Badeferien 2003 sprengen Budgets
Sommer, Sonne, Strand und Meer: Die neuen Badeferienkataloge malen ein Urlaubsbild in rosigen Farben. Bei den Preisen siehts allerdings düster aus.
Inhalt
K-Tipp 2/2003
29.01.2003
Gery Schwager - gschwager@ktipp.ch
Seit 1994 leistet sich Familie Graf (Name geändert) Jahr für Jahr Badeferien im Hotel Alion Beach auf Zypern. Urlaubstage an dieser Adresse haben ihren Preis - und der ist 2003 im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 Prozent angestiegen.
Mehr Geld haben Grafs für ihre Ferien heuer aber nicht zur Verfügung. Das bedeutet: Entweder reisen sie nicht mehr nach Zypern oder sie sparen die Mehrkosten anderweitig ein.
Familie Graf ist kein Einzelfall. Das hat eine Leserumfra...
Seit 1994 leistet sich Familie Graf (Name geändert) Jahr für Jahr Badeferien im Hotel Alion Beach auf Zypern. Urlaubstage an dieser Adresse haben ihren Preis - und der ist 2003 im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 Prozent angestiegen.
Mehr Geld haben Grafs für ihre Ferien heuer aber nicht zur Verfügung. Das bedeutet: Entweder reisen sie nicht mehr nach Zypern oder sie sparen die Mehrkosten anderweitig ein.
Familie Graf ist kein Einzelfall. Das hat eine Leserumfrage des K-Tipp ergeben. Manch ein Haushalt muss sein Ferienbudget dieses Jahr empfindlich kürzen.
Angesichts der miesen Wirtschaftslage ist das nicht überraschend. Den Reiseveranstaltern aber treibt es Kummerfalten auf die Stirn. Wirtschaftskrise, Terror- und Kriegsängste haben der Branche schon 2002 Umsatzeinbussen beschert. Vor allem Familien blieben den Buchungsschaltern fern.
Auf die Reisepreise müsste sich die schrumpfende Nachfrage eigentlich mässigend auswirken. Tut sie aber nicht.
Das zeigt die Stichprobe des K-Tipp. Sie stützt sich auf die Badeferienkataloge der drei Grossen Imholz, Hotelplan (inklusive M-travel) und Kuoni (inklusive Helvetic Tours). Und sie umfasst sieben Anlagen, die jeweils bei mehr als einem Veranstalter im Angebot sind (siehe Tabelle).
Resultat: Eine Familie mit zwei Kindern im Alter von 5 und 7 Jahren wird 2003 für zweiwöchige Sommerferien in vier der sieben Anlagen kräftiger zur Kasse gebeten als vor Jahresfrist - egal, bei welchem Veranstalter sie bucht.
Aber auch an den anderen drei Destinationen dominieren die Aufschläge. Ein wenig günstiger werden die Hotels auf Rhodos und Mallorca bei Imholz, jenes auf Lanzarote zudem noch bei Hotelplan.
Besonders drastisch ist das Beispiel JolieVille Mövenpick Resort & Casino in Sharm el-Sheikh: Hier bezahlt die erwähnte Familie, falls sie bei Imholz bucht, 17 Prozent mehr als im Sommer 2002. Bei Kuoni und Hotelplan schlägt das gleiche Angebot zwar etwas weniger auf; es ist aber trotzdem teurer als bei Imholz.
Das sind unerfreuliche Perspektiven. Doch Hotelplan-Sprecher Hans-Peter Nehmer siehts nicht so schwarz: «Die Stichprobe berücksichtigt speziell familienfreundliche Anlagen, wie wir sie vor allem im M-travel-Katalog präsentieren, zu wenig», macht er geltend. Für Familien gebe es preislich durchaus attraktive Angebote.
Nehmer verhehlt aber nicht, dass Badeferien unter dem Strich teurer geworden sind: Der durchschnittliche Preisanstieg über alle Arrangements liege bei M-travel und Hotelplan zwischen 2 und 4 Prozent. Dieser Anstieg könne jedoch dank Frühbucher-Rabatten und ausgebauter Kinderermässigungen zum Teil wieder ausgeglichen werden.
Aufschläge in fast gleicher Höhe verzeichnen auch die Kataloge von Kuoni/Helvetic Tours und Imholz. Kuoni-Sprecherin Eve Baumann und Imholz-Vertreter Roland Schmid beziffern sie auf durchschnittlich 1 bis 5 Prozent - «wobei Ausreisser nach oben vorkommen können», wie Schmid mit Blick auf die K-Tipp-Stichprobe einräumt.
Bei der Stiftung für Konsumentenschutz haben die nahezu identischen Preisaufschläge den Verdacht auf Absprachen aufkommen lassen. Doch die Sprecher aller drei Reisekonzerne weisen solche Vermutungen zurück. Sie begründen die höheren Preise primär damit, dass man wegen sinkender Nachfrage die Kapazitäten reduziert und deshalb zum Beispiel Hotelzimmer-Kontingente weniger günstig erhalten habe.
