«Das ist reine Abzockerei»
Einkaufen vom Fernsehsessel aus? Nach frustrierenden Erfahrungen ist die Antwort für viele Kunden des Teletip-Shops klar: Nie wieder!
Inhalt
K-Tipp 07/2008
07.04.2008
Gery Schwager
Die Meldung war nur kurz. Sie stand im ersten K-Tipp dieses Jahres. Ihr Titel: «Teletip-Shop nervt erneut». Doch der knappe Bericht über die Shopping-Show, die in der Schweiz bei Star TV, 3+, Pro Sieben und Sat 1 Schweiz im Programm ist, stiess auf grosse Resonanz: Rund 30 Leserinnen und Leser meldeten sich, um ihrem Ärger über den Teletip-Shop Luft zu machen. Einige Beispiele:
Nelly Weinberger (Name geändert) aus Büren an der Aare BE hatte ein Rei...
Die Meldung war nur kurz. Sie stand im ersten K-Tipp dieses Jahres. Ihr Titel: «Teletip-Shop nervt erneut». Doch der knappe Bericht über die Shopping-Show, die in der Schweiz bei Star TV, 3+, Pro Sieben und Sat 1 Schweiz im Programm ist, stiess auf grosse Resonanz: Rund 30 Leserinnen und Leser meldeten sich, um ihrem Ärger über den Teletip-Shop Luft zu machen. Einige Beispiele:
Nelly Weinberger (Name geändert) aus Büren an der Aare BE hatte ein Reinigungsmittel bestellt. Obwohl die Sendung damit wirbt, die Lieferung sei versandkostenfrei, verrechnete der Teletip-Shop: 14 Franken fürs Porto, 15 Franken Nachnahmegebühr, je fast 4 Franken für Transportversicherung und «Handling’s Gebühr». Dazu Nelly Weinberger: «Ich fühle mich vom Teletip-Shop für dumm verkauft.»
André Oehninger aus Goldingen SG fand auf seiner Rechnung ebenfalls Versand- und weitere Kosten, von denen er beim Kauf nichts wusste. Da der Teletip-Shop wegen seiner Verrechnungspraxis schon oft Anstoss erregt hat, ist für Oehninger «unverständlich, weshalb der Shop nichts aus seinen Fehlern lernt. Aber offenbar verdienen die Verantwortlichen an jenen Kunden, die sich nicht wehren, einfach zu gut.»
Hohe Kosten und viel Verdruss
Kati Rambow aus Egerkingen SO sollte für einen Dampfreiniger mit Zubehör 306 Franken statt der am Bestelltelefon genannten 230 Franken zahlen. Der Grund: unerwartete Gebühren und Versandkosten, aber auch ein Fehler der Verkäuferin am Telefon. Rambow sandte das Paket zurück, erhielt jedoch nur 253 Franken gutgeschrieben. Ihre Anrufe an die Hotline kosteten nur, ohne etwas zu bringen. «Ich habe ganz sicher zum letzten Mal beim Teletip-Shop eingekauft», sagt Rambow.
Karin Graf aus Schöfflisdorf ZH hatte Ware retourniert, der Teletip-Shop erstattete aber nur zwei Drittel des Kaufpreises zurück. Per E-Mail erkundigte sich Graf nach dem Grund – eine Antwort blieb aus. Und telefonische Kontaktversuche endeten stets in einer Warteschleife. Graf: «Ich hätte nicht damit gerechnet, auf eine derart unseriöse Firma zu treffen.»
Christian Matter aus Ebmatingen ZH erhielt zum bestellten Spielzeug-Lastwagen nicht die in der Sendung gezeigte Fernsteuerung. Zudem traf die Lieferung verspätet ein, «garniert» mit fragwürdigen Gebühren. Für Matter ist klar: «Ich werde nie mehr beim Teletip-Shop bestellen.»
Ursula Bürgi aus Bern stellte auf der Rechnung für den Universalreiniger fest, dass der Teletip-Shop den Europreis mit einem Fantasiekurs von Fr. 1.90 fakturiert hatte. Dazu kamen Versandkosten und Gebühren. Ihr Verdikt: «Reine Abzockerei.»
Etwas Bewegung in diese und weitere Fälle kam erst, als der K-Tipp beim Teletip-Shop intervenierte: Die Klagen wurden jetzt zwar behandelt, aber für viele Betroffene nur unbefriedigend erledigt.
Hinweise auf Zusatzkosten gut versteckt
Dabei klagen Schweizer Teletip-Shop-Kunden immer wieder über dieselben Punkte: Entgegen Angaben in der TV-Sendung werden Versandkosten verrechnet. Ferner fallen Gebühren an, die bei der Bestellung verschwiegen werden. Zuweilen kommt nicht die bestellte, sondern nur vergleichbare Ware. Der Wechselkurs ist extrem ungünstig, und die «Kundenhotline» ist oft unerreichbar.
Eine Ahnung vom drohenden Ungemach erhielte, wer die ellenlangen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Shops minutiös studierte und die TV-Sendung höchst aufmerksam verfolgte: In einer Laufschrift, die vor allem Werbesprüche verbreitet, steht alle paar Minuten, dass für Lieferungen in die Schweiz Versandkosten «ab Euro 5.95» anfallen. Das in der Sendung penetrant wiederholte Versprechen, es gebe «keine Versandkosten», gilt also nur für Kunden aus Deutschland und Österreich.
Auch der lausige Wechselkurs erscheint in der Laufschrift gelegentlich, ebenso der Hinweis, die AGB seien via Internet oder Teletext einsehbar. Wer das nicht mitbekommt, findet diese erst auf der Rückseite der Teletip-Shop-Rechnung – in winziger Schrift.
Übrigens: Der K-Tipp hat schon Mitte März die für den Teletip-Shop verantwortliche Television Merchandising AG (TVM) schriftlich mit den häufigsten Kritikpunkten konfrontiert. Die Firma mit Sitz in Mauren FL hat bis Redaktionsschluss nicht Stellung genommen.