Nickel in aller Kindermunde
Nickelallergie ist die häufigste Kontaktallergie, zwei bis vier Prozent der Bevölkerung leiden daran. Trotzdem enthalten Zahnspangen grosse Mengen an Nickel.
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K-Tipp 05/2008
10.03.2008
Isabelle Meier
«Mir ist nicht klar, wie man ausgerechnet bei Kindern Nickelprodukte im Mund verwenden darf», schreibt eine besorgte Mutter in der deutschen Zeitschrift «Öko-Test». Ihre zehnjährige Tochter bekam einen starken Ausschlag im Gesicht, nachdem man ihr eine Zahnspange eingesetzt hatte. Sie wurde sofort wieder entfernt.
Dass die Zahnspange Nickel enthielt, ist keine Ausnahme. Auch in der Schweiz werden den Spangen in der Regel Nickel beigefügt. J...
«Mir ist nicht klar, wie man ausgerechnet bei Kindern Nickelprodukte im Mund verwenden darf», schreibt eine besorgte Mutter in der deutschen Zeitschrift «Öko-Test». Ihre zehnjährige Tochter bekam einen starken Ausschlag im Gesicht, nachdem man ihr eine Zahnspange eingesetzt hatte. Sie wurde sofort wieder entfernt.
Dass die Zahnspange Nickel enthielt, ist keine Ausnahme. Auch in der Schweiz werden den Spangen in der Regel Nickel beigefügt. Je weniger Nickel die Drähte und Plättchen enthalten, desto brüchiger werden sie, sagt Josef Walker. Der ehemalige Inhaber der auf kieferorthopädische Produkte spezialisierten Firma Ortho-Walker erklärt, dass das Metall sehr hart und spröde werde, wenn man das Nickel herausnehme. Das führe vermehrt zu Ermüdungsbrüchen.
Deshalb wird mit Nickel nicht gespart: 8 bis 12 Prozent enthält eine durchschnittliche Zahnspange. Die Drähte, die ein Patient am Anfang der Behandlung im Mund trägt, bestehen sogar bis zu 50 Prozent aus Nickel, da sie besonders geschmeidig sein müssen.
Der ständige Kontakt von Zahnspangenträgern mit Nickel ist nicht ganz ungefährlich. «Nickel muss nicht zwingend über die Haut aufgenommen werden, um eine Reaktion auszulösen, das kann auch über die Schleimhäute geschehen», sagt Peter Schmid von der Allergiestation des Unispitals Zürich. Er kennt Patienten, die auf Zahnspangen oder Zahnimplantate reagiert haben, wenn auch wenige.
Nickel und Speichel: Verätzungen im Mund
Dass nur wenige Fälle bekannt sind, könne damit zusammenhängen, dass eine Nickelallergie erst mit häufigerem Nickel-Kontakt entsteht, sagt Schmid: Deshalb ist die Allergie bei Erwachsenen oft ausgeprägter als bei Kindern, weil sich im Laufe des Lebens der Nickel-Kontakt aufsummiert. Frauen sind zudem häufiger betroffen, da sie mehr nickelhaltigen Schmuck tragen als Männer.
Das Material verursacht noch ein zweites Problem: Nickel kann mit dem Speichel ein aggressives Salz bilden, das zu Verätzungen und Entzündungen der Mundschleimhäute führen kann. Die Hersteller versuchen deshalb, Nickel zu vermeiden: «Man versucht, den Nickelgehalt so weit wie möglich zu senken», so Josef Walker. Heute könne man praktisch nickelfreie Metalle herstellen. Ganz ohne geht es aber noch nicht.
Keramik-Brackets sind viermal so teuer
Allergie-Spezialist Schmid empfiehlt, ein anderes Material zu verwenden, wenn der Verdacht auf Nickelallergie besteht. Das rät auch das Allergiezentrum Aha Suisse: «Teilen Sie dem Arzt mit, wenn Sie an ei-ner Nickelallergie leiden, damit er eine nickelfreie Variante wählen kann», so Aha Suisse.
Alternativen gibt es: Die Plättchen, die auf den Zahn geklebt werden, können auch aus Keramik oder Kunststoff hergestellt werden. Zudem gibt es Titan-Drähte mit einem Nickelgehalt unter einem Prozent. Für diese – auch ästhetisch ansprechendere – Variante muss man aber tief in die Tasche greifen: Kunststoff-Brackets sind fast doppelt, Keramikplättchen gar viermal so teuer wie Metallplättchen.
Gute Zahnspangen-Versicherungen
Eine Zahnversicherung lohnt sich für Erwachsene nicht. Eltern mit Kindern sollten jedoch eine «Zahnspangen-Versicherung» abschliessen. Die hohen Kosten für die Zahnfehlstellungskorrektur – die von der obligatorischen Grundversicherung nicht bezahlt sind – lassen sich bei den Krankenkassen gut und günstig versichern (je nach Deckungsgrad und Leistungsgrenze ca. Fr. 5.– bis 15.– pro Monat).
Die Kassen übernehmen 50 bis 90 Prozent der Kosten. Einige Kassen setzen eine bestimmte Alterslimite, bis zu der sie Kinder ohne Arztzeugnis aufnehmen. Wenn die Kasse ein Attest verlangt, sollte man das Kind schon mit rund vier Jahren versichern.