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K-Tipp 14/2000
06.09.2000
PC-Schulen So wird die Weiterbildung am Computer nicht zum Fiasco
Weiterbildung am Computer - davon erhoffen sich viele bessere Chancen im Beruf. Doch einige der teuren Computerschulen halten nicht alles, was sie versprechen. Der K-Tip sagt, worauf Sie bei der Auswahl achten sollten.
Markus Kellenberger mkellenberger@k-tip.ch
Megarem! Der Name der Basler Computerschule klang gut - und entpuppte sich als Megaflop. Zumindest für die Schülerinnen und S...
PC-Schulen So wird die Weiterbildung am Computer nicht zum Fiasco
Weiterbildung am Computer - davon erhoffen sich viele bessere Chancen im Beruf. Doch einige der teuren Computerschulen halten nicht alles, was sie versprechen. Der K-Tip sagt, worauf Sie bei der Auswahl achten sollten.
Markus Kellenberger mkellenberger@k-tip.ch
Megarem! Der Name der Basler Computerschule klang gut - und entpuppte sich als Megaflop. Zumindest für die Schülerinnen und Schüler der letzten Kurse. «Wir standen kurz vor der Abschlussprüfung», sagt Rosario Tripodi aus Binningen BL wütend, «da kam die Mitteilung, die Schule stehe vor der Pleite.» Der Grund: «Misswirtschaft», wie Geschäftsleiter Thomas Grütter gesteht. Die Folge: Alle Lehrgänge wurden sofort abgesagt.
Betroffen sind gegen 100 Kursteilnehmer, die sich sowohl ihr Diplom als auch das im Voraus bezahlte Schulgeld von je rund 3000 Franken in den Kamin schreiben können. Leer gehen auch einige Lehrer aus, die bis heute auf ihren Lohn warten.
Dabei hatte die Computerschule Megarem keinen schlechten Ruf. Arbeitsämter und IV-Stellen vertrauten ihr und schickten Weiterbildungswillige in ihre Kurse. Dies, obwohl Megarem weder ein ISO-Zertifikat noch das Gütesiegel der Bewertungsstelle für Weiterbildungsangebote (BfW) aufwies.
Doch das hat nicht viel zu sagen. «Auch zertifizierten Schulen kann so was passieren», meint Stefan Schönholzer von der BfW. «Wir bewerten schliesslich nur die Qualität der Ausbildung. Die Seriosität der Geschäftsführung wird von uns nicht geprüft.»
Das macht Leuten, die nach einem guten Weiterbildungskurs Ausschau halten, die Auswahl nicht eben leicht. Alle möglichen Institutionen bieten heute Einsteigerkurse und Weiterbildungslehrgänge für verschiedenste PC-Berufe an. Das hat Konsequenzen. Herbert Gischig, Geschäftsführer der anerkannten Genossenschaft Schweizerisches Informatik-Zertifikat (SIZ), mit der über 280 PC-Schulen eine Prüfungsvereinbarung abgeschlossen haben: «Mehr Schulen bedeuten auch mehr Konkurse und Reklamationen über die Unterrichtsgestaltung.»
Das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) hat dieses Problem erkannt. Denn: Die Leidtragenden sind kaum die gescheiterten Institutsleiter, sondern die geprellten Schüler. Bis Ende nächsten Jahres werden deshalb gesamtschweizerisch alle Weiterbildungs-Institutionen, die Steuergelder beziehen oder von öffentlichen Stellen berücksichtigt werden, einer peniblen Prüfung unterzogen. Ziel des Projekts mit Namen eduqua: Im Bereich PC-Ausbildungen sollen Qualität und Sicherheit deutlich steigen.
Das freut die BfW. Denn egal, ob BfW-Gütesiegel, ISO-Zertifikat oder eduqua-Anerkennung: «Die Kursszene wird sich so bald selbst bereinigen», sagt Schönholzer.
Listen von PC-Kursanbietern mit Zertifikat im Internet: www.bfw.ch, www.sqs.ch, www.eduqua.ch
Drei Schritte in Ihre Computer-Zukunft
Das Angebot an Computer-Kursen ist riesig - gemeinsam ist allen eines: Sie sind nicht billig und kosten viel Zeit. Überlegen Sie deshalb genau, warum und wofür Sie Tausende von Franken ausgeben wollen. Gehen Sie vor einem Entscheid die folgenden drei Schritte durch. Sie helfen Ihnen, den richtigen Ausbildungskurs zu finden.
