Das Telefonieren mit dem Handy wird immer günstiger. Ein Grund: Discounter Aldi hat den Markt mit seinem Prepaid-Angebot tüchtig aufgemischt. Doch die meisten setzen nach wie vor auf zu teure Abos – davon profitiert vor allem die Swisscom.
Adieu teure Tarife»: Mit diesem Slogan hat Aldi im letzten November sein Prepaid-Handy-Angebot «Salut» lanciert. Tatsächlich schlägt der Discounter im neusten K-Tipp-Vergleich die Konkurrenz bei drei von vier Benutzerprofilen (siehe Tabellen im pdf-Artikel, in denen Abos und Prepaid-Angebote verglichen werden). Vor zwei Jahren (
K-Tipp 1/2006) hatte das Prepaid-Angebot von M-Budget noch bei drei von vier Profilen am besten abgeschnitten.
Der orange Riese hat seine Tarife als Reaktion auf die Aldi-Preisoffensive zwar sofort gesenkt. Trotzdem belegt er heute dreimal nur noch Rang 2. Bei den «Dauer-Telefonierern» belegen die Abos von Orange (Optima) und Sunrise (Max) die ersten zwei Plätze.
SMS: In der Schweiz billiger als im AuslandDie grossen Telecomanbieter können nur bei den «Dauer-Telefonierern» vorne mithalten – das gilt insbesondere für die Swisscom: Der K-Tipp musste die Tarife des Branchenleaders in der Tabelle deshalb gesondert ausweisen. Denn bei den Profilen 1–3 rangierten sie nicht unter den ersten 12 bzw. 13 Positionen.
Swisscom und Migros (M-Budget läuft übers Swisscom-Netz) reagieren auf diese Resultate mit Kritik an der Berechnungsmethode. Bemängelt wird, dass Gespräche von der Schweiz ins Ausland nicht berücksichtigt wurden. Dazu sagt Ralf Beyeler, Telecomexperte von Comparis, der die verschiedenen Profile für den K-Tipp durchgerechnet hat: «Drei von vier Benutzern telefonieren mit dem Handy nie oder fast nie von der Schweiz ins Ausland. Deshalb wurden solche Gespräche nicht berücksichtigt.»
Erfreulich: Im Zweijahresvergleich sind die Kosten je nach Profil um 20 bis 30 Prozent gesunken. Nur beim «SMS-Freak» betrug der Rückgang weniger als 10 Prozent. Der Grund: Der Tarif von 10 Rappen für ein SMS ist bei den günstigen Anbietern seit 2005 nicht reduziert worden. Die SMS-Tarife sind übrigens – anders als die sonstigen Handykosten – in der Schweiz tiefer als im übrigen Europa.
Handy-Kunden zahlen 2,1 Millarden zu vielEbenfalls auffallend: Prepaid-Angebote werden immer günstiger. Nur für Personen, die mehr als acht Stunden pro Monat mit dem Handy telefonieren, lohnt sich ein Abo. 2006 lag diese Grenze noch bei gut fünf Stunden.
Drei von fünf Personen telefonieren mit einem meist zu teuren Abo. Ralf Beyeler geht davon aus, dass Abo-Kunden pro Jahr 2,1 Milliarden Franken zu viel zahlen. Allein bei Swisscom-Kunden ortet er ein Sparpotenzial von jährlich 1,5 Milliarden Franken.
Swisscom-Sprecher Carsten Roetz verweist auf die «gute Netz- und Servicequalität» sowie die vergünstigten Geräte, von denen Abo-Kunden profitierten. Diese «Schnäppchen» sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, sind sie doch meist mit einem lange dauernden Vertrag verbunden.
«SMS-Freak Stefan» lässt seinem Ärger auf der Swisscom-Forumsseite freien Lauf. Er sieht sich benachteiligt, «da ich einen Zweijahresvertrag abgeschlossen habe und keine Lust habe zuzuschauen, wie alles billiger wird, Swisscom aber auf den Preisen sitzen bleibt».
Mit seiner Meinung ist er nicht allein: Bei einem Gewinn von 1,4 Milliarden Franken (2006) allein im Handybereich sollte für Tarifsenkungen durchaus noch Platz sein. Dann würde es die Swisscom im nächsten K-Tipp-Vergleich auch wieder in die Tabellenränge schaffen.
So wurde gerechnetStichtag war der 28. Januar (Yallo-Tarife gelten seit 7. 2. 2008). Pro Profil wurden je die 12 bzw. 13 günstigsten Angebote aufgelistet. Die Swisscom figurierte bei drei Profilen nicht unter den günstigsten Anbietern. Ihre Tarife wurden speziell aufgelistet.
40 Prozent der Telefonate gingen ins Fest-, 60 Prozent ins Handynetz. Angebote für bestimmte Gruppen (z. B. Jugendliche oder Ausland-Telefonierer) und Zusatzoptionen (z. B. Minuten- oder SMS-Pakete) wurden nicht berücksichtigt.