Welche Bilder sehen Sie, wenn von IV-Rentnern die Rede ist? Ein IV-Rentner, das ist doch einer, der vielleicht schon ein bisschen krank ist oder behindert - aber irgendwie bestimmt auch ein bisschen bequem. Einer, der es sich mit seiner Rente gemütlich eingerichtet hat. Ist doch schön, wenn man Geld kriegt, ohne dafür arbeiten zu müssen. Sind Sie immun gegen die Medien-Berichterstattung der letzten Zeit? Oder sind Ihnen ähnliche Gedanken auch schon durch den Kopf gegangen?

Der Kassensturz hat IV-Rentner getroffen. Zum Beispiel Martin Gunziger. Der 57-Jährige ist seit Geburt sehbehindert. Gunziger arbeitet seit 35 Jahren bei Coop - obwohl er fast blind ist. Er erhält eine halbe IV-Rente. Anspruch hätte er eigentlich auf eine volle. Doch er will arbeiten. «Ich möchte nicht abgeschafft werden», sagt Gunziger.

Oder Willi Lutz. Der Arzt ist Bluter. Die Krankheit hat seine Gelenke geschädigt. Lutz erhält eine halbe IV-Rente. Seit zwei Jahren sucht er eine Teilzeitstelle. Er wäre bereit, sich umschulen zu lassen, doch er hat auf dem Arbeitsmarkt fast keine Chance.

Die beiden Lebensgeschichten haben mich beeindruckt. Für mich sind sie der Kontrapunkt zur vergifteten Diskussion über IV-Rentner, die angeblich keine sind. Und ein Mahnmal für all jene, die vergessen haben, worum es bei der IV wirklich geht: um Menschen mit einer Behinderung, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren legitimen Platz in der Gesellschaft einnehmen wollen - und dazu gehört Arbeit.

Behinderte wollen arbeiten. Doch es gibt zu wenig Stellen für sie. Die Unternehmen drücken sich. Das hat der Kassensturz schon im letzten Herbst aufgezeigt. Zurzeit debattiert der Nationalrat im Rahmen der 5. IV-Revision auch über diese Frage. Ich hoffe, die Damen und Herren Nationalräte haben die Geschichten von Lutz und Gunziger gesehen.