Fürs Schwindeln verurteilt
Wenn ein Callcenter anruft und für eine Krankenkassen-Beratung einen Termin will, ist Vorsicht am Platz. Jetzt wurde ein Betreiber bestraft, weil er unlauter vorging.
Inhalt
K-Tipp 20/2012
28.11.2012
Letzte Aktualisierung:
07.12.2015
Ernst Meierhofer
Die Anrufe kommen aus Serbien oder Bosnien, aus der Türkei oder aus dem Kosovo. Doch auf den Telefonapparaten in den Schweizer Haushalten sieht man eine Vorwahl aus der Schweiz – zum Beispiel 061 oder 044.
Der Dreh mit der Nummer ist nur einer der vielen Tricks, mit dem die Terminbettler operieren. Terminbettler nennt der K-Tipp jene zahlreichen Callcenter, die ständig unerbetene Anrufe in die Schweizer Haushalte machen. Dabei schlagen die A...
Die Anrufe kommen aus Serbien oder Bosnien, aus der Türkei oder aus dem Kosovo. Doch auf den Telefonapparaten in den Schweizer Haushalten sieht man eine Vorwahl aus der Schweiz – zum Beispiel 061 oder 044.
Der Dreh mit der Nummer ist nur einer der vielen Tricks, mit dem die Terminbettler operieren. Terminbettler nennt der K-Tipp jene zahlreichen Callcenter, die ständig unerbetene Anrufe in die Schweizer Haushalte machen. Dabei schlagen die Agenten den Angerufenen vor, einen Versicherungsvertreter zu empfangen. Zum vereinbarten Zeitpunkt erscheint ein Vermittler, der diesen Termin beim Callcenter gekauft hat (siehe K-Tipp 14/2012).
Ein weiterer Trick: Im Dezember 2010 gaben sich Callcenter-Angestellte als K-Tipp-Mitarbeiter aus, um sich so den Anschein von Seriosität zu geben. Im November 2011 behaupteten Agenten, im Namen des Vergleichsportals Com- paris.ch anzurufen. Comparis reichte Klage ein.
Über 100 Nummern für die Callcenter
Für diesen Bschiss ist J.I. am 11. Oktober 2012 rechtskräftig verurteilt worden. Gemäss Strafbefehl muss er eine Busse von 3000 Franken zahlen plus 3440 Franken Gebühren. Zudem wurde er zu einer Geldstrafe von 24 300 Franken verknurrt, dies auf Bewährung. Er hat mehrfach gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstossen. I. hat den Sachverhalt zugegeben.
I. war an zahlreichen Firmen beteiligt, die sich weit über 100 Schweizer Telefonnummern zuteilen liessen. Die Firmen hiessen Rubix GmbH, Datatell AG und Beratercenter.ch GmbH. Die Nummern all dieser Firmen stellte er Callcentern im Ausland zur Verfügung. Die dortigen Angestellten hat er selber ausgebildet und instruiert. Seine Aussage dazu: «Die Callcenter wechseln immer, die arbeiten drei Monate, und dann sind sie wieder weg, weil die Qualität nicht stimmt.»
Doch I. hat nicht in den eigenen Sack geschäftet: Er war Angestellter der Allfinanz Makler AG in Zürich. Deren Chef war damals Martin Zollinger (K-Tipp 3/2012). Zollinger habe «das Ganze gesteuert und finanziert», sagte I. bei der Einvernahme aus. Zollinger ist in der Zwischenzeit gestorben, jetzt ist seine Witwe, Priska Zollinger, Geschäftsführerin. Sie sagt, sie habe von diesen Vorfällen keine Kenntnis.
Das Versteckspiel der Telefonagenten
Leserinnen und Leser ärgern sich über unerwünschte Anrufe.
Sehr aktiv ist zurzeit ein «Versicherungs-Vergleich Schweiz» mit der Nummer 044 289 60 60/61. Leser berichten von «hochdeutsch sprechenden Damen», die eine Prämienersparnis bei der Krankenkasse versprechen.
Auf der gleichnamigen Homepage – unter www.vvschweiz.ch – finden sich keine Angaben zu den verantwortlichen Personen. Eine E-Mail-Anfrage des K-Tipp blieb ohne Antwort. Die Internetadresse ist auf einen Marc Schelber registriert, der Geschäftsführer der Calldirect GmbH in Dietikon ZH ist (siehe K-Tipp 19/2012).
Lästig ist auch die Telefonnummer 022 501 70 18, unter der sich Mitarbeiter eines angeblichen «schweizerischen Versicherungsvergleichs-Portals» melden. Die Homepage www.svvp.ch ist auf eine Patrizia Hug mit der Firma Value Call AG eingetragen. Beide sind nicht auffindbar.
Leserzuschriften belegen, dass sich Krankenkassenvermittler auch als «kantonales Versicherungsamt», Santégroup, EDS Wirtschaftsdienst Schweiz, Gesundheitsdienst Schweiz, Verbraucherzentrale Bern, «Firma KVG» oder «unabhängige Beraterfirma» melden.