Auf schmalen Latten durch den Winter
Langlaufen ist gesund, aber die Lauftechnik bestimmt, welche Ski am besten geeignet sind. Klassische Ski gibts ab 150 Franken.
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K-Tipp 18/2003
29.10.2003
Georges Müller - gmueller@ktipp.ch
Langlauf ist eine ganzheitliche Sportart. Sie beansprucht 95 Prozent der Muskulatur und fördert Ausdauer, Kraft sowie Beweglichkeit», lobt Harry Sonderegger, Jugend-und-Sport-Fachleiter im Bundesamt für Sport, das stille Gleiten durch den Schnee. Messungen des Lungenvolumens als Indikator für die Intensität einer körperlichen Tätigkeit haben für Spitzenlangläufer einen Rekordwert von 95 Milliliter pro Kilo Körpergewicht ergeben. Profi-Radfahrer als zweitbeste Gruppe kommen dagegen «nu...
Langlauf ist eine ganzheitliche Sportart. Sie beansprucht 95 Prozent der Muskulatur und fördert Ausdauer, Kraft sowie Beweglichkeit», lobt Harry Sonderegger, Jugend-und-Sport-Fachleiter im Bundesamt für Sport, das stille Gleiten durch den Schnee. Messungen des Lungenvolumens als Indikator für die Intensität einer körperlichen Tätigkeit haben für Spitzenlangläufer einen Rekordwert von 95 Milliliter pro Kilo Körpergewicht ergeben. Profi-Radfahrer als zweitbeste Gruppe kommen dagegen «nur» auf 85 ml/kg.
An dieser positiven Beurteilung ändert auch die in jüngerer Zeit aufgekommene Skating-Technik nichts. Im Unterschied zum althergebrachten Langlaufen mit den vorwärts gerichteten Bewegungen erinnert der Skating-Stil mit seinen seitlichen Bewegungen ans Schlittschuhlaufen. «Skating braucht nicht mehr Kraft als die klassische Methode, eher weniger. Nur wer Skating nicht richtig gelernt hat, belastet Fussgelenke und Knie unverhältnismässig», betont Sonderegger.
Allerdings ist die Skating-Technik anspruchsvoller als der klassische Stil, weil der Körper wegen der seitlichen Bewegungen hin- und herpendelt. Sonderegger rät deshalb: «Wer Probleme mit dem Gleichgewicht hat, muss mit der klassischen Methode beginnen.»
Diese Modelle sind preislich günstiger. Ski ohne Bindung für den klassischen Laufstil kosten zwischen 150 und 300 Franken, Skating-Latten gibt es ab 270 bis 500 Franken. Auch die Schuhe für die herkömmliche Technik sind mit Kosten ab 100 Franken erschwinglicher als Skatingschuhe, für die man im Minimum 300 Franken rechnen muss. Für die klassische Bindung zahlt man mindestens 50 Franken, für die Skating-Variante 80 Franken. Nur die Stöcke (ab 30 bis weit über 100 Franken) sind für beide Arten dieselben.
Mit der Wahl des Laufstils ist auch klar, welche Ski, Bindung und Schuhe erforderlich sind. Kombiski für beide Laufmethoden wurden bis zum vergangenen Jahr hergestellt und sind da und dort vielleicht noch erhältlich. Wegen ihres Kompromiss-Charakters sind sie aber für keine der beiden Lauftechniken wirklich ideal.
Skihärte aufs Gewicht abstimmen
Die Unterschiede zwischen klassischem Langlauf und Skating sind zwar gross, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. «Das A und O des richtig ausgewählten Skis ist die Härte - sie muss aufs Körpergewicht abgestimmt sein», sagt Brigitte Albrecht-Loretan. Sie war in der Frauen-Langlaufstaffel, die 2002 eine Bronzemedaille von der Winter-Olympiade in Salt Lake City heimgebracht hatte. Albrecht-Loretans Tipp: «Wenn man das ganze Körpergewicht auf einen einzigen Ski legt, muss er fest auf dem Boden aufliegen, um beim Abstossen vorwärts zu kommen.»
