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K-Tipp 1/2000
12.01.2000
Alle sechs Minuten wird bei uns eingebrochen Schlecht gesicherte Wohnhäuser und Geschäfte machen ungebetenen Besuchern die Arbeit kinderleicht Einbrecher haben Hochsaison. Über 80000-mal jährlich steigen sie in Wohnungen und Geschäfte ein. Sie hinterlassen nicht nur Verwüstungen, sondern auch seelische Wunden. Doch wirksamer Schutz ist teuer.
Paul Schär hat wackere Oberarme. Während seiner Ringerkarriere hat er mit ihrer Hilfe so manchen Gegner aufs Kreuz gelegt. Und auch heute br...
Alle sechs Minuten wird bei uns eingebrochen Schlecht gesicherte Wohnhäuser und Geschäfte machen ungebetenen Besuchern die Arbeit kinderleicht Einbrecher haben Hochsaison. Über 80000-mal jährlich steigen sie in Wohnungen und Geschäfte ein. Sie hinterlassen nicht nur Verwüstungen, sondern auch seelische Wunden. Doch wirksamer Schutz ist teuer.
Paul Schär hat wackere Oberarme. Während seiner Ringerkarriere hat er mit ihrer Hilfe so manchen Gegner aufs Kreuz gelegt. Und auch heute braucht er sie ab und zu noch: Immer dann, wenn in seiner Beiz ein paar Streithähne die Tür nicht von selber finden wollen. "Angst", sagt der "Tell"-Wirt aus Bützberg BE, "war für mich lange ein Fremdwort." Seit Ende Oktober ist das nicht mehr so. Einbrecher hatten die kurze Abwesenheit der Familie Schär ausgenutzt und die Wohnung innert Kürze völlig auf den Kopf gestellt. Das ist dem Kampfsportler in die Knie gefahren. "Weit schlimmer als meiner Frau", gesteht Paul Schär. Jedes Knacken im Gebälk lässt ihn seither in der Nacht aufschrecken.
"Ein solches Erlebnis kann ein Trauma auslösen" Anders Werner Mathys. Seine Auto-Garage in Rohrbach BE wurde diesen Herbst zum wiederholten Mal von Einbrechern heimgesucht. Er ist schlicht wütend auf die Räuber, die sein Geschäft verwüstet haben. "Mir reichts!", brummt er bedrohlich. "Angst und Wut sind typische Reaktionen von Einbruchopfern", erklärt Brigitt Andraskay von der Opferhilfe der Dargebotenen Hand in Zürich. Und ohne Hilfe und Unterstützung durch Freunde oder Psychologen kommen einige dieser Menschen nicht über ihren Schock hinweg. "Ein Einbruch in das bis anhin sicher geglaubte Haus stellt eine ungeheure Verletzung der Intimsphäre dar", sagt Andraskay. Ein solches Erlebnis könne ein Trauma auslösen, das weit schwerer wiege als der materielle Schaden. Dabei ist dieser schlimm genug. Alle sechs Minuten schlagen Einbrecher in der Schweiz zu. Der Schaden, den sie dabei verursachen, liegt bei mehr als einer Milliarde Franken. Tendenz steigend. Laut Kriminalstatistik steigt für jede Schweizerin und jeden Schweizer täglich die Chance, einmal im Leben Opfer eines Einbruchs zu sein.
Spezialisten warnen vor billigen Lösungen Schlecht geschützte Häuser und Wohnungen machen den Dieben die Arbeit leicht (siehe Checkliste). Nicht nur fahrlässig offen gelassene Fenster und Türen laden sie zu ihrem Tun ein. Meist bieten ihnen Standard-Schlösser an Türen und Fenstern ebenfalls keinen nennenswerten Widerstand. Innert weniger Sekunden werden sie mit einfachen Werkzeugen praktisch lautlos geknackt - und das nicht etwa im Schutze der Nacht. Fast 90 Prozent aller Einbrecher gehen ihrer Arbeit frech am helllichten Tag nach. Für Polizei und Versicherungen steht deshalb fest: Häuser und Wohnungen müssen viel besser geschützt werden. Doch das kostet. Allein die Nachrüstung eines einzigen Fensters mit sinnvollen Schliess-Systemen, die auch ein Aufhebeln verhindern, kostet mindestens 160 Franken. Bei Türen müssen Sie bereits mit vierstelligen Beträgen rechnen. Grund: Ein Panzerschloss bleibt nutzlos, wenn das dünne Türblatt und der schwache Rahmen nicht auch massiv verstärkt werden. Ein guter und rundum wirksamer Schutz für ein Einfamilienhaus oder eine Wohnung schlägt also schnell mit mehreren tausend Franken zu Buche. Die Versicherungen bieten allerdings ein Trostpflaster für die teuren Installationen an: Wer sein Heim mechanisch oder mit einer Alarmanlage gegen Einbrecher sichert, wird mit einer Prämien-Reduktion von bis zu 20 Prozent auf die Diebstahlversicherung belohnt. Von billigen Lösungen raten die Sicherheitsspezialisten der Polizeikorps ab. Denn: "Immer mehr Firmen sind im rasch wachsenden und gewinnträchtigen Sicherheitsmarkt tätig, ihren Mitarbeitern fehlt aber oft eine gute Ausbildung", erklärt Paul Jegerlehner von der Kantonspolizei Bern. Da könne es schon mal passieren, dass zwar ein gutes Sicherheitsschloss eingebaut werde - aber mit falschen Schrauben. "Ein einziger Schlag", sagt er, "und die Illusion von Sicherheit ist zerstört." Dasselbe gelte übrigens auch für Leu-te, die aus Sparsamkeit Schlösser und