Das spanische Wunder
Eine unbekannte Briganzia Treuhand AG weibelt für ein spanisches Immobilienprojekt; man könne sich so gratis eine Altersrente sichern, sagt sie. Der K-Tipp warnt.
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K-Tipp 8/2004
21.04.2004
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Das hat mich stutzig gemacht», schreibt eine K-Tipp-Leserin aus der Innerschweiz. Ihr Sohn war an eine Infoveranstaltung zum Thema Immobilien eingeladen worden. Ohne einen Franken zu investieren könne man in einigen Jahren viel Geld verdienen, habe man ihm versprochen.
Auch ein K-Tipp-Leser aus Solothurn kam mit dem wundersamen Projekt in Berührung. «Man wollte es mir als Altersvorsorge verkaufen, die nichts koste.»
Das hat mich stutzig gemacht», schreibt eine K-Tipp-Leserin aus der Innerschweiz. Ihr Sohn war an eine Infoveranstaltung zum Thema Immobilien eingeladen worden. Ohne einen Franken zu investieren könne man in einigen Jahren viel Geld verdienen, habe man ihm versprochen.
Auch ein K-Tipp-Leser aus Solothurn kam mit dem wundersamen Projekt in Berührung. «Man wollte es mir als Altersvorsorge verkaufen, die nichts koste.»
Das Projekt: eine Luxussiedlung mit 1072 Häusern im spanischen Murcia mit dem Namen «Mosa Trajectum Golf & Sports Resort». Schweizerinnen und Schweizer sind kostenlos dabei; sie sollen nur mit einem Vertrag ihren guten Namen hergeben bzw. als Kreditnehmer fungieren. «Durch Ihre Bonität wird es der Briganzia ermöglicht, eine Luxusresidenz zu betreiben und zu vermieten», steht in den Unterlagen.
Markus Amann von der Briganzia Treuhand AG betont: «Wir bieten eine mit Immobilien besicherte Rentenvorsorge an!» Seine Kunden bezeichnet er als «Inves-toren» und «Käufer».
Konkret: Die Briganzia nimmt auf den Namen ihrer Schweizer Vertragspartner Kredite bei noch unbekannten Banken auf und investiert das Geld in Spanien. Aus der Rendite der Immobilie will sie dann ihren Vertragspartnern eine «Rente» zahlen.
Da ist Vorsicht angebracht: Es ist durchaus möglich, dass sich die Bank plötzlich direkt an die Schweizer Vertragspartner der Briganzia wendet - sie sind ja Hypothekarschuldner - und von ihnen das Geld zurückverlangt.
Ob die Briganzia mit ihren Luxusvillen je Geld verdienen wird, steht in den Sternen. In den Unterlagen ist von «30 Prozent Eigenkapital seitens der Briganzia» die Rede, dazu von einem unbekannten «Co-Investor», der «bereits den von der Bank geforderten 30 %igen Eigenkapitalanteil» erbracht habe. Zudem seien «reichste Personen in Spanien» involviert, darunter Ex-Fussballstar Johan Cruyff.
Die Briganzia macht tolle Versprechen...
Umso grossartiger sind die Versprechen der Briganzia:
- «Sie erhalten 500 Franken Umtriebsentschädigung für Ihre eingereichten Unterlagen.» Kreditnehmer müssen einen Betreibungsregisterauszug, eine beglaubigte Unterschrift und einen Lohnausweis vorlegen.
- Ab dem 3. bis zum 25. Jahr nach Vertragsabschluss gibt es angeblich bereits eine Gewinnbeteiligung von 1000 Franken pro Jahr.
- Für die Zeit danach verpflichtet sich die Briganzia, den Interessenten während 50 Jahren eine jährliche Rente von 21500 Franken zu zahlen. Diese Rendite sei «kalkuliert nach derzeitigen wirtschaftlichen Berechnungen».
Fazit: Wer sich wirklich um seine Altersvorsorge kümmern will, sollte sich aufs echte Sparen verlassen und nicht auf Luftschlösser.
Kommt dazu: Sollte die Briganzia mit ihrem seltsamen Konstrukt Schiffbruch erleiden, würden ihre Schweizer Vertragspartner gemäss Vertrag plötzlich Zwangseigner eines Hauses in Spanien. Es könnte also durchaus sein, dass dann plötzlich finanzielle Verpflichtungen und Gebührenrechnungen auftauchen, die den Opfern das Leben sehr schwer machen.
Besonders auffallend ist beim ganzen Projekt, wie es in der Schweiz unter die Leute gebracht wird.
Ein erster Hinweis auf das Projekt ging beim K-Tipp ein, weil Briganzia-Unterlagen mit dem Firmenstempel der berüchtigten Schneeballfirma Power Management Lifestyle (PML) in Umlauf waren. PML verkauft Arbeitslosen wertlose, aber sehr teure Motivationsseminare (siehe dazu K-Tipp 5/04).
Inzwischen hat sich Briganzia-Geschäftsführer Markus Amann von der PML distanziert.
...und die Verkäufer kassieren Provisionen
Ein K-Tipp-Leser berichtet zudem, der Mann, der ihm die angebliche Altersvorsorge vermitteln wollte, arbeite zwischendurch als Türsteher und habe weder von Hy-potheken noch von Immobilien oder Altersvorsorge auch nur die geringste Ahnung.
Auch die Zürcher Allfinanzfirma Eurofinas S.A. vermittelt das spanische Wunder, um so Provisionen zu kassieren. Sie schrieb dem K-Tipp, es gehe dabei um eine «für die Kunden sehr sichere Vorsorge». K-Tipp-Leserinnen und -Leser wissen es nun besser.
Wertvolle Tipps zum Thema «Hauskauf im Ausland» finden Sie in der aktuellen K-Geld-Ausgabe vom April 2004. Sie ist am Kiosk erhältlich oder unter Telefon 01 253 90 60.