Beizen: Hygiene-Sünder beim Namen nennen
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K-Tipp 12/2000
14.06.2000
In den USA selbstverst?ndlich, bei uns verboten.
Konsumenten d?rfen nicht wissen, ob ihre Beiz hygienisch ist oder ob der B?cker sauber arbeitet. Peter Vogt, Direktor des Stadtz?rcher Amts f?r Gesundheit und Umwelt, will das ?ndern.
Woche f?r Woche publiziert die Washington Post Meldungen wie: "Combination-Restaurant an der Columbia Road: Bis auf weiteres geschlossen wegen schmutziger Arbeitsfl?chen, Ratten-Kolonie im Hinterhof und unsachgem?sser Auftau-Methoden."
In...
In den USA selbstverst?ndlich, bei uns verboten.
Konsumenten d?rfen nicht wissen, ob ihre Beiz hygienisch ist oder ob der B?cker sauber arbeitet. Peter Vogt, Direktor des Stadtz?rcher Amts f?r Gesundheit und Umwelt, will das ?ndern.
Woche f?r Woche publiziert die Washington Post Meldungen wie: "Combination-Restaurant an der Columbia Road: Bis auf weiteres geschlossen wegen schmutziger Arbeitsfl?chen, Ratten-Kolonie im Hinterhof und unsachgem?sser Auftau-Methoden."
In der Schweiz gibt es solche Zust?nde auch. Dies best?tigen dem K-Tip mehrere Lebensmittelinspektoren und Kantonschemiker. Doch die Namen der S?nder nennen sie nie. Ihre wichtigsten Argumente: Amtsgeheimnis und Datenschutz.
Einer will diesen alten Zopf jetzt abschneiden: Peter Vogt, Direktor des Amts f?r Gesundheit und Umwelt der Stadt Z?rich. "Es ist unbefriedigend, dass wir nur die Anzahl Beanstandungen, nicht aber die Namen der Betriebe nennen d?rfen", sagt er. "So ger?t eine ganze Branche wegen ein paar schwarzen Schafen in Verruf."
Drei Kategorien zeigen die Sauberkeit der Betriebe
Seine Idee: Er m?chte die 4000 Z?rcher Lebensmittelbetriebe - Restaurants, Lebensmittell?den, B?ckereien und Take-Aways - nach einem Punktesystem klassieren. "Kategorie A w?ren die guten Betriebe, Kategorie B w?re ‹soso lala›, und vom Besuch von Kategorie-C-Betrieben w?rden wir abraten."
Peter Vogt hat dieses System der Millionen-Metropole Los Angeles abgeschaut. In Z?rich m?sste man es allerdings massiv entsch?rfen. Denn in der Schweiz d?rfen Beh?rden die Namen der Betriebe ohne Einverst?ndnis der Besitzer nicht publizieren. Mitmachen w?rden deshalb wohl nur die "sauberen" Betriebe.
"Auch eine Liste der sauberen Betriebe ist n?tzlich", ist Peter Vogt ?berzeugt, "der Konsument weiss, dass diese Betriebe in Ordnung sind. Und er weiss auch, dass die anderen Betriebe ein Problem haben: entweder mit der Hygiene oder mit der Transparenz."
Wann die Stadt Z?rich mit der Klassierung der Lebensmittelbetriebe beginnt, ist noch offen. "Es braucht noch sehr viele Abkl?rungen", sagt Peter Vogt und nennt ein Beispiel: "Wir m?ssen schauen, ob wir die Betriebe h?ufiger ?berpr?fen k?nnen. Denn wenn wir einen davon heute in die Kategorie A einteilen, heisst das nicht, dass er morgen noch immer sauber ist."
Wirte sind skeptisch: Angst vor Altlasten
Immerhin: Politische H?rden d?rften nicht im Weg stehen. Vogts Vorgesetzter, SP-Stadtrat Robert Neukomm, hat sich bereits f?r mehr Transparenz bei der Lebensmittelkontrolle ausgesprochen.
Und was sagen die Wirte zu Peter Vogts Vorhaben? Gastroz?rich-Pr?sident Ernst Bachmann weiss um die heikle Hygiene-Situation. Dennoch ist er skeptisch: "Wenn ein Wirt einen Betrieb ?bernimmt, der schlecht klassiert ist, sitzt er auf einer Altlast."
Wenig Unterst?tzung f?r Vogt gibts auch von Lebensmittelinspektoren und Kantonschemikern. Der Berner Kantonschemiker Urs M?ller: "Unsere Mittel sind absolut ausreichend. Wir k?nnen einen Betrieb im Extremfall sogar schliessen. Das zeigt bei jedem betroffenen Wirt die n?tige Wirkung und sch?tzt Konsumenten unmittelbar."
Ob diese Mittel tats?chlich ausreichen, ist allerdings fraglich. Denn im Gespr?ch mit Vertretern der Kontrollbeh?rden ist immer wieder von "notorischen Hygiene-S?ndern" die Rede.
Im Jahresbericht des Stadtberner Lebensmittelinspektorats steht sogar: "Es ist erstaunlich, mit welcher Gleichg?ltigkeit in den beanstandeten Betrieben oft gearbeitet wird."