Abzockerei in Bahnhöfen
Hochpreisinsel Bahnhof: Durstige Zugfahrer, die auf die Schnelle was zu trinken brauchen, zahlen fürs Erfrischungsgetränk oft gesalzene Preise.
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K-Tipp 14/2005
07.09.2005
Vera Sohmer - vera.sohmer@ktipp.ch
Ein Augenschein im Zürcher Hauptbahnhof zeigt: Take-aways und Kioske in der Haupthalle sind extrem teuer. Die Take-aways erzielen einen enormen Umsatz, und das mit minimalem Aufwand.
Die Kioske der Candrian Catering AG verlangen zum Beispiel für eine Halbliter-Petflasche Rivella rot Fr. 4.20. Geschäftsführer Claudio Bieri holt beim Verkaufspreis raus, was möglich ist. Für Bieris Kalkulation sind nicht die Preise im Detailhandel massgeblich, sondern die anderer Take-aways. «...
Ein Augenschein im Zürcher Hauptbahnhof zeigt: Take-aways und Kioske in der Haupthalle sind extrem teuer. Die Take-aways erzielen einen enormen Umsatz, und das mit minimalem Aufwand.
Die Kioske der Candrian Catering AG verlangen zum Beispiel für eine Halbliter-Petflasche Rivella rot Fr. 4.20. Geschäftsführer Claudio Bieri holt beim Verkaufspreis raus, was möglich ist. Für Bieris Kalkulation sind nicht die Preise im Detailhandel massgeblich, sondern die anderer Take-aways. «Am Zürcher Bellevue und an der Seepromenade liegen nach unseren Vergleichen die Preise zwischen 3.80 und 5 Franken.» Ein anderer Richtwert sei «das Verpflegungswägeli» im Zug, das dieselbe Kundschaft hat. Dort seien die Preise höher. Ergo: «In diesem Vergleich stehen wir mit unseren Fr. 4.20 fürs Rivella marktkonform da», sagt Claudio Bieri.
Kleiner Trost: In den Zügen kostets mehr
Wohlgemerkt: Diesen Preis zahlen Reisende für ein Getränk, das es beim Grossverteiler für Fr. 1.30 und beim Discounter noch günstiger gibt (siehe Tabelle).
Ist das Rivella vom Take-away mehr wert? Bieri findet Ja. Seine Verkaufsstellen böten schliesslich Öffnungszeiten von 19 bis 24 Stunden täglich und an 365 Tagen im Jahr. Zudem erhielten die Reisenden einen «schnellen, kompetenten und freundlichen Service». Und bei zwei der drei Kioske in der Bahnhofshalle stünden auch Stehtische zur Konsumation vor Ort - im Winter habe es bei einem der Kioske sogar Wärmestrahler.
Erstaunlich: Andere Take- aways in den Bahnhöfen Basel, Luzern und Zürich bedienen ebenfalls prompt - und wesentlich günstiger. Kaum nachvollziehbar bleiben aber die grossen Preisunterschiede auf engstem Raum. Es reichen oft nur wenige Schritte, um in einer anderen Preiszone zu landen. Und wer fragt, was es kostet und dankend ablehnt, erntet mitunter irritierte Blicke.
Immerhin: An keinem der drei Bahnhöfe übersteigen die Preise tatsächlich jene, die in den Zügen verlangt werden. An der Elvetino-Railbar kostet das Rivella Fr. 4.60. Der kleine Unterschied: Man bekommt die Erfrischung am Platz serviert - mit Papierserviette und Plastikbecher.
Autobahn-Shops sind günstiger
Eine Stichprobe an Autobahnraststätten zeigt: Wer sein Rivella rot im Tankstellen-Shop kauft, kommt im Vergleich zu den Preisen in Bahnhöfen günstiger weg.
Unterschiede gibts aber auch hier. Drei Beispiele:
- Im Shop der Esso-Tankstelle Wädenswil ZH an der A3 kostet die Halbliter-Petflasche Fr. 1.70.
- 15 Rappen teurer ist es im Shop des BP-Autobahn-Centers Kemptthal Nord ZH an der A1.
- Fr. 2.50 pro Halbliter-Flasche verlangt die Avia-Tankstelle Neuenkirch LU an der A2.
Halten Sie die Getränkepreise in den Take-aways von Bahnhöfen für gerechtfertigt?
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