Altes Gemüse neu entdeckt
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Was es sonst nur im Bio-Lädeli gibt, stellt nun auch Coop in die Regale: alte Gemüsesorten und Saatgut. Das kostet allerdings bis zu 30 Prozent mehr als anderes Bio-Gemüse.
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K-Tipp 7/2003
09.04.2003
Elias Kopf - redaktion@ktipp
Grüne Zebra-Tomaten, gelbe Doubs-Rüebli, blaue Kartoffeln: Dies sind nur einige der beinahe in Vergessenheit geratenen Gemüsesorten. Mittlerweile hat sie Coop in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Specie Rara wiederentdeckt - und macht die Gemüse ab sofort für Hobbygärtner auch als Saatgut zugänglich (siehe Kasten).
Die Stiftung setzt sich seit 20 Jahren für den Erhalt alter Pflanzen- und Tierarten ein. Bei den Pflanzen gelang dies bisher vor allem dank eines Netzwerks vo...
Grüne Zebra-Tomaten, gelbe Doubs-Rüebli, blaue Kartoffeln: Dies sind nur einige der beinahe in Vergessenheit geratenen Gemüsesorten. Mittlerweile hat sie Coop in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Specie Rara wiederentdeckt - und macht die Gemüse ab sofort für Hobbygärtner auch als Saatgut zugänglich (siehe Kasten).
Die Stiftung setzt sich seit 20 Jahren für den Erhalt alter Pflanzen- und Tierarten ein. Bei den Pflanzen gelang dies bisher vor allem dank eines Netzwerks von Hobby-Gärtnern: Sie hatten die alten Gemüsevarianten vielfach von ihren Eltern und Grosseltern «geerbt» und im Hausgarten weiter angebaut. Allerdings konnten so nur Kleinstmengen angepflanzt werden, eine systematische Auslese und Verbesserung der Sorten war nicht möglich.
In Zukunft will Pro Specie Rara jedoch mit der grossen Kelle anrühren: «Coop garantiert die Abnahme grosser Erntemengen. Dadurch werden unsere alten Sorten für die Bauern plötzlich wieder interessant», streicht Béla Bartha von Pro Specie Rara die Vorteile der Zusammenarbeit heraus.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Stiftung bekommt durch Coop ein Sponsoring zur Entwicklung «neuer» Alt-sorten. Elf alte Gemüse führte der Detaillist letztes Jahr in den Regalen.
Nun wird das ganze Pro-Specie-Rara-Sortiment auf der Suche nach weiteren für den Massenvertrieb geeigneten Sorten durchkämmt. «Zwar machen diese Produkte - alle in "Knospe"-Qualität - im Bio-Sortiment von Coop zurzeit weniger als ein Prozent aus», erklärt Stefan Kausch, Projektverantwortlicher bei Coop. Doch er hofft, dass der Absatz trotz der - im Vergleich zum übrigen Bio-Gemüse - 10 bis 30 Prozent höheren Preise anziehen werde. Kauschs Ziel: «In einigen Jahren möchten wir damit einen Anteil von 5 Prozent erreichen.»
Coop hat sich die Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara als Monopol gesichert. Die Stiftung darf zwar weiterhin kleine Läden und Restaurants beliefern, aber eine Zusammenarbeit mit anderen Grossverteilern liegt nicht drin. «Da hat Coop bei uns eine Exklusivstellung», bestätigt Béla Bartha die aus Konsumentensicht nicht unproblematische Lösung.
Eine Sorte sieht nicht immer gleich aus
Die Konkurrenz musste den Deal zähneknirschend akzeptieren. Immerhin haben Zulieferer von Migros und Jumbo bei Pro Specie Rara vorsondiert - ohne Erfolg.
Sein Interesse angemeldet hat auch der Chips-Produzent Zweifel in Spreitenbach AG. Doch Bartha winkt ab: «Die geforderten Tonnagen werden wir mit unseren speziellen Sorten so schnell nicht erreichen. Auch bei den Tomaten können wir den von der Industrie benötigten regelmässigen Nachschub nicht gewährleisten.»
Zwar versuche man, die Logistik zu verbessern, denn das «Grossmutter-Gemüse» sei häufig heikler als industrielle Sorten und benötige ein sorgfältiges Handling und entsprechendes Wissen.
Das beginnt schon beim Erscheinungsbild. Bartha: «Nehmen wir beispielsweise die gelben Jaune-longue-du-Doubs-Rüebli. Die sehen nicht einfach alle gleich aus. Wer das nicht weiss, wirft sie einfach fort.» Auch im Geschmack und in der Zubereitungsart unterscheiden sich viele der alten Gemüse von den überall erhältlichen bekannten Sorten.
Selber säen, pflanzen, setzen
Die Garten-Saison hat eben erst begonnen. Bei Coop gibts jetzt auch Saatgut für verschiedene uralte Gemüse wie Küttiger Rüebli, gezahnte Tomaten, Petersilienwurzel, Haferwurzel und makedonischen Buschbohnen.
Im Mai bringt Coop mehrere alte Tomatensorten auch als Setzlinge in den Verkauf - etwa Baselbieter Röteli, Black Plum und Ochsenherz.
Weiter kann man verschiedene Bio-Saatkartoffelsorten der Pro Specie Rara bestellen, zum Beispiel Acht-Wochen-Nüdeli und Prättigauer-Müsli. Adresse: Bioterra, Dubsstrasse 33, 8003 Zürich, Tel. 01 463 55 14, Fax: 01 463 48 49, E-Mail: service@bioterra.ch.
Der «Sortenfinder» von Pro Specie Rara, Fr. 25.-, zeigt, welche alten Sorten es noch gibt und wo Saatgut erhältlich ist. Zu beziehen: Pro Specie Rara, Pfrundweg 14, 5000 Aarau, Fax 062 823 50 25; www.psrara.org.