motor stehen, der alles vibrieren lässt. Seit einiger Zeit bekomme ich von Mobilfunkantennen und Dect-Telefonen stechende Kopfschmerzen.
Wenn ein Bauer in unserer Nähe den elektrischen Weidezaun für die Schafe einschaltet, packe ich Zelt und Schlafsack und übernachte im Wald. Ich habe mit den Bauern gesprochen. Sie waren bereit, die Viehhüter abzuschalten, wenn die Tiere im Stall sind. Und sie haben die defekten, verknoteten Weidezaunbänder durch neue ersetzt. Das hilft mir sehr.
Doch oft stosse ich auf Unverständnis. Das ist fast so schlimm wie die Beschwerden. Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen. Es heisst schnell einmal: Die spinnt doch. Wer nicht unter Elektrosmog leidet, weiss einfach nicht, wie wir uns fühlen.
Niemand weiss, warum ich so stark unter Elektrosmog leide. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich an einem sehr belasteten Ort aufgewachsen bin. Da gab es zwei Bahnlinien, eine Trafostation, einen Radio-und-TV-Sender und eine Hochspannungsleitung. Die ersten starken Symptome bescherte mir mit 15 ein Radiowecker. Von einem Tag auf den andern konnte ich nicht mehr schlafen. Als ich den Wecker wegstellte, verschwanden die Symptome.
Vor einigen Jahren mietete unsere Familie ein Haus. Zuerst hatte ich wochenlang Grippe. Dann brach die Elektrosensibilität richtig aus. Ein Fachmann stellte vagabundierende Ströme von Leitungen im Boden fest - so genannte Ausgleichsströme. Dadurch entstand ein wechselndes, zeitweise starkes Magnetfeld. Nachdem wir das Haus teuer sanieren liessen, verschwanden die Beschwerden. Als wir schliesslich ein eigenes Haus bauten, trafen wir alle denkbaren Massnahmen gegen Elektrosmog. Nur an die Viehhüter hat niemand gedacht.
Bis jetzt konnte mir kein Arzt helfen. Zwar nehmen sie meine Probleme ernst, aber deswegen geht es mir nicht besser. Man muss auch aufpassen: Es gibt viele Scharlatane, die einem Hilfe versprechen. Manches schadete mir sogar, wie zum Beispiel eine teure Magnetfeld-Matte. Ich liess auch meine Amalgamplomben entfernen. Danach hatte ich alle möglichen Krankheiten - gebessert hat sich gar nichts.
Selbst Ferien sind ein Problem. Einmal musste ich wegen einer Elektrospeicherheizung im Schlafzimmer sofort wieder abreisen. Seit ich dort mit Holz heizen kann, ist es wunderbar. Ich kläre jetzt immer vorher gut ab, wie ein Ferienhaus liegt, und buche das erste Mal nie länger als eine Woche. Zudem nehme ich meine ganze Ausrüstung mit: vier verschiedene Messgeräte, Abschirmvorhänge aus versilberten Metallfäden und für den absoluten Notfall Zelt und Schlafsack.
Meine Krankheit belastet das Zusammenleben in der Familie und in der Nachbarschaft. Ich hoffe sehr, dass nicht irgendwo in der Nähe wieder ein neues Elektrogerät auftaucht, das Beschwerden verursacht. Dann muss ich auf das Verständnis der Nachbarn hoffen und biete ihnen ein strahlenärmeres Ersatzgerät an.
Aufgezeichnet: Ursula Angst-Vonwiller
Elektrosmog: Schweissausbrüche, Kopfschmerzen, Schlafprobleme
Gemäss einer Studie der ETH Zürich sind 2 bis 5 Prozent der Bevölkerung elektrosensibel. Betroffene reagieren bereits auf geringe elektromagnetische gepulste Strahlung ab 0,1 Volt pro Meter mit körperlichen Beschwerden. Der offizielle Grenzwert beträgt 5 Volt pro Meter. Die häufigsten Symptome sind: Nervosität, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme, Ohrensausen, Schwindel, Schlafstörungen und nächtliche Schweissausbrüche.
Kontaktadressen:
- Elektrosmog-Messungen und Unterstützung bei Einsprachen gegen Mobilfunkantennen bietet die Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener, www.gigaherz.ch. Präsident: Hansueli Jakob, Tel. 031 731 04 31, Sekretariat: Leopoldine Gaigg, Tel. 062 721 41 87.
- Elektrosmog-Messungen und Sanierungen macht das Institut für biologische Elektrotechnik Schweiz IBES, www.ibes.ch, Josef Peter, Tel. 0848 87 87 80.
Selbsthilfegruppe:
- In der Schweiz gibt es erst eine Selbsthilfegruppe für Elektrosensible: Kontakt über Tel. 033 221 75 76.