1.Die eigenen Voraussetzungen
Ein Kurs nützt nichts, wenn er Sie überfordert oder Ihrem Ausbildungsziel nicht näher bringt. Klären Sie zuerst Ihre persönlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse ab.
- Welche PC-Kenntnisse habe ich und wie aktuell sind sie?
- Welche PC-Kenntnisse sind für mich, für meinen Beruf oder für eine berufliche Veränderung von Interesse?
- Was will ich nach Abschluss des Computer-Kurses können?
- Wie viel Zeit kann ich privat und/oder während der Arbeit in einen Kurs investieren?
- Was darf mich der Kurs (inkl. Prüfung) kosten?
- Wer (Arbeitgeber, Kiga, IV, Stipendien) hilft mir zahlen?
2.Die richtige Kursauswahl
Sie kennen jetzt Ihre persönlichen Bedürfnisse. Lassen Sie sich von verschiedenen PC-Schulen Unterlagen kommen und treffen Sie eine Auswahl. Je öfter Sie folgende Fragen mit Ja beantworten, desto eher ist der entsprechende Kurs für Sie geeignet.
- Lernziele: Sind sie genau beschrieben und entsprechen sie meinem persönlichen Können und meinen Ausbildungszielen?
- Ausbildungsprogramm: Deckt sich die Gewichtung der Fächer mit meinen Bedürfnissen?
- Anforderungen: Bringe ich die nötigen Grundkenntnisse mit?
- Transparenz: Bietet die Schule gratis den Besuch einer Testlektion an?
- Kurszeiten: Kann ich den Stundenplan über die ganze Kursdauer in meinen Alltag integrieren?
- Heimarbeit: Kann ich in meiner Freizeit die Hausaufgaben bewältigen?
- Abschluss: Bekomme ich nach dem Kurs ein eidgenössisch oder von einem Verband anerkanntes Zertifikat?
- Kurskosten: Habe ich Zusatzkosten wie Lehrmittel, Übernachtungen oder Reisekosten berücksichtigt und liegt die Gesamtrechnung noch in meinem Budget?
- Vertrag: Wird aus den Schulunterlagen klar ersichtlich, ob und mit welchen (finanziellen) Folgen ich die Ausbildung abbrechen kann?
3.Die Qualität der Ausbildung
Sie haben eine enge Auswahl an für Sie in Frage kommenden Kursen getroffen. Prüfen Sie wiederum nach dem Ja-Nein-Prinzip die Qualität der Ausbildung.
- Infrastruktur: Steht jedem Kursteilnehmer ein eigener Lerncomputer zur Verfügung?
- Lehrmittel: Sind die mir zur Verfügung gestellten Lehrmittel (Hard- und Software) aktuell, ansprechend gestaltet und praxisbezogen?
- Kursräume: Stimmt für mich das Ambiente?
- Dozenten: Werden Lehrerinnen und Lehrer in den Schulunterlagen vorgestellt? Verfügen sie über einen guten Hintergrund (Fachwissen, Erfahrung in der Berufspraxis und der Erwachsenenbildung)?
- Referenzen: Können Sie problemlos Referenzen von ehemaligen Schülern, Dozenten und von grossen Firmen einholen und mit diesen auch sprechen?
- Unterricht: Kommt die gewählte Methode (Kleingruppe, Grossklasse, Einzelunterricht) für mich in Frage?
- Lernfortschritt: Wird mein im Kurs erworbenes Wissen regelmässig mit Zwischentests geprüft?
- Abschlussprüfung: Werden die Aufgaben alter Abschlusstests zur Prüfungsvorbereitung abgegeben und besprochen?
- Weiterbildung: Bietet die Schule zusätzlich weiterführende Kurse an?
Tipp: Falls Sie trotz allem noch unsicher sind: Nehmen Sie die kostenlose und professionelle Hilfe der Berufsinformationszentren (BIZ) oder der Berufsberatungsstellen in Ihrer Nähe in Anspruch. Die Adresse finden Sie im Telefonbuch.