Abkassieren auf die faule Tour
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K-Tipp 18/2001
31.10.2001
Handy So kommen Sie günstig zu neuen Logos und Klingeltönen
Wer über teure 0900er-Nummern Töne und Logos fürs Handy bestellt, lässt schnell viel Geld liegen. Weit günstiger gehts übers Internet oder per SMS.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Das persönlich klingelnde Handy ist bei vielen Jugendlichen zum Statussymbol geworden. Mit dem Lieblingssong als Klingelton kann sich einer von der breiten Masse abheben, mit frechen Logos die Freunde ...
Handy So kommen Sie günstig zu neuen Logos und Klingeltönen
Wer über teure 0900er-Nummern Töne und Logos fürs Handy bestellt, lässt schnell viel Geld liegen. Weit günstiger gehts übers Internet oder per SMS.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Das persönlich klingelnde Handy ist bei vielen Jugendlichen zum Statussymbol geworden. Mit dem Lieblingssong als Klingelton kann sich einer von der breiten Masse abheben, mit frechen Logos die Freunde verblüffen.
Und das Geschäft blüht: Für über 5 Millionen Franken haben im Jahr 2000 Schweizerinnen und Schweizer Klingeltöne und Logos auf ihr Handy heruntergeladen. Dies hat die Urheberrechteverwalterin Suisa ausgerechnet. In diesem Jahr dürfte der Umsatz gar auf 25 Millionen steigen.
Die leidenschaftlichsten Klingelton-Freaks sind Jugendliche und junge Erwachsene. Sie laden im Schnitt zwei neue Logos und einen neuen Klingelton pro Woche. Das addiert sich rasch einmal zu einer stolzen Summe von umgerechnet bis zu 50 Franken im Monat.
Vom Trend profitieren in erster Linie die Anbieter - vor allem jene, die Logos und Töne über 0900er-Telefonnummern verkaufen. Ihnen winkt eine happige Marge: Bloss 15 Prozent müssen sie an die Netzbetreiber abliefern, 85 Prozent fliessen in die eigene Kasse.
Weil das Geschäft mit einer 0900er-Nummer technisch einfach zu bewältigen ist und kaum hohe Investitionen erfordert, drängen laufend neue Firmen auf den Markt, darunter wohl auch viele schwarze Schafe. Ein Kenner der Mobilfunkszene, Ralf Sturzenegger von der Internetfirma Vadian.net in St. Gallen, meint denn auch: «Es gibt viele Telefonsexbetreiber, die jetzt auch einen Server für Klingeltöne und Logos in Betrieb genommen haben. Dabei klauen viele wild alles zusammen, ohne sich um Urheberrechte zu kümmern.»
Goldene Zeiten also für unseriöse Anbieter. Ganz anders sieht es für die Besteller aus. Wer beim Trend mit den coolen Logos und hippen Klingeltönen mit dabei sein will, kann viel Geld verlieren, vor allem wenn er die teuren 0900er-Nummern wählt.
Ein neuer Klingelton kostet im Schnitt Fr. 7.50
Die Preise variieren stark: Das Bestellen eines Songs kostet im günstigsten Fall - wie etwa bei der Firma Voice Publishing aus Zürich - einen Franken pro Minute. Viele Anbieter verlangen aber dafür stolze Fr. 4.23 pro Minute.
Je nach Bedienerfreundlichkeit dauert das Herunterladen kürzer oder länger. In den Inseraten versprechen zwar die Anbieter mit Sprüchen wie «Profitipper brauchen nur 50 Sekunden» eine schnelle Abwicklung. Tatsächlich lässt sich mit flinken Fingern die Bestellzeit verkürzen und damit der Preis senken. Trotzdem: Im Schnitt braucht man rund zwei Minuten. Laut Berechnungen der Suisa werden durchschnittlich beim Bestellen über eine 0900er-Nummer Fr. 7.50 für einen Song ausgegeben.
Schlechter Service teuer bezahlt
Bei den 0900er-Nummern lauern noch weitere Fallen: Die Tonqualität ist häufig schlecht; die Anleitungen sind unklar und so umständlich, dass die Besteller oft gar nicht ans Ziel gelangen.
