Aufgepumpte Preise
In der Flasche ist zwar exakt dasselbe Halswehmittel wie im Spray. Wer aber lieber sprüht als gurgelt, muss viel tiefer in die Tasche greifen.
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K-Tipp 17/2002
16.10.2002
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Als Paul Müller aus Feuerthalen ZH gegen Schluckweh und Heiserkeit zu kämpfen hatte, brachte ihm seine Frau von der Apotheke einen Sangerol-Mundspray nach Hause. Sangerol wirkt bei Schluckbeschwerden, Halsschmerzen und Zahnfleischentzündungen. Pharmariese Novartis verkauft das Produkt im 20-ml-Fläschchen als Pumpspray für Fr. 10.20.
Als Müller den Preis sah, stutzte er. Sangerol hatte er früher schon gekauft, damals als Mundspüllösung für ebenfalls Fr. 10.20. Nur enthiel...
Als Paul Müller aus Feuerthalen ZH gegen Schluckweh und Heiserkeit zu kämpfen hatte, brachte ihm seine Frau von der Apotheke einen Sangerol-Mundspray nach Hause. Sangerol wirkt bei Schluckbeschwerden, Halsschmerzen und Zahnfleischentzündungen. Pharmariese Novartis verkauft das Produkt im 20-ml-Fläschchen als Pumpspray für Fr. 10.20.
Als Müller den Preis sah, stutzte er. Sangerol hatte er früher schon gekauft, damals als Mundspüllösung für ebenfalls Fr. 10.20. Nur enthielt die Flasche zehnmal mehr Flüssigkeit.
Müller verglich die Beipackzettel und stellte fest, dass sich in beiden Behältern genau die gleiche Flüssigkeit befindet. «Da kassiert die Pharma-Industrie ab», ärgert sich Müller.
Der Leiter der wissenschaftlichen Dienste bei Novartis, Norbert Linnenbrink, begründet den eklatant höheren Preis des Mundsprays: «Das Pumpsystem der Sprayflasche ist der entscheidende Kostenfaktor. Insgesamt sind die Herstellungskosten des Sprays höher als die der Mundspüllösung.»
Und: Unter dem Strich blieben sich die Kosten für die Behandlung bei beiden Produkten gleich - weil eine Spülung mit Gurgellösung mehr Flüssigkeit brauche als eine Spraybehandlung. Zudem sei der Spray gegen Entzündungen im Rachen besser geeignet, die Gurgellösung hingegen für den vorderen Mundbereich. Davon steht allerdings nichts auf den beiden Packungen.
In Drogerien gibt es leere Sprayfläschchen
Paul Müller bleibt dabei: «Wenn es Novartis nicht nur ums Geld ginge, hätte man die Sprühflasche wenigstens mit einem Drehverschluss versehen, damit man sie mit der Mundspüllösung wieder auffüllen könnte.»
In Drogerien und Apotheken gibt es leere Flaschen mit Sprühaufsatz für weniger als 4 Franken. Wer also die billigere Mundspüllösung kauft und diese in die selber gekaufte Flasche abfüllt, spart.
Den genau gleichen Preisunterschied zwischen Gurgellösung und Spray gibt es auch bei Mebucasol f von Novartis. Das erstaunt allerdings kaum, handelt es sich doch um exakt dasselbe Medikament wie Sangerol. Novartis vertreibt das Produkt lediglich unter anderem Namen.
Ein weiteres Beispiel ist Dequonal von der deutschen Pharma-Firma Kreussler. Auch dieses Medikament hilft bei Halsschmerzen, Infektionen und Entzündungen in Mund und Rachen. 50 ml im Spray-Fläschchen gibt es für Fr. 11.20; 200 ml Gurgellösung kosten dagegen Fr. 8.80. Wer 200 ml Spray kaufen will, muss für vier Sprühlösungen Fr. 44.80 ausgeben.
Der stellvertretende Herstellungsleiter von Kreussler, Christian Freyberg: «Der Grund für den Preisunterschied zwischen Spray und Mundspüllösung liegt in der aufwändigeren Herstellung der Sprühflasche.»
Dass es auch anders geht, zeigt Merfen. Im Spray kosten 30 ml Fr. 8.90. Im herkömmlichen Fläschchen muss man für 15 ml Fr. 4.50 bezahlen. Halber Inhalt, halber Preis. Hergestellt wird Merfen übrigens wie Sangerol und Mebucasol f von Novartis.