Augen auf beim Autoverkauf
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K-Tipp 11/2002
29.05.2002
K-Tipp-Test: Händler machten Angebote mit bis zu 16 000 Franken Unterschied
Wer sein Auto dem erstbesten Händler verkauft, verschenkt vielleicht einige tausend Franken. Es lohnt sich, mehrere Offerten einzuholen.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Wenn Sie Ihr Auto heute oder später verkaufen wollen, dann rufen Sie an. Km und Zustand egal. Zahle bar. Telefon 079 366 ...» Wer auf solche Inserate oder unter die Scheibenwischer geklemmte Visi...
K-Tipp-Test: Händler machten Angebote mit bis zu 16 000 Franken Unterschied
Wer sein Auto dem erstbesten Händler verkauft, verschenkt vielleicht einige tausend Franken. Es lohnt sich, mehrere Offerten einzuholen.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Wenn Sie Ihr Auto heute oder später verkaufen wollen, dann rufen Sie an. Km und Zustand egal. Zahle bar. Telefon 079 366 ...» Wer auf solche Inserate oder unter die Scheibenwischer geklemmte Visitenkarten mit ähnlichen Texten reagiert, reibt sich bald einmal statt der Hände die Augen. Denn: Solche Käufer zahlen zwar tatsächlich sofort bar - in der Regel aber viel zu wenig.
Beat Wyrsch vom TCS warnt deshalb vor dem übereilten Verkauf an diese Händler, welche die Autos meist für den Export aufkaufen. «Das rentiert in der Regel nur bei alten Schwarten», sagt der Occasions-Experte. Wer hingegen ein anständig gepflegtes Auto zu einem fairen Preis loswerden will, verkauft es besser dem Meistbietenden.
Doch was heisst fairer Preis? «Händler können frei entscheiden, wie viel sie für ein Auto bieten wollen», sagt Heiner Lehmann vom Schweizer Autogewerbe-Verband (AGVS).
Und diese Freiheit nehmen sie sich, wie die Stichprobe des K-Tipp zeigt. Für einen dreijährigen Volvo V70 Kombi mit 40 000 Kilometern, aktueller Ankaufs-/-Eintauschpreis gemäss Eurotax: rund 30 000 Franken, boten Händler und Garagisten zwischen 18 000 und 34 000 Franken. Die Differenz zwischen der schlechtesten und der besten Offerte macht glatt den Neupreis eines Kleinwagens aus. Wer sich also die Zeit nimmt und verschiedene Angebote einholt, wird mit einem dickeren Portemonnaie belohnt.
Begründungen für die grossen Preisunterschiede gibt es viele. Zu den plausiblen gehört die Nachfrage nach einem bestimmten Modell oder Eigenschaften. «Ein Auto mit Vierradantrieb zum Beispiel erzielt in Berggebieten den besseren Preis als im Flachland», erklärt Eurotax-Mitarbeiter Hans-Peter Annen. Gängige Autobewertungssysteme wie Eurotax oder Auto-i-DAT, auf das sich die Mehrheit der Händler bei der Stichprobe stütze, berücksichtigen das.
Nicht nachvollziehbar sind hingegen Offerten, die über den Daumen gepeilt daherkommen. Ein krasses Beispiel dafür war die Kreuzgarage in Rotkreuz ZG. Inhaber Türkoglu Enver schaute sich den Volvo von weitem kurz an - und bot dann 20 000 Franken «bar auf die Hand, aber ohne Quittung». Ein seltsames Geschäftsgebaren.
Verkäufer sind oft zu schnell zufrieden
Grundsätzlich gilt: Ein seriöser Händler schaut sich den zum Kauf angebotenen Wagen gründlich an. Bevor er ein Angebot macht, ermittelt er am Computer den aktuellen Ankaufs-/Eintauschwert. Sonderausstattungen muss er dabei genau berücksichtigen, denn sie erhöhen den Wert des Fahrzeugs - Beulen und Kratzer schmälern ihn. Liegt seine Offerte unter dem Eurotax- oder Auto-i-DAT-Wert, «muss er das erklären können», so Heiner Lehmann vom AGVS.
Rund 1200 Occasionswagen werden in der Schweiz täglich von professionellen Händlern angekauft, eingetauscht oder verkauft. «Dabei gibt es erstaunlich wenig Reklamationen», wie Heiner Lehmann sagt. Für ihn ein Beleg dafür, dass das Gros der Autokäufer ihre Kunden nicht über den Tisch zieht.
Beat Wyrsch vom TCS sieht das anders. Er glaubt, dass den meisten Verkäufern nicht bewusst ist, welchen Preis sie beim Händler für ihr Auto hätten rausholen können.
Und: «Sie wissen auch nicht, dass sie in der Regel privat einen noch besseren Preis hätten erzielen können - oder fürchten, dass Privatverkäufe kompliziert und konfliktträchtig sind.» Doch das stimmt nicht unbedingt. Lesen Sie dazu den Artikel nebenan.
So verkauft man eine Occasion
- Stellen Sie vor dem Verkauf alle Wagenpapiere (Fahrzeugausweis, Abgaswartungsdokument und Serviceheft) zusammen.
- Informieren Sie sich über den aktuellen Ankaufs-/Eintauschpreis Ihres Fahrzeugs. Je genauer Ihre Angaben zum Fahrzeug sind, desto genauer wird auch der ermittelte Preis. Erstellen Sie vor der Preisanfrage eine Liste aller Sonderausstattungen.
- Stellen Sie eine weitere Liste mit ausserordentlichem Zubehör wie Winter-/Sommerräder und ersetzter Verschleissteile wie Kupplung, Bremsen und Auspuff zusammen. Das kann den Verkaufspreis erhöhen.
- Verschweigen Sie keine Mängel oder behobene Unfallschäden. Falls das auffliegt, haften Sie dafür.
- Verlangen Sie klare Begründungen, falls das Händlerangebot stark vom errechneten Ankaufs-/Eintauschpreis abweicht.
- Prüfen Sie verschiedene Angebote. Nehmen Sie sich dafür Zeit. Erst recht, wenn Sie Ihren Wagen aus finanziellen Gründen verkaufen wollen. Gehen Sie auf fliegende Händler oder solche, die Autos für den Export einkaufen, nur dann ein, wenn Ihr Wagen so gut wie schrottreif ist.