Bäume wachsen ohne Milch
Der Verpackungshersteller Tetra Pak will Naturschützer als Kunden gewinnen. Ein etwas gar kühner Versuch.
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K-Tipp 19/2003
12.11.2003
Beatrix Mühlethaler - redaktion@ktipp.ch
Trinken Sie Milch. Lassen Sie Bäume wachsen.» Wie das gehen soll, weiss «Robin Wood», Comic-Männlein des weltweit tätigen Verpackungsherstellers Tetra Pak. Es ziert neuerdings die Milchkartons von Coop. Später soll Robin Wood auch der Kundschaft anderer Geschäfte klar machen, dass Milchkartons aus Holz nachhaltig bewirtschafteter europäischer Wälder hergestellt sind: «Für jeden gefällten Baum werden drei neue Bäume gepflanzt», steht auf jeder Packung.
Wer jetzt aber...
Trinken Sie Milch. Lassen Sie Bäume wachsen.» Wie das gehen soll, weiss «Robin Wood», Comic-Männlein des weltweit tätigen Verpackungsherstellers Tetra Pak. Es ziert neuerdings die Milchkartons von Coop. Später soll Robin Wood auch der Kundschaft anderer Geschäfte klar machen, dass Milchkartons aus Holz nachhaltig bewirtschafteter europäischer Wälder hergestellt sind: «Für jeden gefällten Baum werden drei neue Bäume gepflanzt», steht auf jeder Packung.
Wer jetzt aber glaubt, milchtrinkend eine Naturschutzaktion zu unterstützen, täuscht sich. Denn die in der Werbung versprochene «Nachwuchsförderung» der Bäume ist nichts Neues. «Das ist eine in Europa seit langem übliche Praxis», bestätigt Peter Brang von der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Die genaue Anzahl der neu gesetzten Bäumchen sage im Übrigen bezüglich ökologischer Leistung nichts aus. Diese hänge davon ab, wie viele Jungbäume auf einer Fläche von selbst nachwachsen oder eben nicht.
Doch wo ein Robin Wood auftritt, müsste auch eine überzeugende Ökoleistung zu finden sein - immerhin geht eine deutsche Umweltorganisation dieses Namens für den Wald auf die Barrikaden. Die Internetseite des Tetra-Pak-Männleins nährt zunächst diese Erwartung. Denn die Attribute für die praktizierte Holzgewinnung - umweltschonend, sozialverträglich, ethisch - lassen eine garantiert nachhaltige Waldnutzung vermuten.
Nur - die Nachfrage des K-Tipp bei Tetra Pak zeigt: Dies trifft nicht zu. Ein entsprechendes Zertifikat sei noch nicht eingeführt, gesteht PR-Frau Jacqueline Bugnon. Aber die skandinavischen Lieferanten hätten Tetra Pak versichert, dass die Waldbewirtschaftung Nachhaltigkeits-Prinzipien genüge, «und das wollen wir dem Publikum jetzt schon sagen». Die Werbung sei auch rechtlich korrekt und vom Bundesamt für Umwelt (Buwal) abgesegnet.
Werbeaussagen sind noch nicht belegt
Hans-Peter Fahrni vom Buwal relativiert: Er habe auf Anfrage klar gemacht, dass die Werbeaussagen stimmen müssten. Es brauche nicht unbedingt ein Zertifikat, «aber einen Beleg für die Nachhaltigkeit».
Ob als Beleg das Zitieren der Lieferanten genügt? Dem K-Tipp jedenfalls nicht. Also: Trinken Sie Milch, wenn Sie Milch mögen, aber nicht weil Sie ein Baumfreund sind.