Viel lieber sprechen die Veranstalter aber über ihre Rabatte. Helvetic Tours etwa bietet bei jedem Arrangement rund 20 Prozent der Plätze zu einem meist um 100 Franken pro Person reduzierten Aktionspreis an; wer bis Ende Januar bucht, erhält diesen Preis garantiert. Hotelplan und M-travel gewähren laut Nehmer auf zahlreiche Angebote bis Ende März Rabatte bis 150 Franken pro Person.
Auch Imholz offeriert für Buchungen bis Ende März bei knapp 300 Angeboten Ermässigungen bis 200 Franken pro Person. Zudem können Frühbucher ihr Arrangement bis acht Wochen vor Reisebeginn umtauschen. Kostet das neue Arrangement weniger, erhalten sie den Differenzbetrag ausbezahlt.
Die Kinderrabatte dagegen haben sich bei Kuoni, Helvetic Tours, Hotelplan und Imholz im Grundsatz nicht verändert. Bei M-travel erhalten nicht mehr nur 2- bis 6-jährige, sondern neu 2- bis 12-jährige Kinder 50 Prozent und die 12- bis 16-Jährigen 30 Prozent Rabatt. Dies auch dann, wenn sie im eigenen Zimmer schlafen.
Doch billig werden Badeferien 2003 trotzdem nicht. Wer zumindest nicht mehr als nötig zahlen will, muss auf jeden Fall zwischen mehreren Anbietern vergleichen - und sollte zudem bei einem Reisebüro im grenznahen Ausland eine Vergleichsofferte einholen. Das kann sich lohnen, wie der K-Tipp schon mehrmals errechnet hat.
Tipps für Badeferien mit Kindern
Was muss eine Ferienanlage bieten, damit auch Familien mit Kindern unbeschwerte Urlaubstage geniessen können? Der K-Tipp hat zusammen mit Kinderlobby Schweiz eine Checkliste erarbeitet.
Sehr wichtig sind:
- Kindertreffpunkte wie
- betreute Kinderclubs, Bastel-, Spiel-, Sportanimation oder -kurse
- Kinderdiscos und -feste
- separate Kindertische und Spielecke im Restaurant
- Spielzimmer, schattige Spielplätze/Spielwiesen
- Familienzimmer, -bungalow, -appartement oder Zimmer mit einer Verbindungstür
- Kinder-/Babybetten
- Ventilator oder Klimaanlage im Zimmer/Appartement/Bungalow
- kindersichere Steckdosen, Balkongeländer etc.
- Babysitting-Angebot
- Strandnähe (keine befahrene Strasse zu überqueren)
- Schattige Liegeplätze am Strand
- Arzt/Apotheke in Hotel-nähe
- Ausflugsangebote für Familien
Wichtig sind:
- Planschbecken
- Kinderschwimmbecken (evtl. mit Wasserrutsche)
- Spiel- und Sportgeräte für die etwas Älteren (zum Beispiel Tischfussball, Tischtennis, Billard, Fahrräder)
- Sportplätze (wie Tennis, Squash, Volleyball, Minigolf, Boccia)
- Kochgelegenheit im Zimmer/Appartement/Bungalow
- Nichtraucher-Bereiche, spezielle Kindermenüs und Kinderstühle im Restaurant
Praktisch sind:
- Baby-Zimmer mit Infrastruktur (etwa Wickeltisch, Fläschchenwärmer, Kühlschrank)
- Verleih von Baby-Phones, Moskitonetzen, Kinder-Buggys, Auto-Kindersitzen etc.
- Wäscheservice/Waschmaschinen
- Unterkunft und Restaurant ohne Treppen zugänglich
- Gratis-Eis oder -Kuchen etc., Gratis-Getränke
- Internet-Zugang
Tipp: Fragen Sie vor dem Buchen, ob für Sie wichtige Einrichtungen, über die der Katalog zu wenig präzise informiert, in der Ferienanlage vorhanden sind. Verlangen Sie eine schriftliche Bestätigung.
Und vergessen Sie auch nicht, Abflug- und Ankunftszeiten sowie Flugdauer auf ihre «Kinderfreundlichkeit» hin zu prüfen, allenfalls einen Babykorb fürs Flugzeug zu bestellen und Sitzplätze zu reservieren.
Sämtliche Preise (in Franken, ohne Frühbuchungsrabatte und Aktionspreise) beziehen sich auf zweiwöchige Arrangements im August für eine vierköpfige Familie (zwei Erwachsene und zwei Kinder, 5- und 7-jährig). Sie enthalten Unterkunft mit Halbpension, Flüge, Flughafen- und Sicherheitstaxen, Visa und Annullierungskostenversicherung.