Zum Thema Glatt- oder Schuppenski gibt sie zu bedenken, der Erstere sei zwar schneller, müsse aber im mittleren Bereich mit Steig- oder Gripwachs behandelt werden. Schuppenski benötigen in der Steigzone nur Spezialwachs, um das Ankleben von Schnee zu verhindern. Vorn und hinten brauchen beide Ski einen Gleitwachs, um flüssig vorwärts zu kommen und ein Austrocknen der Lauffläche zu verhindern.
Langlauf-Ski nicht überall erhältlich
Nach Schätzungen von Fachleuten werden in der Schweiz jährlich 25 000 Paar Langlaufski verkauft - Tendenz gleich bleibend. Zum Vergleich: Jährlich gehen 320 000 Paar Alpinski und 70 000 Snowboards über den Ladentisch.
Schweizer Hersteller von Langlaufski gibt es keine mehr. Des vergleichsweise geringen Umsatzes wegen sind die schmalen Latten auch nicht bei allen Sportartikel-Händlern erhältlich. So führt die Migros Langlaufartikel, nicht aber Coop. Und von den gesamtschweizerisch 53 Ochsner-Sport-Filialen bieten nur 13 Langlauf-Ausrüstungen an.
Vor dem Gang ins nächste Sportgeschäft lohnt sich deshalb die Anfrage, ob es dort Langlaufski gibt.
Griff
- Der Griff aus Kunststoff ist hart, hat aber eine längere Lebensdauer.
- Der Griff aus Kork ist weicher und deshalb angenehmer anzufassen.
- Ein breiter Riemen schneidet an der Hand weniger ein als ein schmaler - und es ist einfacher, Druck auf den Stock auszuüben.
Stock
- Materialien wie Carbon, Fiberglas und Titan machen den Stock leichter und stabiler, aber auch teurer als ein Modell aus Aluminium.
- Die Länge des Stocks für den klassischen Laufstil berechnet sich nach der Formel «Körpergrösse minus 30 cm».
- Der Skating-Stock ist 10 cm länger.
Spitze
- Das Spitzenelement («Tellerli») verhindert, dass der Stock im tiefen Schnee einsinkt.
- Die Stahlspitze muss scharf sein (schärfer als bei einem Skistock), um den Stock auch im Eis einstecken zu können.
- Spitzen und Griffe, die sich bei Beschädigung ersetzen lassen, verlängern die Lebensdauer des Stockes.
Schuh
- Atmungsaktive Materialien verhindern, dass Schweiss den Innenschuh zu stark nässt. Die Innenseite muss thermobeschichtet sein, um kalte Füsse zu verhindern. Eine Manschette als oberer Abschluss gibt zusätzlichen Halt.
- Eine mit einem Reissverschluss zu befestigende Lasche über der Schnürung verhindert das Eindringen von Schnee.
- Der Schuh für den klassischen Laufstil reicht nur bis zum Knöchel. Seine Sohle ist weicher als diejenige für den Skating-Stil.
- Der Skating-Schuh (Bild) geht über den Knöchel und muss vor allem seitwärts guten Halt geben.
Bindung
- Die Bindung für den klassischen Laufstil hat nur ein Metallstäbchen an der Zehenspitze. Dieses ermöglicht lange Ausfallschritte für das Laufen in der Loipe.
- Die Skating-Bindung (Bild) hat zwei Befestigungspunkte im Abstand von etwa 5 cm, um den Schuh nach dem Abstossen rascher auf den Ski zurückzubringen. Zudem gibt dies auch seitwärts Halt.
Lauffläche
- Der klassische Ski weist vorne und hinten eine Gleitzone und in der Mitte eine Steigzone auf. Dieser mittlere Bereich kann entweder mit Schuppen ausgestattet sein (Bild) oder er muss gewachst werden. Spezielle Crosscountry- oder Wandermodelle sind breiter und haben stärker ausgebildete Schuppen.
- Der Skating-Ski ist leichter und hat eine durchgehende Gleitzone.
Länge und Härte
- Für die Länge des Skis gibts eine Faustregel (gilt auch für Kinder): Körpergrösse plus 10 cm, Skating-Ski dürfen 5 Zentimeter kürzer sein.
- Beim Gleiten darf der Ski nicht durchgedrückt werden, weil das eine Bremswirkung hätte. Deshalb ist das Körpergewicht entscheidend für die Wahl eines weicheren oder härteren Skis. Die Richtmasse: bis 65 kg: soft; bis 80 kg: medium; über 80 kg: stiff.