Inkasso für «Betrügerbanden»
Die Direct Inkasso treibt Geld ein. Insbesondere für Anzeigefirmen, die ihre Opfer mit dubiosen Methoden zur Unterschrift verleiten. Dafür wurde Direct Inkasso heftig kritisiert zu Recht, sagt das Gericht.<br />
Inhalt
K-Tipp 19/2010
14.11.2010
Letzte Aktualisierung:
16.11.2010
Ernst Meierhofer
Die Wortwahl war nicht zimperlich. Da war von Trickserfirmen die Rede, von Schlitzohren, Abzockerfirmen und Betrügerbanden, von Wucher, Nötigung und Vertragsbruch, von dubiosen Machenschaften und von modernen Raubrittern.
Zu finden waren diese Ausdrücke auf der Homepage des Gewerbevereins KMU Laufental auf dem sogenannten KMU-Blog.
Darin schimpften Gewerbler &u...
Die Wortwahl war nicht zimperlich. Da war von Trickserfirmen die Rede, von Schlitzohren, Abzockerfirmen und Betrügerbanden, von Wucher, Nötigung und Vertragsbruch, von dubiosen Machenschaften und von modernen Raubrittern.
Zu finden waren diese Ausdrücke auf der Homepage des Gewerbevereins KMU Laufental auf dem sogenannten KMU-Blog.
Darin schimpften Gewerbler über das dreiste Vorgehen von Anzeigefirmen, über die der K-Tipp schon mehrfach berichtet hat. Tag für Tag unterschreiben Dutzende von Gewerbetreibenden einen Vertrag, ohne ihn vorher genau zu lesen.
Sie werden meist von skrupellosen Verkäufern mit Unwahrheiten zur Unterschrift verleitet (siehe K-Tipp 6/10).
Mit den zitierten scharfen Worten haben die Blog-Schreiber stets direkt diese Schwindlerfirmen gemeint namentlich SM Swiss Motion, Mediacon, Digimedia, HMM Holz Medien Marketing, Fraval Concept und Trend Media Regional.
Regelmässig wurde in den Blog-Einträgen auch kritisiert, die Direct Inkasso in Wohlen AG besorge für solche Firmen das Inkasso, treibe also Geld für sie ein.
Direct Inkasso klagte Blog-Schreiber ein
Das missfiel der Direct Inkasso. Sie klagte einige Blog-Schreiber wegen Verletzung der Persönlichkeit ein und forderte von ihnen 20 000 Franken Schadenersatz. Eingeklagt waren auch Juliana Nufer und Martin Schindelholz vom Präsidium des Gewerbevereins KMU Laufental.
Vor Gericht behauptete die Direct Inkasso, sie werde im Blog mit Ausdrücken wie «Betrügerbande» in Verbindung gebracht, und das schädige ihren Ruf und ihre Ehre massiv.Doch damit ist die Direct Inkasso vor dem Bezirksgericht Bremgarten AG abgeblitzt, das Urteil ist rechtskräftig.
Die Richterinnen und Richter befanden, mit Schimpfwörtern wie «Trickserfirmen» seien die Firmen aus der Werbebranche gemeint und nicht die Direct Inkasso selber.Und: Die Direct Inkasso wisse genau um den «zwielichtigen Ruf» dieser Firmen aus der Anzeigenbranche.
Wenn sie für diese Unternehmen das Inkasso mache, müsse sie auch das Risiko eines «Reputationsverlustes» tragen. Die Direct Inkasso muss nun die Gerichtskosten von 3380 Franken zahlen und die Beklagten mit insgesamt 12 360 Franken für ihre Anwaltskosten entschädigen.
Die Richter hatten für die Inkassofirma auch einen Rat parat: «Wer nicht hinter der Tätigkeit seiner Geschäftspartner stehen kann, sollte sich dieser Mandate entledigen.»
Banken haben der Firma Konto gekündigt
Das sass: Die Direct Inkasso hat in der Zwischenzeit eine andere Klage zurückgezogen. Diese war gegen Verena Fässler von der Firma KMU-Servicepoint in Nottwil LU gerichtet. Sie hat regelmässig mit Opfern der üblen Machenschaften von Anzeigefirmen zu tun.
Konkret warnte Fässler ihre Kunden vor einer «europaweiten Betrugsaffäre» um die Anzeigefirma Swiss Index Ltd., für die Direct Inkasso ein «sehr aggressives Inkasso» betreibe. Geschäftsführer der Direct Inkasso ist der Deutsche Markus Schmitt.
Der K-Tipp wollte von ihm wissen, für welche dieser berüchtigten Werbefirmen er aktuell das Inkasso macht und wie viele Gewerbetreibende er mit seiner Direct Inkasso schon betrieben hat. Die Fragen blieben unbeantwortet.
Der K-Tipp weiss, dass bereits diverse Banken das Konto der Direct Inkasso gekündigt haben, weil sie durch diese Kontobeziehungen einen Schaden für ihr Ansehen befürchteten. Auch dazu hat Schmitt nicht Stellung genommen.