Angstmacherei ist schlecht für das Vertrauen
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K-Tipp 6/2005
23.03.2005
Ueli Schmezer, Stellvertretender Redaktionsleiter«
Ein Knabe wird im Spital wegen eines Mückenstichs behandelt. Das dauert 15 Minuten. Das Spital stellt dafür eine Rechnung aus über unglaubliche 5500 Franken. Die Mutter des Knaben stutzt und kontaktiert die Krankenkasse. Diese stellt fest, dass das Spital einen ganzen stationären Tag verrechnet hat. Die Krankenkasse bezahlt am Schluss lediglich 150 Franken. Die aufmerksame Frau hat der Kasse und ihren Mitversicherten 5350 Franken gespart.
Ich finde das toll. Und ich verstehe, ...
Ein Knabe wird im Spital wegen eines Mückenstichs behandelt. Das dauert 15 Minuten. Das Spital stellt dafür eine Rechnung aus über unglaubliche 5500 Franken. Die Mutter des Knaben stutzt und kontaktiert die Krankenkasse. Diese stellt fest, dass das Spital einen ganzen stationären Tag verrechnet hat. Die Krankenkasse bezahlt am Schluss lediglich 150 Franken. Die aufmerksame Frau hat der Kasse und ihren Mitversicherten 5350 Franken gespart.
Ich finde das toll. Und ich verstehe, dass die CSS - der zweitgrösste Krankenversicherer im Land - in Zukunft aufmerksame Versicherte, die Ärzten und Spitälern genau auf die Rechnung schauen, belohnen will. Eine gute Idee.
Doch die Kasse hat die Arztrechnung ohne die Mediziner gemacht. Durch deren Reihe geht ein Aufschrei. Diese Idee gefährde letztlich die Gesundheit der Patienten, behaupten Mediziner gemäss «Tages-Anzeiger» allen Ernstes. Der FMH-Präsident: «Der Aufruf zum Denunziantentum wäre für das Vertrauensverhältnis katastrophal.»
Auf meinem Schreibtisch liegt folgender Fall: Ein Mann lässt seine Augen operieren. Auf der Rechnung des Arztes findet er Leistungen, die schon das Spital verrechnet hat, und Konsultationen, die gar nie stattgefunden haben. Der Patient meldet sich beim Arzt. Dieser reagiert ungehalten. Heute hat der Mann einen anderen Augenspezialisten.
Frage: Was oder wer hat wohl das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zerstört? Kommt hinzu: Solche überrissenen Rechnungen können auch die besten Rechnungsfahnder der Kassen nicht erkennen. Nur der Patient weiss, wie lange eine Konsultation gedauert hat.
Dass die Spitze der Ärztegesellschaft mit «Gefahr für die Gesundheit» und «schlecht für das Vertrauensverhältnis» Angst verbreitet, finde ich gelinde und mit den Worten des FMH-Präsidenten gesagt katastrophal.
Mein Vertrauen gewinnt er so nicht.