Behandelt wie Schulkinder
Computerprobleme, schwierige Kursleiter und ausgefallene Lektionen: Weiterbildungskurse geben oft Anlass zu Ärger.
Inhalt
K-Tipp 17/2004
20.10.2004
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Häufig beklagen sich junge Erwachsene beim K-Tipp über Weiterbildungskurse, die viel kosten, das Geld aber nicht wert sind. Vier Beispiele:
Chaotische Zustände: «Unsere Erfahrungen sind katastrophal», schreiben Carmen Seiler, Tanja Zellweger und Felix Elsenhans aus dem Kanton Thurgau über die Europäische Marketing- und Business-Schule (EMBS) in Baar ZG.
Zu Beginn habe der Unterricht immer 45 Minuten zu spät begonnen, weil gerade kein Schulzimmer frei war; di...
Häufig beklagen sich junge Erwachsene beim K-Tipp über Weiterbildungskurse, die viel kosten, das Geld aber nicht wert sind. Vier Beispiele:
Chaotische Zustände: «Unsere Erfahrungen sind katastrophal», schreiben Carmen Seiler, Tanja Zellweger und Felix Elsenhans aus dem Kanton Thurgau über die Europäische Marketing- und Business-Schule (EMBS) in Baar ZG.
Zu Beginn habe der Unterricht immer 45 Minuten zu spät begonnen, weil gerade kein Schulzimmer frei war; die Referenten seien unmotiviert gewesen, Stunden seien kurzfristig ausgefallen. Einmal habe der Schulleiter sogar vergessen, zum Unterricht zu erscheinen.
Schulleiter Michael Mohr bezeichnet die Schilderung als «verzerrend und überrissen». Die Kursleiter seien «hoch qualifiziert und hoch motiviert». Allerdings muss Mohr bestätigen, dass es «gelegentlich zu Verspätungen» gekommen sei und dass er selber «ohne Vorankündigung» gefehlt habe.
Tipp: Nehmen Sie vorgängig an einer Lektion eines bereits laufenden Kurses teil. So können Sie die Kursteilnehmer nach ihren Erfahrungen fragen.
Alle fielen beim Abschlusstest durch
100-prozentige Durchfallquote: Sechs Frauen nahmen am Aromatherapiekurs des Instituts Knickenberg in Zeiningen AG teil. Nur vier traten zur Prüfung an. Und alle fielen durch.
Nach der Prüfung beschwerten sich die Teilnehmerinnen schriftlich über den Umgangston, die veralteten Lehrformen und die Expertin, die an der Prüfung zwei Substanzen verwechselt hatte. Was zurückkam, war dicke Post. Der Anwalt des Instituts bezeichnete die Teilnehmerinnen als «undisziplinierte Gruppe», die kaum in der Lage sei, zu beurteilen, was zeitgemässe Lehrformen seien.
Instituts-Inhaberin Rose Marie Knickenberg sagt, sie nehme eine Durchfallquote von 100 Prozent in Kauf, denn sie wolle die Kurse auf hohem Niveau halten.
Tipp: Lassen Sie sich vorher die Lehrmittel zeigen. Und erkundigen Sie sich nach der Durchfallquote.
Computerprobleme: Ganz schlechte Erinnerungen an die Prüfung des Schweizerischen Informatik-Zertifikats (SIZ) hat Pascal Merz aus Littau LU. Wegen Computerproblemen habe diese mit einstündiger Verspätung begonnen. Später sei es zeitweise nicht möglich gewesen, Dokumente zu öffnen, zu bearbeiten und abzuspeichern. Zudem hätten nicht alle Schüler die gleichen Zugriffsrechte gehabt. Pascal Merz ist überzeugt, dass das Prüfungsergebnis verfälscht wurde und er auch deshalb durchfiel. Dennoch hat das SIZ seinen Rekurs abgewiesen.
Lehrer: «Gleich gibts ein Buch an den Kopf»
SIZ-Geschäftsführer Bruno Gloor bestreitet die Computerprobleme nicht. Trotzdem sagt er: «Die Prüfung verlief normal. Wenn Kandidaten technische Störungen meldeten, wurden Zusatzzeiten gewährt.»
Tipp: Erkundigen Sie sich vorgängig, welche Rechte Ihnen die Schule bei Computerproblemen während des Unterrichts und bei Prüfungen zugesteht.
Mangelnder Respekt: Entsetzt ist Vincenzo Malafronte aus Wetzikon ZH über den rüden Umgangston an den Schulen für Technik, Informatik, Wirtschaft (IBZ) in Brugg AG. Als Malafronte eine Frage falsch beantwortete, bekam er vom Lehrer zu hören: «Nochmals so einen Seich, und ich werfe Sie raus.» Und später: «Ich werfe Ihnen jetzt dann gleich ein Buch an den Kopf.»
Malafronte stieg aus und verlangte das Kursgeld zurück - ohne Erfolg. Zwar bezeichnete die Schulleitung den besagten Lehrer als «eigenwillige Persönlichkeit», bot aber nur die Teilnahme an einem späteren Kurs an - möglicherweise beim gleichen Lehrer. Malafronte winkte ab.
Dem K-Tipp schrieb IBZ-Schulleiter Jürg Amacher, die Vorwürfe träfen nicht zu. Der Begriff «eigenwillige Persönlichkeit» könne «auch positiv beurteilt werden».
Tipp: Erkundigen Sie sich vorher, unter welchen Bedingungen Sie aus dem Kurs aussteigen oder die Klasse wechseln können. Verhalten sich Lehrpersonen ungebührlich oder undiszipliniert, können Sie aus dem Vertrag aussteigen und den nicht «verbrauchten» Rest des vorausbezahlten Kursgeldes zurückfordern.
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