0900er-Nummern: Vorsicht vor falschen Preisangaben
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K-Tipp 12/2002
12.06.2002
Kein Einzelfall: Businessnummer kostete doppelt so viel, wie im Inserat angegeben
Monatelang hat die Firma Roluba für ihr 0906er-Telefonangebot fast das Doppelte vom publizierten Preis verlangt. Nun erhalten die Geschädigten ihr Geld zurück.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Vergangenen Winter begann Fred Fink aus Flamatt FR (Name geändert) an seinen Rechenkünsten zu zweifeln. Verschiedentlich hatte er auf die Sex-Nummer 0906 888 555 angerufen. Fr. 2...
Kein Einzelfall: Businessnummer kostete doppelt so viel, wie im Inserat angegeben
Monatelang hat die Firma Roluba für ihr 0906er-Telefonangebot fast das Doppelte vom publizierten Preis verlangt. Nun erhalten die Geschädigten ihr Geld zurück.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Vergangenen Winter begann Fred Fink aus Flamatt FR (Name geändert) an seinen Rechenkünsten zu zweifeln. Verschiedentlich hatte er auf die Sex-Nummer 0906 888 555 angerufen. Fr. 2.50 pro Minute hätten die Anrufe kosten sollen.
«Ein Anruf von 56 Sekunden Dauer hätte demnach, so wie ich den Dreisatz in der Schule gelernt habe, Fr. 2.33 gekostet», sagt Fink, «doch die Swisscom verrechnete Fr. 4.60.»
Fred Fink verlangte von der Swisscom Auskunft. Doch diese riet ihm nur, sich an den Anbieter zu wenden. Fink wandte sich jedoch an den K-Tipp, der herausfand: Betreiberin der Telefonnummer ist die Basler Firma Roluba, die auch die Zeitschrift «Treffpunkt» mit Sex- und Kontakt-Inseraten herausgibt. Darin preist die Roluba auch die Nummer 0906 888 555 an - zum Preis von Fr. 2.50 pro Minute.
Bei Roluba zeigte man sich «überrascht», dass ein Anruf Fr. 4.90 pro Minute kostete. Offenbar habe jemand zwischen Mitte und Ende Februar einen falschen Tarif eingegeben. Ob der Fehler bei der Roluba oder einer der Telefonfirmen passiert sei, lasse sich nicht eruieren.
Nur: Dem K-Tipp liegen Gebührenauszüge der Swisscom vor, die belegen, dass die Fr. 4.90 pro Minute schon im November vergangenen Jahres verrechnet wurden. Swisscom-Sprecher Sepp Huber sagt sogar: «Unseres Wissens lag der Tarif schon seit dem 1. September 2001 bei Fr. 4.90.» Und er fügt an: «Das ist kein Einzelfall. Falsche Preisangaben kommen hin und wieder vor.»
Bei Roluba will man davon nichts gemerkt haben, obwohl die Firma während Monaten fast die doppelten Gebühren kassierte. Wie viel sie auf diese Weise zu Unrecht eingesackt hat, will niemand sagen.
Wenigstens versichert die Roluba, dass Geschädigte ihre Gebührenauszüge einschicken können und das zu viel bezahlte Geld zurückerhalten. Man werde sie in Inseraten darüber informieren. Zudem ist seit Ende Mai wieder der richtige Preis von Fr. 2.50 eingestellt. Und seither ertönt auch bei jedem Anruf ein Sprechtext mit der Preisangabe. Dieser ist gesetzlich vorgeschrieben.
Doch wie werden all jene Anrufer entschädigt, welche die Gebührenauszüge schon weggeworfen haben? Sie gehen leer aus. Aus Datenschutzgründen liessen sich die Anrufer nicht ermitteln, ist von der Roluba zu vernehmen.
Dazu Bernhard Bürki, Sprecher des Bundesamtes für Kommunikation: «Die Telefongesellschaften und die Nummerninhaber sind nicht verpflichtet, Daten zu speichern.»
Kommt die Roluba also ungeschoren davon? Nicht unbedingt. «Das ist ein Verstoss gegen die Preisbekanntgabeverordnung», sagt Guido Sutter vom Staatssekretariat für Wirtschaft. Für eine Bestrafung der Firma brauchts allerdings Vorsatz oder Fahrlässigkeit.
«Vorsatz ist schwierig zu beweisen», sagt Sutter, «aber Fahrlässigkeit könnte gegeben sein.»
Kontrollieren Sie den Gebührenauszug
Beachten Sie Folgendes, wenn Sie teure Servicenummern wählen:
- Fehlt bei 0906er-Nummern zu Beginn des Anrufs der Hinweis auf den Preis, hängen Sie am besten gleich auf.
- Schauen Sie auch bei 0900er- und 0901er-Nummern auf den Gebührenzähler, falls Ihr Telefon damit ausgerüstet ist.
- Kontrollieren Sie den Gebührenauszug. Stimmt etwas nicht: Reklamieren Sie und bezahlen Sie nur den unbestrittenen Teil.
- Erkundigen Sie sich unter der Gratisnummer 0800 848 900 nach dem Inhaber der Businessnummer. Die Swisscom gibt ihn bekannt, sofern die Nummer bei ihr registriert ist. Die anderen Anbieter geben sich in der Regel bedeckt.
- Reichen Sie Strafanzeige ein.
- Sollte die Telefonfirma an der Rechnung festhalten und Sie betreiben, können Sie Rechtsvorschlag erheben. Dann kommt es vor Gericht zur Klärung.