PC off - und doch übers Web anrufen
Wer online telefonieren will, macht das oft bei Skype. Wer auch bei ausgeschaltetem PC übers Internet günstig oder gratis anrufen will, braucht SIP, einen Voice-Router - und seine gewohnten Telefonapparate.
Inhalt
K-Tipp 10/2006
17.05.2006
Kurt Haupt
Für welche Anwender macht Telefonieren übers Internet Sinn?
Grundsätzlich macht das Telefonieren über VoIP (Voice over IP) für eine Privatperson Sinn, wenn sie über einen Internet-Breitbandanschluss (TV-Kabel, ADSL) und ein unbeschränktes Datenvolumen verfügt.
Was genau ist Skype, und gibts Nachteile?
Skype ist der bekannteste Vertreter der Internettelefonie (www.skype.com). Die Nutzer telefonieren untereinander kostenlos, von Computer zu Computer - und wer b...
Für welche Anwender macht Telefonieren übers Internet Sinn?
Grundsätzlich macht das Telefonieren über VoIP (Voice over IP) für eine Privatperson Sinn, wenn sie über einen Internet-Breitbandanschluss (TV-Kabel, ADSL) und ein unbeschränktes Datenvolumen verfügt.
Was genau ist Skype, und gibts Nachteile?
Skype ist der bekannteste Vertreter der Internettelefonie (www.skype.com). Die Nutzer telefonieren untereinander kostenlos, von Computer zu Computer - und wer bezahlt, kann via Skype auch herkömmliche Telefonnummern wählen. Das kann sich bei Ferngesprächen lohnen.
Skypes grösster Nachteil: Mindestens ein Gesprächsteilnehmer muss am PC sitzen. Im Sommer soll mit dem Netgear SPH101 ein PC-unabhängiges Funktelefon erhältlich sein. Leider erhält man bei Skype keine richtige Telefonnummer - kann also von Computerabstinenzlern nicht angerufen werden.
Kann man auch ohne PC telefonieren?
Ja - per SIP (Session Initiation Protocol) -, das ist auch der grösste Vorteil dieses Systems für Internettelefonie. Es definiert, wie Telefonverbindungen übers Internet aufgebaut werden müssen. Während Skype nur mit einem Anbieter funktioniert, gibt es hunderte Anbieter, die SIP ermöglichen.
Kann ich alte Telefone weiterhin benutzen?
Ja. Sie benötigen für SIP ohnehin einen Router. Dieses Kästchen (VoIP-Router) stellt nicht nur die Verbindung ins Internet her, sondern bietet zusätzliche Telefonsteckdosen, sodass man herkömmliche Telefonapparate problemlos anschliessen kann.
Wie funktioniert SIP?
Wenn zwei Gesprächspartner bei SIP die Internetadresse des jeweils anderen Routers kennen, kann gratis telefoniert werden. Statt einer Telefonnummer tippt man die Internetadresse (IP) ein. Weil das aber mühsam ist, sorgen SIP-Anbieter dafür, dass man unter seiner gewohnten Telefonnummer erreichbar ist und Gesprächspartner unter der gewohnten Nummer anrufen kann.
SIP-Provider vermitteln zudem Gespräche zwischen herkömmlichen Telefonnetzen und dem Internet - in beide Richtungen. Egal wer anruft, das Telefon klingelt wie gewohnt.
Will man eine ans herkömmliche Telefonnetz angeschlossene Person anrufen, vermittelt der Provider das Gespräch vom Internet ins herkömmliche Telefonnetz und berechnet dafür eine Gebühr im Minutentakt. Wenn beide Teilnehmer beim selben SIP-Anbieter sind, können sie gratis miteinander telefonieren.
Wie stellt man fest, ob Internettelefonie via SIP gut klappt?
Durch einen einfachen Test: Man installiert ein kostenloses Programm, das ein SIP-Telefon simuliert (http:// www.nero.com/sippstar/de, www.sipcall.ch oder www. voipbuster.com. Die meisten SIP-Anbieter stellen gratis Testnummern zur Verfügung. Wie bei Skype telefoniert man direkt via PC - aber mit SIP-Technik.
Wie stehts mit der Gesprächsqualität?
Entscheidend sind Verbindung, Router und SIP-Anbieter. Nur wenn die Internetanbindung bei beiden Gesprächspartnern in beiden Richtungen (Up- und Download) genügend Kapazität und Geschwindigkeit hat, ist die Gesprächsqualität gut. Die Datenpäckchen müssen dabei in genügender Menge (Bandbreite) und ohne Zeitverzögerung (Latenz, Ping-Zeit) transportiert werden. Diese Werte hängen letztlich vom Internet-Provider ab.
Gute VoIP-Router sorgen zudem dafür, dass Sprachpakete bevorzugt übermittelt werden - so beeinträchtigt ein Datendownload am PC kein Telefongespräch.
Worauf muss man beim Provider achten?
Diese Wahl muss man sich gut überlegen. Im K-Tipp 7/06 wurden acht Anbieter verglichen: Nur Cablecom und Sunrise erhielten das Gesamturteil «gut».
Manche Anbieter treten gleichzeitig als Internetprovider und SIP-Anbieter auf. Es hat Vorteile, wenn der gleiche Dienst für Internetqualität und Sprachvermittlung zuständig ist.
Wichtig ist aber auch, dass man sein SIP-Abo behalten kann, wenn man den Provider wechselt.
Marktführerin - mit rund 160 000 Anschlüssen - ist zur Zeit Cablecom, die nachts Gratis-Anrufe auf alle Schweizer Festnetznummern bietet.
Mehrere kleinere Schweizer Anbieter haben sich im freecall network zusammengeschlossen. Die Gruppe umfasst aktuell rund 25 000 Teilnehmer, die unbeschränkt und kostenlos parlieren können.
Unterschiedlich sind auch die Zusatzdienste: Je nach SIP-Provider gibt es Telefonbeantworter, Weiterleitung und Fax-Funktionen.
Kann man die Telefonnummer mitzügeln?
Ja. Seit wenigen Wochen sind alle Telefonnummern portierbar. Man muss dafür aber je nach Anbieter eine Gebühr bezahlen.
Was passiert, wenn das Internet streikt?
Fällt das Internet aus, bleibt das Telefon stumm. Das ist der grosse Nachteil bei SIP. Weitere Nachteile: Faxen via SIP ist nur beschränkt möglich. Wer seine SIP-Zugangsdaten (Passwort usw.) nicht sicher aufbewahrt, riskiert, dass ein Dritter auf seine Kosten telefoniert. Ferner können Polizei und Feuerwehr bei Notrufen nicht automatisch erkennen, wo Hilfe benötigt wird.
Ist SIP-Telefonie über ADSL oder via Kabel günstiger?
Bei ADSL verhindert die Swisscom, dass man mit SIP schnell Geld sparen kann. Denn ADSL-Abonnenten können den normalen Telefonanschluss nicht aufgeben und vollständig zur SIP-Telefonie wechseln. Sie müssen der Swisscom nämlich zwingend monatlich Fr. 25.25 für den Telefonanschluss bezahlen. Allerdings kann man dieselbe Nummer parallel für SIP und herkömmliche Telefonie nutzen.
Mit Internettelefonie wirklich sparen können also nur Vieltelefonierer oder Kabel-Nutzer. Vor allem bei Auslandsgesprächen tut man gut daran, die SIP-Tarife (unter http://www. comparis.ch/telecom/voip. aspx) mit jenen von Prepaid-Anbietern (www.pla netacard.ch) zu vergleichen, weil Letztere oft günstigere Gespräche bieten.