Rasenmäher, die selbständig das Gras schneiden, sind begehrt – sagen die Verkäufer: Allein Marktleader Husqvarna hat in der Schweiz nach eigenen Angaben innert vier Jahren 15 000 Mäh-Roboter abgesetzt – Tendenz steigend. Elektronisch gesteuerte Grasschneider gibts in diversen Ausführungen von drei Herstellern. Preise: ab rund 1600 Franken, raffiniertere Modelle kosten jedoch schnell ein paar Tausender.
Was taugen sie? Haus & Garten hat drei Mäh-Roboter an die Arbeit geschickt: Automower AC 220, Ambrogio Evolution und Robomow RL 350. Und zwar auf dem Testgelände des Robotik-Centers der Firma Liniger in Eich LU, die in ihrem Sortiment von Gartenmaschinen auch Roboter-Rasenmäher führt.
Der RasiererZuerst das meistverkaufte Modell – der Automower 220 AC von Husqvarna. Preis: 3200 Franken. Das Leichtgewicht von knapp 9 Kilo macht zu Beginn keinen Wank. «Er absolviert einen Selbsttest», erklärt Manuel Lafargue, Robotertechniker bei Liniger. Nach rund fünf Minuten plötzlich ein Ruck nach links, ein Ruck nach rechts, und mit einem Geräusch wie ein lauter Rasierapparat zuckelt das Gerät los. Es hinterlässt eine schmale Mäh-Schneise, rund zwei Handbreit gross.
Vor einem kleinen Büschel Löwenzahnblätter bleibt der Automower stehen, das Raspelgeräusch wird lauter, er fährt zurück, nimmt einen neuen Anlauf: Die Blätter sind weg. Der Roboter ändert nach dem Zufallsprinzip die Richtung und steuert direkt auf ein stattliches Löwenzahnbüschel zu. Es knattert, es piepst: Dem Kraut scheint er nicht gewachsen zu sein. Er macht rechtsumkehrt und wendet sich leichteren Aufgaben zu.
Ein Blick auf den technischen Beschrieb offenbart, weshalb der Automower Schwerarbeit scheut: Er erbringt nur 42 Watt Leistung. Und ein Blick auf die Innereien des Geräts zeigt: Hier arbeiten drei kleine Rasiermesser vom Typ Cutter-Klinge. Die Leistungsschwäche des Automowers hat laut Lafargue aber auch Vorteile: «Das Gerät ist sehr leise, zudem ist die Verletzungsgefahr bei den kleinen Klingen gering.» Ausserdem biete der Mäh-Roboter vielfältige Programmiermöglichkeiten und sei deshalb für komplizierte Gärten mit engen Passagen speziell geeignet.
Weitere Schwäche: Wegen der geringen Leistung muss das Gerät mehrmals pro Woche an die Arbeit, seine Rasiermesser müssen rund einmal pro Monat gewechselt werden (Set-Preis: Fr. 9.90). Und: Beginnt es während der programmierten Arbeitszeit zu regnen, fährt der Automower das Gras auf schweren Böden zu Matsch. Denn er hat keinen Regensensor, der ihn bei Nässe in die Pause schickt.
Der DerwischAls Zweiten schickt Haus & Garten den Evolution von Ambrogio ins Feld, mit 3990 Franken das teuerste Modell. Der kleine, kompakte Roboter startet mit einem Geräusch wie ein Düsenjet vor dem Start – nur viel, viel leiser. Zügig rollt er ins rund 11 cm hohe Gras, das er sauber kappt und in Häufchen hinterlässt. Plötzlich beginnt er, sich spiralförmig zu drehen. Der Evolution dreht so lange seine Runden, bis die Grashäufchen verschwunden sind und der fein zerhackte Grasschnitt schön verteilt auf dem Rasen liegt. Dann setzt er etwas zurück, bahnt sich erneut seinen Weg durchs hohe Gras – bis der nächste Spiraltanz beginnt.
