Sagt mir, woraus die Kleider sind
Scheuern Naturfasern?<br />
Knittern Hanfkleider? Was heisst Polyamid auf dem Kleideretikett? Ein Überblick über das riesige Angebot an Natur- und Chemiefasern.
Inhalt
Haus & Garten 2/2004
05.05.2004
Es gibt zwei Sorten Naturfasern: Pflanzliche - etwa Baumwolle - bestehen aus Zellulose, dem Skelettgerüst der Pflanzen. Eiweiss-Substanzen bilden tierische Fasern. Zu dieser Gruppe gehören Seide und Schafwolle.
Chemiefasern sind Produkte, die auf chemisch-technischem Weg industriell produziert werden. Ausgangsprodukt für synthetische Fasern ist meist Erdöl, für Chemiefasern mit natürlicher Basis sind es Pflanzen.
1. Naturfasern
Pflanzliche Naturfasern
Es gibt zwei Sorten Naturfasern: Pflanzliche - etwa Baumwolle - bestehen aus Zellulose, dem Skelettgerüst der Pflanzen. Eiweiss-Substanzen bilden tierische Fasern. Zu dieser Gruppe gehören Seide und Schafwolle.
Chemiefasern sind Produkte, die auf chemisch-technischem Weg industriell produziert werden. Ausgangsprodukt für synthetische Fasern ist meist Erdöl, für Chemiefasern mit natürlicher Basis sind es Pflanzen.
1. Naturfasern
Pflanzliche Naturfasern
Baumwolle: Diese wird aus den Früchten der Baumwollpflanze gewonnen. Die Pflanze wird in riesigen Monokulturen mit viel Düngemitteln angebaut. Die Anbaugebiete liegen vor allem in so genannten Drittweltländern. Baumwolle ist der billigste und mengenmässig grösste Textilrohstoff.
Eigenschaften: Die feine Baumwollfaser ist weich und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Sie kratzt und filzt nicht und lädt sich elektrostatisch nicht auf. Baumwolle kann man meist auch bei hoher Temperatur waschen.
Verwendung: Kleidung, Bett-, Bad- und Küchenwäsche.
Leinen/Flachs: Leinen ist eine Bastfaser aus den Stängeln der Flachspflanze. Im Vergleich zur Baumwolle ist seine Gewinnung sehr arbeitsintensiv und teuer. Da die Flachspflanze äusserst genügsam und widerstandsfähig ist, braucht sie nur wenig Düngemittel und Pestizide. Flachs wächst auch in der Schweiz.
Eigenschaften: Kann bis 20 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Leinenfasern sind zug- und reissfest. Die Textilien fühlen sich angenehm kühl an, fusseln nicht, knittern aber stark.
Verwendung: Sommerkleidung, Bett- und Küchenwäsche, Möbelstoffe, Segeltuch usw.
Hanf: Wird ähnlich wie der Flachs angebaut und gewonnen. Kleidungsstücke aus Hanf gibts erst wieder seit einigen Jahren, weil das Anbauen der Pflanze lange verboten war.
Eigenschaften: Hanf ist extrem reissfest und widerstandsfähig. Kann bis zu 30 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen.
Verwendung: wie Leinen.
Tierische Naturfasern
Schafwolle: Sie ist die wichtigste tierische Faser. Die Wolle vom lebenden Schaf heisst «reine Schurwolle», die Wolle von geschlachteten oder verendeten Tieren «reine Wolle». Viele Züchter behandeln ihre Schafe mit Pestiziden gegen Parasiten; die Rückstände verlieren sich in der Regel durch das Verarbeiten der Wolle.
Eigenschaften: Schafwolle ist die leichteste Naturfaser. Sie ist sehr strapazierfähig und kann bis zu 40 Prozent Feuchtigkeit aufnehmen. Wolle hält extrem warm, ist schmutzabweisend und lässt sich durch Lüften reinigen.
Verwendung: Kleidung, Teppiche, Decken usw.
Weitere tierische Fasern: Die Haare von Alpaka, Lama, Kamel, Kaschmir- und Mohairziege, Angorakaninchen und Yak.
