30 Stück Zucker pro Liter!
Der K-Tipp hat zehn Colas geprüft - in einer Blind-Degustation und im Labor. Beim Geschmack erlitt M-Budget eine Schlappe. Und: Beim Zucker überborden alle.
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K-Tipp 4/2006
22.02.2006
Annik Ott - annik.ott@ktipp.ch
Billigprodukte und Eigenmarken liegen im Trend: Markenartikel erhalten immer mehr Konkurrenz. Das gilt auch für das Süssgetränk Cola. Neben den bekannten Marken Coca-Cola und Pepsi gibt es mittlerweile auch Eigenmarken der Grossverteiler Migros, Coop, Denner, Spar und Aldi. Der Vorteil: Sie sind deutlich günstiger als Pepsi und das Original (vgl. Kasten rechts).
Aber: Überzeugen die Eigenmarken auch im Geschmack? Der K-Tipp liess zehn verschiedene Colas - unter ihnen auch zwe...
Billigprodukte und Eigenmarken liegen im Trend: Markenartikel erhalten immer mehr Konkurrenz. Das gilt auch für das Süssgetränk Cola. Neben den bekannten Marken Coca-Cola und Pepsi gibt es mittlerweile auch Eigenmarken der Grossverteiler Migros, Coop, Denner, Spar und Aldi. Der Vorteil: Sie sind deutlich günstiger als Pepsi und das Original (vgl. Kasten rechts).
Aber: Überzeugen die Eigenmarken auch im Geschmack? Der K-Tipp liess zehn verschiedene Colas - unter ihnen auch zwei «Exoten» - blind degustieren (vgl. Tabelle).
Da Cola vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt ist, prüften 20 Schülerinnen und Schüler im Alter von rund 16 Jahren den Geschmack der braunen Brause. Ergänzt wurde die Klasse E3 der Sekundarschule Birmensdorf-Aesch ZH durch vier erwachsene Testpersonen.
«Wässrig, fade, wenig schmackhaft»
Die Degustierenden wussten jeweils nicht, welche Marke sich hinter der Probe versteckte. Die Notenskala reichte von 6 bis 1 («sehr gut» bis «sehr schlecht»).
Auch wenn die Resultate dieser Degustations-Runde subjektiv und nicht repräsentativ sind, sind sie aufschlussreich:
- Coca-Cola ist klarer Degustations-Sieger: «Feiner Geschmack, erfrischend, durchschnittlich», lauteten die Kommentare - keine Note lag unter 4. Vier Jugendliche vermuteten hinter diesem Drink das Original. Eine Schülerin schrieb: «Schmeckt normal» - und gab der Probe eine gute Note. Damit bestätigte sie den so genannten Konditionierungseffekt: «Die Gewöhnung an den Geschmack eines Produktes kann einen Einfluss auf das Resultat eines Beliebtheitstests haben», sagt Jeannette Nuessli vom Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften der ETH Zürich. Es überrasche nicht, dass jemand, der normalerweise Coca-Cola trinke, diesen Geschmack als vertraut und damit auch als gut empfinde.
- Den zweiten Platz teilen sich Pepsi und die Coop-Eigenmarke. Pepsi - Coca-Colas Hauptkonkurrent - wurde mit Bemerkungen wie «prickelnd, leichter Geschmack nach Zimt, gut» umschrieben. Kritik: «Zu süss, fade.» Das Coop-Cola war den Degustierenden ebenfalls «zu süss», bekam aber dennoch gute Noten für den «guten und erfrischenden Geschmack».
- Auf den Plätzen 4, 5 und 6 finden sich die Eigenmarken von Spar, Denner und Aldi. American Cola von Spar erhielt teilweise schlechte Noten. Begründung: «Wässrig, fade, wenig schmackhaft». «Künstlicher Geschmack, extrem süss, fade, wie Putzmittel», lauteten die Kommentare zum Cola von Denner. Anita Daeppen Steinemann von Denner meint zu den Resultaten: «Wir führen regelmässig interne Tests durch. Diese Aussagen können wir aufgrund unserer Testergebnisse nicht nachvollziehen.» Cola Flirt von Aldi hatte für die Degustierenden einen «schlechten Beigeschmack».
- Noch weniger überzeugten die Exoten Afri-Cola und Quelly Cola. Zum Urteil «abgestanden» einer Testperson sagt Pino Gaudio von der Afri-Cola-Vertreiber-Firma: «Unser Produkt hat weniger Kohlensäure als andere Colas und kann deshalb abgestanden schmecken, wenn man sich mehr "Bubbles" gewohnt ist.» Peter Kloter von Zurzacher, Vertreiber von Quelly Cola, sagt zum schlechten Abschneiden: «Bisher hatten wir betreffend Geschmack keine Beanstandungen, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.»
- Abgeschlagen auf dem letzten Platz ist das M-Budget-Cola gelandet: «Wässrig, übel», hiess es unisono. Dazu Migros-Sprecherin Monika Weibel: «M-Budget-Cola verkauft sich immer besser, weshalb uns dieses Resultat erstaunt.»
Aldi ist am günstigsten
In der Blind-Degustation hat Coca-Cola am besten abgeschnitten. Doch das Getränk ist teuer: Einzig Afri-Cola, das nach Hause und in Gastrobetriebe geliefert wird, kostet noch mehr als das Original.
Coca-Cola ist jedoch nicht überall gleich teuer. Bei Denner gibts eine 2-Liter-Flasche für Fr. 2.50, der Liter kostet also Fr. 1.25. Bei Spar muss der Käufer für einen Liter Fr. 1.65 bezahlen, bei Coop und Pam Partner Fr. 1.40.
Deutlich günstiger sind dagegen die meisten Eigenmarken-Colas: Coop verkauft den Liter für Fr. -.80, und das M-Budget-Cola kostet nur Fr. -.63. Noch billiger ists bei Denner: Ein Liter kostet gerade mal Fr. -.50. Gleich viel bezahlt man für das Quelly Cola von Zurzacher. Das teuerste Eigenmarken-Cola verkauft Spar für Fr. 1.10 pro Liter.
Beim Preis schlägt Aldi alle: Ein Liter kostet ganze Fr. -.46.
Wo Cola draufsteht, ist Zucker drin
Dass es im Cola viel Zucker hat, ist nichts Neues. Der K-Tipp wollte wissen, in welchem Cola wie viel Zucker steckt, und schickte die zehn Sorten ins Labor.
Das Resultat: Unterschiede gibt es fast keine. Geht man von einem 3,7-Gramm-Zuckerwürfel aus, so hats in jeder Literflasche rund 30 Stück drin. Anders gesagt: Wer im Restaurant ein Fläschchen Cola trinkt, nimmt zehn Stück Zucker zu sich. Einzig im Leader-Price-Cola sind es «nur» etwa die Hälfte, weil dies ein Cola mit reduziertem Zuckergehalt ist. Von derselben Marke gibts auch noch eine Light-Version.
Weil ansonsten alle getesteten Colas fast gleich viel Zucker enthalten, bleibt all jenen, die den Zuckerkonsum reduzieren wollen, nur der Umstieg auf ein Light-Produkt.
Der hohe Zuckergehalt ist in zweifacher Hinsicht bedenklich: Erstens verursacht Zucker Karies, und zweitens liefert er nichts als «leere» Kalorien: Im Gegensatz zu einem Sandwich wird man von den mit einem Glas Cola aufgenommenen Kalorien nicht satt.