Nach rund einer halben Stunde sieht der Testrasen aus wie ein schlecht gerupftes Huhn: hier ein Büschel hohes Gras, dort ein Häufchen Grasschnitt, dazwischen Stücke sauber gemähten Rasens. Das ist die unschöne Seite des Zufallsprinzips, nach dem der Roboter seinen Weg geht. Manuel Lafargue versichert jedoch, dass der Rasen nach Beendigung des Arbeitsprogramms – für 400 m2 brauche das Gerät rund drei Stunden – gepflegt aussehe.
Grösster Nachteil des Evolution ist sein hoher Preis. Auch das Händlernetz ist mit weniger als 50 Verkaufsstellen in der Schweiz recht klein (zum Vergleich: Den Automower gibts bei über 300 Fachhändlern). Das Edel-Modell hat – neben seinem intelligenten Vorgehen – unter anderem den Vorteil, dass es eine grosse Auswahl an Zubehör gibt. Dieses hat allerdings auch seinen Preis.
Der BrockenAls Letzter der Günstige: der Robomow von Friendly Robotics für 1590 Franken. Preisgünstig ist er vor allem, weil er als Einziger des Trios seine Batterie nicht selbständig aufladen kann.
Schickt man den Robomow zur Arbeit, kommt echte Rasenmäh-Atmosphäre auf: Der Roboter ist so laut wie ein Elektro-Handmäher, sieht aus wie ein solcher – einfach ohne Haltegriff – und legt in etwa ein Tempo hin, als würde er von einem Menschen gestossen. Ausserdem rattert er auf einem regelmässigen Zickzack-Kurs hin und zurück und hinterlässt ein gepflegtes Rasenstück. Dafür sorgt ein Konzept namens Roboscan: Von einem Kompass gesteuert fährt das Gerät immer vorwärts und in einem spitzen Winkel wieder zurück.
Der Robomow ist nicht nur der günstigste, sondern auch der leistungsstärkste (total 450 Watt), der grösste (89 x 66,5 cm), der schwerste (35 kg) Mäh-Roboter, und er verfügt auch über die breiteste Schnittfläche (53 cm) der getesteten Geräte.
Sein grösster Nachteil: Sind die Batterien leer, muss der Besitzer ihn zum Aufladen selber zur Steckdose bringen. Damit sich der Mensch an dem Schwergewicht keinen Bruch zuzieht, lässt es sich mit einem Steuergerät, das per Kabel mit dem Mäher verbunden ist, durch den Garten chauffieren. Der Robomow schafft mit einer Batterieladung maximal 200 m2.
Mäh-Roboter: Vor- und NachteileDie drei in der Praxis geprüften Modelle Automower, Evolution und Robomow haben
viele Gemeinsamkeiten. Das sind die wichtigsten Vor- und Nachteile:
- Alle drei Mäh-Roboter zerkleinern den Grasschnitt und lassen ihn als Dünger auf dem Rasen liegen.
- Prallen die Mäher gegen ein Hindernis – wie ein Baumstamm oder ein Stuhlbein –, machen sie rechtsumkehrt.
- Vor liegen gelassenen Tüchern, Badehosen, Flip-Flops und Ähnlichem macht keiner der Roboter halt: Das Material wird zerschnetzelt, die Messer werden in der Regel blockiert und das Mähen wird gestoppt.
- Alle drei Mäh-Roboter benötigen eine Installation: Ein Begrenzungskabel rund um den Rasen informiert sie, wo sie mähen dürfen und wo nicht.
- Im Boden verlegte Leitungen – insbesondere Telekom-Kabel – können die Roboter bei der Arbeit stören oder gar lahmlegen.
- Dellen in der Rasenfläche können ebenfalls dazu führen, dass das Gerät die Arbeit einstellt: Der Roboter kann auf die Nase fallen und kommt ohne Hilfe nicht wieder hoch.
- Steigungen erklimmen die Roboter nur begrenzt, auch Treppen steigen kann keiner: Dies ist zu beachten bei Rasenflächen, die auf verschiedenen Ebenen angelegt sind.