Ausweg aus der Leasing-Falle
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K-Tipp 7/2000
05.04.2000
Auto-Leasing: So können Sie sich vor ungerechtfertigten Forderungen schützen.
Wer den Leasing-Vertrag kündigt oder das geleaste Auto kaufen will, zahlt fast immer drauf. Der K-Tip zeigt, wie Sie sich dagegen wehren können.
Die Grundidee ist bestechend: "Lease ein Huhn und bezahle die Leasing-Rate mit einem Teil der gelegten Eier", erklärt Mario Roncoroni vom Verein Schuldensanierung Bern. Für Firmen oder Selbständig-Erwerbende, die in diesem Sinne mit geleast...
Auto-Leasing: So können Sie sich vor ungerechtfertigten Forderungen schützen.
Wer den Leasing-Vertrag kündigt oder das geleaste Auto kaufen will, zahlt fast immer drauf. Der K-Tip zeigt, wie Sie sich dagegen wehren können.
Die Grundidee ist bestechend: "Lease ein Huhn und bezahle die Leasing-Rate mit einem Teil der gelegten Eier", erklärt Mario Roncoroni vom Verein Schuldensanierung Bern. Für Firmen oder Selbständig-Erwerbende, die in diesem Sinne mit geleasten Maschinen und Geräten einen Gewinn erwirtschaften, geht die Rechnung denn auch meistens auf.
Nicht so aber für Privatpersonen, die sich mit einem Leasing-Vertrag den Traum vom tollen Schlitten erfüllen wollen. "Ein Auto bringt keinen Gewinn, sondern verursacht nur Kosten", sagt der Jurist Roncoroni. Besonders dann, wenn die auf den ersten Blick noch zahlbare Monatsrate wegen veränderter beruflicher, gesundheitlicher oder familiärer Gründe plötzlich zur drückenden Last wird.
Denn: Im klein Gedruckten wird den Leuten ein vorzeitiges Kündigen des Vertrages so schwer wie nur möglich gemacht. Wer aussteigen will, bekommt happige Nachzahlungs-Forderungen präsentiert, die viele Haushalt-Budgets kaum verkraften.
Ein Fall: Beat Gerber aus Bern wollte nach der Lehre ein Auto. Erspartes hatte er nicht, deshalb leaste er einen Occasions-Fiat-Punto. Die Rate war, weil er den Vertrag für 48 Monate abschloss, mit 200 Franken verlockend niedrig. Zwei Jahre später beschloss er, eine längere Weiterbildung zu machen. "Ich erstellte ein Budget und sah, dass ich mir in diesem Fall das Auto nicht mehr leisten kann", erzählt Gerber.
Er kündigte seinen Leasing-Vertrag - und bekam eine Nachforderung von fast 4000 Franken für den Wertverlust des Autos zugeschickt. Das kann der junge Mann nicht bezahlen. "Ich brauche das Geld für meine Weiterbildung", sagt er.
Pech hat auch, wer glaubt, er könne das Auto nach Ablauf des Vertrages "günstig" kaufen. Margrit Baumann aus Zürich war mit ihrem "Golf" so zufrieden, dass sie ihn behalten wollte. Die Leasing-Gesellschaft kam ihrem Wunsch entgegen - und offerierte ihr den Flitzer unverfroren zum aktuellen Eurotax-Wert von stolzen 12 000 Franken. Baumann war platt und verzichtete. "Zusammen mit meinen bezahlten Leasing-Raten hätte mich das Auto einige tausend Franken mehr gekostet als der damalige Verkaufspreis", sagt sie.
Unhaltbare Forderungen
Für Mario Roncoroni steht fest, dass Nachforderungen wie im Fall Gerber ungerechtfertigt sind. Der Grund: Nach gängiger Gerichtspraxis werden Leasing-Verträge nach den Bestimmungen des Miet- oder Abzahlungsrechts beurteilt. Das heisst, dass der Leasing-Geber nachträglich nicht die im klein Gedruckten verlangten Nachzahlungen für den Wertverlust des Autos einfordern kann.
Markus Hess, Geschäftsführer des Schweizerischen Leasing-Verbandes, sieht das anders. Für ihn ist "alles noch hängig", solange es in Sachen Leasing-Verträge keinen Bundesgerichtsentscheid gibt. Die Branche hat an einem solchen Entscheid gar kein Interesse. Hess: "Bei 99,5 Prozent aller Verträge kommt es zu keinen Streitereien."
Viele zahlen murrend
Doch diese Prozentzahl ist trügerisch. Erich Schwizer vom Touring Club Schweiz TCS: "Dahinter versteckt sich eine wachsende Dunkelziffer von Kunden, die zähneknirschend auf die Forderungen der Leasing-Unternehmen eingehen und zahlen."
Die Situation könnte sich noch verschärfen. Der Leasing-Boom hat nämlich erst vor kurzem so richtig eingesetzt. 1997 wurden 104 000 Verträge abgeschlossen, letztes Jahr waren es bereits über 140 000. Jedes dritte Auto wird heute geleast, 60 Prozent davon von Privatpersonen. Und: "Die Leute kommen mit ihren Finanzproblemen immer zwei, drei Jahre später zu uns. Häufig haben sie vorher vergeblich versucht, sich mit Überbrückungskrediten selber zu retten", sorgt sich Schuldensanierer Roncoroni.
Das erstaunt TCS-Experte Schwizer nicht. "Viele zahlen eher ihre Steuern oder die Krankenkassenprämien nicht, weil sie Angst haben, dass die Leasing-Gesellschaft ihnen das Auto wegnimmt, wenn sie die Raten nicht mehr zahlen." Ihn wun