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K-Tipp 9/2002
01.05.2002
Die Heimelektronik-Branche verkauft Occasions-Geräte unzulässigerweise als neue
Ein defektes Handy wird repariert und nochmals als neues Gerät verkauft - eine gängige Praxis, wie ein Media-Markt-Sprecher zugibt.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Das günstigste Angebot für ein Handy Nokia 8310 fand Hanspeter Brüderlin aus Muttenz BL beim Media Markt in Pratteln BL. 649 Franken kostete das neue Gerät ohne jegliche Abonnementsverpflichtung.
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Die Heimelektronik-Branche verkauft Occasions-Geräte unzulässigerweise als neue
Ein defektes Handy wird repariert und nochmals als neues Gerät verkauft - eine gängige Praxis, wie ein Media-Markt-Sprecher zugibt.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Das günstigste Angebot für ein Handy Nokia 8310 fand Hanspeter Brüderlin aus Muttenz BL beim Media Markt in Pratteln BL. 649 Franken kostete das neue Gerät ohne jegliche Abonnementsverpflichtung.
Zu Hause probierte Brüderlin das Handy aus. «Lieber Phil mein Schatz ...», begrüsste ihn ein SMS.
Bald begriff er: «Das Handy war gebraucht. Der Vorbesitzer hatte Kurznachrichten und Adressbucheinträge auf dem Gerät gespeichert.» Besonders stossend: Für das Occasionsgerät hatte Brüderlin den Neupreis bezahlt.
Brüderlin wandte sich umgehend an den Kundendienst von Media Markt, wo man ihn mit Sprüchen wie «Das ist ja nicht so schlimm» und «So etwas kann passieren» abwimmeln wollte.
Das liess sich Brüderlin nicht bieten. Er verlangte den Vorgesetzten. Nach langem Hin und Her gab dieser zu, dass bei einigen Nokia 8310 ein Softwareproblem aufgetaucht sei. Die retournierten Geräte seien repariert und als Neugeräte wieder verkauft worden. Bei Brüderlins Gerät hatte man vergessen, die SMS und Adressbucheinträge zu löschen.
Brüderlin akzeptierte das nicht und blieb hartnäckig: Er konnte das Occasionsgerät zurückgeben und erhielt sein Geld zurück.
Der Geschäftsführer von Media Markt in Pratteln, Christian Siegmann, betont, dass man Brüderlin ein neues Gerät angeboten habe. Er bestätigt den Vorfall und gibt gar zu, dass dieses Vorgehen System habe und bei vielen Geräten aus dem Bereich Heimelektronik angewandt werde: «Bringt der erste Käufer ein Gerät innerhalb von sieben Tagen defekt zurück, spricht man in der Branche von Neudefekt.»
Solche Geräte würden vom Importeur falls möglich repariert. Dann würden sie als Neugeräte verkauft. «Wir können jedoch nicht in jedem Fall feststellen, ob es sich tatsächlich um ein neues oder um ein repariertes Gerät handelt», sagt Siegmann.
Die Kundschaft wird über diese Praxis nicht informiert. Die Verkäufer rechnen vielmehr damit, dass der Kunde von der ganzen Sache nichts merkt.
Rechtlich ist dieses Vorgehen allerdings unzulässig. Als «neu» gilt eine Sache nämlich nur, wenn sie erstmals an einen Kunden verkauft wird.
Kassensturz - Mängel bei Nokia-Handys
Qualitätsmängel bei verschiedenen Handy-Typen von Nokia waren auch ein Thema in der TV-Sendung Kassensturz. Das eigentliche Problemkind ist demnach das Modell Nokia 8210. Dieses Gerät wurde in der Schweiz letztes Jahr mehr als eine halbe Million Mal verkauft.
Laut Daniel Käser von der Manor-Direktion retournierte die Kundschaft letztes Jahr 70 Prozent der gekauften Nokia 8210. Mangelhaft waren vor allem Display und Software. Gemäss Nokia entbehrt die Aussage über die Ausfallquote von 70 Prozent «jeder Grundlage».
Das Nokia 8210 ist aber nicht das einzige Modell, das Probleme macht. Beim Nachfolgemodell 8310 soll rund ein Drittel der Geräte defekt sein.
Bei fehlerhaften 8210-Modellen will Nokia kostenlos die Displays ersetzen, selbst wenn die Garantiezeit abgelaufen ist.