All diese Wollfasern besitzen ähnliche Eigenschaften wie Schafwolle. Die äusserst feinen Tierfasern werden bevorzugt zu hochwertigen Stoffen und Strickwaren verarbeitet, die sehr gut wärmen. Achtung: Die meisten dieser edlen Strickwaren verfilzen schnell, wenn man sie nicht besonders sorgfältig wäscht - deshalb am besten von Hand waschen.
Seide: Das edle Material wird aus den Kokons Seiden spinnender Raupen gewonnen. Die teure «reine Seide» stammt aus dem mittleren Teil des Kokons, die günstigere meist aus den äusseren oder inneren Schichten des Verpuppungsgehäuses.
Die bedeutendsten Lieferanten sind die Seidenspinner des Maulbeerbaums. Die Raupen ernähren sich von den Blättern. Die Bäume werden oft mit Pestizid behandelt. Und bei der Verarbeitung der Seide werden umweltbelastende Chemikalien eingesetzt. Besonders die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Spinnereien leiden darunter.
Eigenschaften: Seide kann bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Der Stoff ist elastisch, glatt, reissfest - und isoliert sehr gut. Seide kühlt im Sommer und wärmt im Winter.
Verwendung: Krawatten, Foulards, Hemden, Blusen, Unterwäsche, Abendkleider, Bettwäsche, Dekorationsstoffe usw.
2. Chemiefasern
Sie sind aus Erdöl, Kohle oder Erdgas. Diese Fasern werden aus zähflüssigen Massen durch Düsen gepresst und können dann in jede gewünschte Länge zerschnitten werden.
Verwendung: Die Chemiefasern lassen sich durch mechanische Verfahren verändern, sodass sie beispielsweise elastischer oder voluminöser werden. Deshalb sind sie für die Fabrikation
praktisch aller Bekleidungsartikel sowie die Herstellung von Vorhängen und Teppichen geeignet. Speziell für Kleiderstoffe werden Chemie- und Naturfasern oft gemischt.
Man unterscheidet übrigens zwischen synthetischen Fasern und Chemiefasern auf natürlicher Basis.
Synthetische Fasern
Polyester: Die am häufigsten verwendete Synthetikfaser wird für Strassenkleidung häufig mit Baumwolle zu Mischgeweben verarbeitet. Für Wetterschutz- und Sporttextilien, Freizeitmode sowie Abend- und Brautkleider werden oft auch Materialien aus reinem Polyester verwendet.
Eigenschaften: Polyester knittert kaum und weist eine gute Licht- und Formbeständigkeit auf. Neigt jedoch zu elektrostatischer Aufladung. Aufgrund guter Lichtbeständigkeit und hoher Reiss- und Scheuerfestigkeit ist Polyester auch besonders für pflegeleichte Vorhänge geeignet.
Handelsnamen sind zum Beispiel Trevira und Diolen.
Polyacryl: Diese Faser wird meist zusammen mit Wolle oder Baumwolle zur Herstellung von Mischgeweben verwendet.
Eigenschaften: Hat ein sehr gutes Warmhaltevermögen. Die Fasern sind weich und geschmeidig und nehmen wenig Feuchtigkeit auf. Zudem knittern sie kaum, laden sich aber elektrostatisch auf.
Handelsnamen sind etwa Dralon und Orlon.
Polyamid: Erdölprodukt.
Eigenschaften: Die Fasern sind fast scheuer- und reissfest und werden oft zum Verstärken von Geweben verwendet. Polyamid kann sich elektrostatisch stark aufladen. Es neigt zum Vergilben, ist hitzeempfindlich, nimmt wenig Schweiss und Feuchtigkeit auf und trocknet schnell.
Handelsnamen wie Perlon und Nylon.
Polychlorid/Polyvinylchlorid: Diese Faser findet sich manchmal in Wetterschutzbekleidung als Beschichtung und in billigen Lederimitaten. Polyvinylchlorid (PVC) ist ein Krebs auslösender Stoff.
Eigenschaften: Isoliert gut, lädt sich elektrostatisch stark auf und zieht Schmutz an. Nimmt keine Feuchtigkeit auf. Achtung: PVC darf nicht chemisch gereinigt werden.
Handelsnamen wie Chlevyl, Envion und Leavyl.
Polyurethan: Ausgangsmaterial zur Herstellung einer elastischen Faser, des Elasthan. Polyurethan findet man oft in Stretchartikeln.
