Altersvorsorge: So viel Geld verlieren die Sparer
Banken scheffeln Milliarden – zum Nachteil der Vorsorgesparer. Der Trick: Zu tiefe Zinsen auf Säule-3a- und Freizügigkeits-Konten.
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K-Tipp 13/2007
05.09.2007
Bennie Koprio
Rund 30 Milliarden Franken liegen zurzeit auf 3a-Konten bei den Schweizer Banken – Tendenz steigend. Die Kunden zahlen fleissig ein. Denn wer auf solchen Konten Geld fürs Alter beiseitelegt, kann die Einzahlungen von den Steuern abziehen. Nachteil: Das Geld bleibt bis zum 60. Altersjahr blockiert.
3a-Konten sind für die Banken ein Bombengeschäft. Sie profitieren von einer Gesetzeslücke: Bei 3a-Konten können die Banken den Zins nach Belieben festlegen. F&uum...
Rund 30 Milliarden Franken liegen zurzeit auf 3a-Konten bei den Schweizer Banken – Tendenz steigend. Die Kunden zahlen fleissig ein. Denn wer auf solchen Konten Geld fürs Alter beiseitelegt, kann die Einzahlungen von den Steuern abziehen. Nachteil: Das Geld bleibt bis zum 60. Altersjahr blockiert.
3a-Konten sind für die Banken ein Bombengeschäft. Sie profitieren von einer Gesetzeslücke: Bei 3a-Konten können die Banken den Zins nach Belieben festlegen. Für das in Pensionskassen gesparte Geld hingegen hat der Bundesrat einen Mindestzins von 2,5 Prozent festgelegt.
Kein Wunder, schreiben die meisten Geldinstitute den Langzeitsparern nur 1,5 Prozent Zins gut – also 1 Prozent weniger, als die Pensionskassen mindestens vergüten müssen. Schätzungsweise 300 Millionen Franken, die eigent-
lich den Vorsorgesparern gehören, landen so pro Jahr in den Taschen der Banken.
Wohlgemerkt: Das ist nur der Gewinn aus der Differenz zum gesetzlichen Mindestzins. Die Pensionskassen erzielten 2006 auf dem Alterskapital im Durchschnitt eine Rendite von 6,9 Prozent. Das dürften auch die Banken geschafft – und damit noch weit mehr eingenommen – haben.
Noch tiefere Zinsen bei Freizügigkeitskonten
Damit nicht genug: Auf Freizügigkeitskonten der 2. Säule lagern weitere 20 Milliarden Franken. Hier liegen die von den Banken bezahlten Zinsen mit zurzeit 1,25 bis 1,5 Prozent noch tiefer als bei 3a-Geldern. Fazit: Bei diesen Alters-Sparguthaben schnappen die Geldinstitute den Kunden pro Jahr weitere 200 Millionen Franken weg, weil sie den Mindestzinssatz von 2,5 Prozent nicht einhalten müssen.
Über die Jahre läppern sich so Milliardenbeträge zusammen. Da die Gelder im Normalfall für den Sparer bis fünf Jahre vor
dem Pensionsalter blockiert sind, liegen sie jahrzehntelang auf den Konten.
Folgen für das Alterskapital der Kunden: Wie Modellrechnungen des VZ Vermögenszentrums zeigen, hat ein Sparer bei einem Zinssatz von 1,5 statt 2,5 Prozent nach 20 Jahren über 14 000 Franken weniger auf seinem 3a-Konto – nach 30 Jahren sind es sogar über 38 000 Franken (siehe Grafik).
Die Banken verteidigen ihre tiefen Zinssätze – diese seien «marktkonform». Und die Kunden könnten Säule-3a-Gelder jederzeit auf eine andere Bank übertragen.
Tatsache ist, dass das Kapital auf den 3a-Konten stetig zunimmt. Die Banken können das Geld also ohne Risiko längerfristig anlegen. Dass höhere Zinsen drinliegen, macht übrigens die WIR-Bank vor: Sie zahlt seit einiger Zeit 2,25 Prozent, Bank Coop folgt dem guten Beispiel und vergütet ab Oktober immerhin 2 Prozent.