Ausser Spesen ist dann nichts gewesen, wie zum Beispiel für Christian Siri aus Brüttisellen ZH. Um beim Anbieter Handymailbox.ch einen Klingelton zu bestellen, brauchte er 20 Minuten. Am Ende war er um Fr. 27.90 ärmer, ohne dass er die gewünschte Melodie hatte. Als er auf der Service-Nummer beim Anbieter reklamieren wollte, landete er bei einem automatischen Anrufbeantworter und damit in einer «Service-Sackgasse».
Ebenso Pech hat, wer einen Anbieter wählt, der aus dem Ausland operiert und technisch gar nicht in der Lage ist, die Logos und Klingeltöne auf schweizerische Handys zu übermitteln. Auch hier stossen geprellte Kunden, die sich gegen diese besonders dreiste Praxis wehren wollen, meist ins Leere.
Günstige Logos per SMS oder Internet
Angesichts all dieser Nachteile gibt es keinen Zweifel: Hände weg von den teuren 0900er-Nummern! Weit billiger ist das Bestellen per Internet oder SMS.
Der Club Nokia zum Beispiel offeriert über ein Guthaben mittels Rubbelkarte die Klingeltöne für Fr. 1.50. Ganz ähnlich auch das System der Vadian.net über ein Guthabenkonto, bei dem der Klingelton noch 90 Rappen kostet.
Jippii und Sunrise verkaufen die Klingeltöne und Logos per SMS für einen Franken.
Bei Orange kosten die Klingeltöne für die eigenen Kunden je nach Qualität und Mengenrabatt zwischen 40 Rappen und Fr. 1.50; in der gleichen Preislage liegt Bluewin.
Die Swisscom hat als Partner die Infowing AG in Erlenbach ZH engagiert. Diese offeriert die Klingeltöne und Logos per SMS-Nummer 248 für 50 Rappen. Und: Wer hier wegen eigener Ungeschicklichkeit nicht ans Ziel gelangt, zahlt nur 10 Rappen. Kulanz bei der Infowing auch in Konfliktfällen. «Wir hatten schon Jugendliche, die exzessiv mit unserem Angebot spielten, regelrechte Klingelton-Junkies mit bis zu 30 Abfragen pro Tag», verrät Geschäftsführer Jürg Bühler. In solchen Fällen ermögliche Infowing den besorgten Eltern, das Angebot für die Handy-Nummer des Jugendlichen zu sperren.
Noch besser fahren jene Abonnenten von Swisscom Mobile, die jünger sind als 22 Jahre. Sie können unter www.natelskyline.ch die Logos und Klingeltöne gratis herunterladen.
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Hände weg von den teuren 0900er-Nummern!
Hinter anonymen ServiceNummern verstecken sich oft unseriöse Geschäftemacher. Darauf müssen Sie achten, wenn Sie Ihr Handy mit Tönen und Logos «aufpeppen» wollen:
- Seriöse Anbieter verstecken sich nicht hinter einer anonymen 0900er-Nummer. Sie geben im Inserat oder im Internet eine Postadresse und zusätzlich eine normale Telefonnummer bekannt. Hinzu liefern sie genaue Angaben, welche Klingeltöne, Logos und Bildmitteilungen zu welchem Preis von welchen Handy-Modellen empfangen werden können. Verständliche Anleitungen zum Herunterladen und Hinweise, an welchen Kundendienst man sich wenden kann, falls es mit der Bestellung nicht klappt, sind die weiteren Markenzeichen eines seriösen Anbieters.
- Wer Opfer eines unseriösen und anonymen Anbieters wird, erfährt bei der Swisscom unter der Nummer 0800 848 900, wer sich hinter der ominösen 0900er-Nummer versteckt.
- Auf Wunsch sperren die Mobilnetzbetreiber die teuren 0900er-Nummern. Auskunft dazu unter Nummer 0800 800 800. Das Sperren ist nicht gratis. Bei der Swisscom zum Beispiel kostet es 3 Franken pro Monat.
- Fachleute empfehlen, für die Jugendlichen ein Handy mit Prepaid-Karte zu kaufen. So lassen sich die Kosten im Griff behalten. Wenn das Guthaben aufgebraucht ist, gibt es keine neuen Klingeltöne mehr.
- Wie sich Eltern juristisch gegen hohe Rechnungen ihrer Kinder absichern können, war im K-Tipp 14/01 zu lesen.