Eigenschaften: Stark dehnbar und elastisch; ist weich und geschmeidig zum Anfassen. Achtung: leicht entflammbar.
Handelsnamen wie Lycra und Dorlastan.
Polypropylen: Diese Fasern sind sehr günstig herstellbar und werden deshalb oft anderen Materialien beigemischt, um das Endprodukt zu verbilligen. Polypropylen findet man hauptsächlich in Sportunterwäsche.
Eigenschaften: Sehr leichte Faser, wärmt ausgezeichnet, fühlt sich beim Anfassen wollig an. Polypropylen nimmt kaum Feuchtigkeit auf, ist reiss- und scheuerfest.
Handelsnamen wie Meraklon.
Chemiefasern auf natürlicher Basis
Viskose: Viskose ist die bekannteste Chemiefaser auf Zellulosebasis.
Eigenschaften: Viskose ist ähnlich wie Baumwolle, nimmt viel Feuchtigkeit auf und ist antistatisch. Viskose fühlt sich angenehm weich und kühl an, eignet sich deshalb auch gut für Hemden und Blusen. Das Material ist nicht sehr reissfest und sollte schonend gewaschen werden.
Acetat: Diese künstlichen Fasern bestehen aus Essigsäure und Zellulose.
Eigenschaften: Acetatfasern sind hochelastisch, weich, geschmeidig und knitterarm. Sie nehmen nur wenig Wasser auf und sind mässig strapazierfähig. Das Material ist leicht entflammbar und hitzeempfindlich.
Modal: Diese Chemiefasern werden ähnlich hergestellt wie Viskose - und haben auch ähnliche Eigenschaften. Modal knittert kaum, ist aber - wie Acetat - leicht entflammbar.
Cupro: Das Material wird aus Zellulosemasse gewonnen, die in einer Kupfersalz-Lösung gelöst und dann zu Fäden gesponnen wurde. Weil die Cupro-Herstellung die Umwelt stark belastet, ist das Material in vielen Ländern verboten. Ansonsten hat es ähnliche Eigenschaften wie die Viskose.
Hightech-Fasern sollen sogar Krankheiten lindern
Kleider aus neuartigen Fasern heilen angeblich Hautkrankheiten, leuchten modisch und schützen vor fast jedem Hudelwetter.
In zahlreichen Labors forscht man nach «intelligenter» Kleidung, Hightech-Fasern oder der optimalen Verbindung von Technik und Stoff. Einige neuere Erfindungen sind bereits in Kleidungsstücke eingearbeitet.
- Hautkrankheiten lindern
Bewährt haben sich Kleider mit Fasern, die mit reinem Silber ummantelt sind. Das Metall wirkt antibakteriell, soll Entzündungen verhindern und gegen Neurodermitis helfen. Es wurden sogar Textilien entwickelt, die Mikrokapseln enthalten. Diese etwa mit einer Salbe gefüllten Kapseln können diese an den Träger abgeben.
- Leuchtfarben
Auch im Modebereich sorgen neue Fasern für Aufsehen. So etwa die Plastic Optical Fibre, die ursprünglich aus der Übertragungstechnik stammt. Die hitzeempfindliche und brüchige Faser wird so in den Stoff eingewoben, dass schimmernde und leuchtende Ornamente entstehen.
- Wetterschutz
Längst bekannt ist wasserdichte, winddichte und atmungsaktive Kleidung. Dies erreichen die Hersteller, indem sie den Stoff mit der Hightech-Faser extra dicht weben und mit einer Membran oder mit Folien beschichten lassen.
Membranen sind hauchdünne, Wasser abweisende Kunststofffolien, die mikroskopisch kleine Poren haben, durch die der Schweiss nach aussen verdampfen kann. Bekannt sind etwa
Goretex und Aditex. Oder: Die Beschichtungen haben keine Poren, sind aber durch den chemischen Aufbau für Wasserdampf durchlässig. Sympatex und Thintech sind zwei Markennamen.
Microfasern sind textile Gewebe aus Chemiefasern (Polyester und Polyamid) mit einem minimalen Durchmesser. Sie sind extrem fein und dicht gewebt, atmungsaktiv, aber nicht so wasserabweisend wie eine Membran. Handelsnamen sind etwa Trevira Finesse und Meryl.