Auf einer Werbefahrt kaufte Robert Koller das Fussbad Hydrosana – für 1996 Franken. Badete er die Füsse darin, verfärbte sich das Wasser braun. Das sei so, weil das Gerät dem Körper Schadstoffe entziehe, hiess es. Dann schaltete der 81-Jährige das Elektrolyse-Bad ein, ohne die Füsse hineinzustellen: Das Wasser verfärbte sich trotzdem. Im «Kassensturz» belegte Chemieprofessor Rainer Bunge von der Hochschule Rapperswil SG anhand eines Versuchs: Die Farbe ist nichts anderes als Rost.
Solche Fussbäder werden nicht nur auf Kaffeefahrten verkauft, sondern stehen auch in Behandlungsräumen von Ärzten, Physiotherapeuten und Thermalbädern. Meist handelt es sich um das nur an Therapeuten verkaufte 4000-Franken-Gerät Body detox. Eine 30-minütige Anwendung kostet bis zu 65 Franken.
Sportler – etwa Eishockeyspieler Adi Wichser und Radprofi Bruno Risi – werben für das Gerät. Auch die Thermalbäder Schinznach und Zurzach bieten das Fussbad im rostigen Salzwasser an. Mit grossem Erfolg, wie Dominik Keller vom Bad Zurzach sagt.
Ionenaustausch unmöglich
Ob Body detox, Hydrosana oder andere Marken, der Mechanismus ist meist derselbe. Eine Metallelektrode zersetzt sich durch Gleichstrom und Salz, das dem Wasser beigefügt ist. Es entsteht Rost. Das gibt Body-detox-Geschäftsführer Bruno Hauser auch zu: «Wir wissen, dass die Verfärbung darauf zurückzuführen ist.»
Und der Allgemein- und Komplementärmediziner Simon Feldhaus aus Baar ZG, der Patienten ebenfalls mit dem Fussbad behandelt, bekennt: «Der Farbumschlag im Wasser hat keine wesentliche Bedeutung.» Trotzdem ist Feldhaus von der Wirkung überzeugt: «Alles nur Placebo-Effekte? Die vielen positiven Patientenberichte sprechen klar dagegen.»
Body-detox-Chef Hausers abenteuerliche Erklärung für die Wirkung: Das Ionen-Überangebot schaffe durch Austausch über die Fusssohlen einen Ausgleich zum körpereigenen Unterangebot. So würden im Körper Schadstoffe und Freie Radikale neutralisiert und ausgeschieden.
Professor Bunge widerspricht. Es sei unmöglich, dass zwischen Fussbad und Körper Ionen ausgetauscht werden. Davor schütze die Haut. «Ein Ionenüberschuss im Fussbad wäre nobelpreiswürdig!» scherzt er. Auch Arzt Feldhaus gibt zu, dass nicht genau bekannt ist, «wie so ein System wirkt».
Swissmedic überprüft Body detox
Der Münchner Arzt Pertti Metsela warnt gar, das gelöste Metall führe zu bedenklichen Schwermetallkonzentrationen im Kör- per. Chemiker Bunge aber sieht höchstens bei Nickelelektroden eine Gefahr: Allergiker könnten Hautausschläge bekommen.
Auch die Heilmittelbehörde Swissmedic hat die Fussbäder im Visier: Gegen Body detox ist ein Verfahren hängig. Es wird geprüft, ob es weiterhin als Medizinprodukt angeboten werden darf.
Das Märchen mit den Schlacken
Ein Elektrolyse-Fussbad soll gegen alles nützen – von Haarausfall und Hautkrankheiten über Cellulitis bis zu Übergewicht. Die Ionisierung des Wassers helfe dem Körper, Schlacken auszuscheiden, behaupten die Hersteller.
Nur: Dass man dem Körper helfen muss, Schlacken loszuwerden, ist ein Ammenmärchen. Leber und Niere reinigen den Körper zuverlässig von allem, was er nicht braucht. «Die Ausscheidung von Abbauprodukten des Körpers kann höchstens durch Bewegung, gesundes Essen und viel Trinken gefördert werden», sagt Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser.