Das Erfreuliche vorweg: Die Milchpackung mit Drehverschluss ist entscheidend verbessert worden. Vor vier Jahren hatte der K-Tipp an dieser Stelle kritisiert, dass die Packung kaum zu öffnen sei, ohne dass die Lasche abreisse oder ein kräftiger Schuss Milch mitkomme.
Inzwischen ist die Lasche an zwei Stellen angeschweisst. Nun lässt sich das Siegel mit dosiertem Krafteinsatz entfernen. Die Milch bleibt, wo sie hingehört – in der Packung.
Aber sonst: Viele Hersteller haben ihre Packungen verändert. Besser geworden sind sie nicht. Beispiele gibt es viele:
Zahnseide: Vorne Plastik, hinten Karton, gut verschweisst. Und mittendrin die Candida-Zahnseide von Migros. Die Perforation im Karton ist ein Hohn. Nie wird ein Fingernagel sie öffnen können. Stattdessen braucht es brachiale Kraft, Schere oder Schraubenzieher.
Lasagne: Die Theorie ist ganz einfach: Folie abreissen, Packung in den Ofen schieben, herausnehmen, essen. Die Praxis sieht ganz anders aus: Die Folie der Coop-Lasagne ist nämlich zweischichtig. Die obere lässt sich wunderbar abreissen, die untere bleibt teilweise haften. Wer kein geschmolzenes Plastik essen möchte, hat viel Arbeit vor sich.
Gurken: Der Deckel ist nicht zugedreht, sondern zugeschweisst. Könnte man meinen. Vermutlich sagten sich die Migros-Verantwortlichen: Wer so wenig für M-Budget-Essiggurken zahlt, soll zumindest beim Öffnen leiden.
CDs: Satt in eine Folie eingeschweisst, lassen sie sich kaum auspacken. Dabei wäre die ideale Lösung seit Jahrzehnten von Biskuit-, Bonbon- und Kaugummipackungen bekannt: ein Reissfaden.
Lippenstift: Offenbar diente die CD-Folie als Vorbild – kein Reissfaden, keine Perforation, nichts. Die Folie umwickelt den Migros-Lippenstift Cover Girl so satt, dass sie sich ohne Werkzeug nicht entfernen lässt.
Feta: Das Design weist darauf hin, dass sich die Migros-Käsepackung an einer Ecke aufreissen liesse. Liesse! Dann nämlich, wenn diese Ecke nicht auch noch verschweisst worden wäre. Es ginge auch anders. Das zeigt die Migros selber mit der eingeschweissten Schweineleber.
Roquefort und Gorgonzola: Die Verpackungen solcher Schimmelkäse lassen sich zwar relativ einfach öffnen, das Verschliessen bringt einen aber zur Verzweiflung: Die Deckfolie ist unweigerlich schnell mit Käse verschmiert und lässt sich kaum wieder vollständig schliessen. Eine sehr gute Alternative ist eine Kunststoffschachtel, die sich aufklappen lässt. Die beste Lösung gibt es in Frankreich, leider noch nicht in der Schweiz: In der äusseren Verpackung aus Hartplastik steckt eine Schublade, die sich – mitsamt dem Käse – leicht herausziehen und wieder hineinschieben lässt. Es gibt keine Schmierereien, und der Käse bleibt erst noch länger frisch, weil er gut verschlossen lagert.
Essig und Öl: Der Deckel an der Coop-Essigflasche (Literpreis Fr. 66.80) ist ausgebuchtet. Damit er sich leichter öffnen lässt, könnte man meinen. Aber es ist nur ein Ausguss. Nicht besser sieht es bei der Ölflasche aus: Die Plastikfolie ist viel zu satt auf den Deckel geschweisst. Beim Drehen geht das Gewinde kaputt. Fortan dreht der Deckel leer.
Calamari: Erfreulich, dass die Folie nur einschichtig ist. Doch sie ist so gut mit der Schale verschweisst, dass sie überall reisst. Die einzelnen Teile muss man mühsam entfernen. Nicht angenehm, angesichts der fettigen Folie.
Bruschetta-Mischung: Beim Coop-Nobelprodukt mit Tomaten gibt es das gleiche Problem wie bei den Billig-Gurken. Nur schlimmer. Denn das Glas ist randvoll mit Öl. Geht der Deckel endlich auf, schwappt gleich das Öl über. Eine Riesensauerei.
Kopfhörer und Rasierapparate: Neuerdings sind sie in Hartplastik eingeschweisst und lassen sich weder von Hand noch mit einer Schere auspacken. Da hilft nur ein Japanmesser. Aber wehe, man rutscht ab!
Drehdeckel öffnen: Nasser Waschlappen hilft
Interessant die Bemerkungen des Kopfhörer-Herstellers Labtec, der auch Interdiscount beliefert. Verpackungen, so schreibt er dem K-Tipp auf Anfrage, müssten sich «optimal für Produktion, Lagerung und Transport eignen, Kunden bestmöglich ansprechen und die Produkte schützen». Kein Wort darüber, dass sie sich auch öffnen lassen sollten.
Coop und Migros äussern sich differenzierter. Eine Verpackung, sagen beide, müsse sich einerseits leicht öffnen lassen, anderseits so robust sein, dass sie nicht schon im Geschäft kaputtgehe.
Die Coop-Lieferanten von Lasagne und Calamari sind daran, ihre Maschinen besser einzustellen. Coop hält schon jetzt fest: «Es besteht keine Gefahr, dass die Lasagne-Deckfolie schmilzt.» Unangenehm ist Plastik in der Lasagne aber so oder so.
Migros arbeitet an einer neuen Verpackung für die Zahnseide. Zum Lippenstift heisst es: «Das Öffnen ist hart, da die Folie keine Perforation hat. Aber so hat die Kundin die Sicherheit, dass sie ein ungebrauchtes Produkt kauft.»
Und betreffend Gläser mit Drehverschluss geben Coop und Migros zu, dass sie sich manchmal tatsächlich kaum öffnen lassen. Sie müssten aber aus Hygienegründen stark zugeschraubt sein. Beide Firmen verraten teils eher abenteuerliche Tricks:
- Mit dem Handballen auf den Glasboden schlagen.
- Glas auf den Kopf stellen und wieder drehen.
- Deckelrand von unten mit Teelöffel nach aussen drücken. Manchmal hilft aber nur ein Schraubenzieher.
- Nassen Waschlappen auf den Deckel legen und drehen.