Absurde Abo-Preise
Etliche Jahresabos der Tarifverbunde kosten mehr als ein GA. Warum das so ist, kann niemand erklären.
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K-Tipp 19/2009
08.11.2009
Letzte Aktualisierung:
10.11.2009
Marco Diener
Der 26-jährige Student Eric Grosjean (Name geändert) wohnt in Kölliken AG und studiert an der Zürcher Hochschule in Winterthur ZH. Täglich pendelt er mit dem Zug. Zudem besucht er hin und wieder seine Kollegen im Aargauischen und im Zürcherischen. Soll er nun einen Z-Pass kaufen (das ist eine Kombination von A-Welle-Abo für das Gebiet Aargau/Olten und ZVV-Abo des Zürcher Verkehrsverbunds)? Ja nicht, rät der K-Tipp. Denn viele Abos der Schweizer Tar...
Der 26-jährige Student Eric Grosjean (Name geändert) wohnt in Kölliken AG und studiert an der Zürcher Hochschule in Winterthur ZH. Täglich pendelt er mit dem Zug. Zudem besucht er hin und wieder seine Kollegen im Aargauischen und im Zürcherischen. Soll er nun einen Z-Pass kaufen (das ist eine Kombination von A-Welle-Abo für das Gebiet Aargau/Olten und ZVV-Abo des Zürcher Verkehrsverbunds)? Ja nicht, rät der K-Tipp. Denn viele Abos der Schweizer Tarifverbunde – das sind regionale Bus-, Tram- und S-Bahn-Anbieter, die übergreifende Tickets und Abos verkaufen – sind völlig überteuert.
Im Fall von Grosjean heisst das: Er müsste für das Jahres-Verbundabo Fr. 2655.– zahlen. Es würde ihn zu unbeschränkten Fahrten in den Gebieten von A-Welle und ZVV für ein Jahr berechtigen. Wesentlich besser würde er fahren, wenn er gleich ein Generalabonnement (GA) kaufen würde. Dafür müsste er «nur» Fr. 2250.– hinblättern. Und er dürfte damit erst noch in der ganzen Schweiz mit Zug, Bus und Tram herumfahren. Das Beispiel ist kein Einzelfall (siehe Tabelle im pdf-Artikel):
- Die Tarifverbunde verkaufen Hunde-Jahresabos, die dreimal so viel kosten wie ein Hunde-GA.
- Verbundabos für Kinder können ebenfalls mehrere hundert Franken mehr kosten als ein Kinder-Generalabo.
- Auch Senioren legen unter Umständen tüchtig drauf, wenn sie sich nicht gründlich informieren.
Der K-Tipp wollte von den Tarifverbunden wissen, warum gewisse Verbundabos teurer sind als das GA. In ihren teils wörtlich identischen Stellungnahmen nannten sie mehrere Gründe:
- Bei den meisten Tarifverbunden gebe es nur zwei Tarife: einen für Erwachsene und einen für Jugendliche. Deshalb kämen Kinder, Senioren und Hundehalter halt unter Umständen schlechter weg.
- Der Zürcher Verkehrsverbund schreibt, die Preise für General- und Verbundabos seien zwar unabhängig voneinander festgelegt worden. Aber «das Preisniveau des GA wurde bei der Entwicklung des Z-Passes berücksichtigt».
Warum aber ein Verbundabo mehr kostet, obwohl sein Geltungsbereich viel kleiner ist als derjenige des GA, bleibt unklar. Und warum die Tarifverbunde solche Abos überhaupt anbieten, ebenso. Alle betonen, dass die Beratung ihrer Angestellten so gut sei, dass niemand fürchten müsse, ein überteuertes Abo angedreht zu bekommen. Nur: Frühere K-Tipp-Stichproben belegten teils das Gegenteil.
Übrigens: Auch beim Kauf von Streckenabos ist Vorsicht geboten. Auch diese Abos, die zu beliebigen Fahrten auf einer bestimmten Strecke berechtigen, sind manchmal teurer als ein GA. Und: Erwachsene, die 68 Mal pro Jahr die Strecke Zürich–Bern und zurück fahren, kommen mit einem GA bereits günstiger weg als mit Einzelbilletten.