"Bio" heisst nicht Gentechfrei
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K-Tipp 4/2000
23.02.2000
Grüne Labels: Auch Hühner und Schweine mit Öko-Label erhalten manchmal gentechnisch verändertes Futter.
Wer ein Poulet mit Bio-Label kauft, darf erwarten, dass die Hühner Gentech-freies Futter pickten. Falsch! Nicht jedes Öko-Label schliesst GVO-Futter aus. Der K-Tip sagt, welche Labels "saubere" Ware garantieren.
Eine lange, lückenlose Gentech-Spur zieht sich von amerikanischen Soja- und Maisfeldern über den Futtermittelkonzern Provimi zu den Optigal-Farmen...
Grüne Labels: Auch Hühner und Schweine mit Öko-Label erhalten manchmal gentechnisch verändertes Futter.
Wer ein Poulet mit Bio-Label kauft, darf erwarten, dass die Hühner Gentech-freies Futter pickten. Falsch! Nicht jedes Öko-Label schliesst GVO-Futter aus. Der K-Tip sagt, welche Labels "saubere" Ware garantieren.
Eine lange, lückenlose Gentech-Spur zieht sich von amerikanischen Soja- und Maisfeldern über den Futtermittelkonzern Provimi zu den Optigal-Farmen, den Migros-Hühnern und letztlich zu den Tellern der Kon-sumenten", skizziert Bruno Heinzer von Greenpeace die aktuelle Marktsituation.
Damit nicht genug: Futter, das gentechnisch veränderte Organismen (GVO) enthält, landet auch in den Futtertrögen von Schweinen. Und: Die Konsumentinnen und Konsumenten wissen in der Regel nicht, welche Tiere Gentech-Futter gefressen haben und welche garantiert "sauber" gross geworden sind.
Die Stiftung für Konsumentenschutz SKS fordert deshalb schon lange eine Deklarationspflicht für Fleisch, das von Tieren stammt, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden.
Nicht auf alle Bio-Labels ist Verlass
Ein wackliger, weil nicht absolut verlässlicher Anhaltspunkt bieten die Bio-Labels, die den Konsumenten zum Kauf von naturnahen Produkten animieren sollen. Die SKS hat die Labels genauer unter die Lupe genommen und stellt fest: Punkto Einsatz von Gentechnologie ist nicht auf alle Verlass (siehe Kasten).
° Migros Sano: Hier ist nicht auszuschliessen, dass Hühner und Schweine gentechnisch veränderte Futtermittel erhalten haben. Doch die Migros ist nicht die einzige Anbieterin von Poulets, die GVO-Futter pickten.
° Agri Natura: Auch dieses Label schreibt keinen generellen Verzicht auf Gentech-Futtermittel vor.
° Migros Bio: Hier sind laut SKS gentechnisch veränderte Futtermittel ausgeschlossen.
° Coop Naturaplan: Coop unternimmt einiges, um für sämtliche Naturaplan-Produkte den Ausschluss von GVO-Fütterung zu garantieren. So dürfen die Hersteller Futtermittel nur von Betrieben beziehen, die eine mit Coop vertraglich abgesicherte durchgängige Warenkontrolle betreiben. Die Händler von Futtermitteln müssen jede Lieferung mit einem Zertifikat versehen und sind verpflichtet, eigene Analysen auf GVO durchzuführen.
° Bio Suisse (Knospe): Auch die Bio Suisse hat ein aufwändiges System zur Qualitätssicherung. Jeder Knospe-Bauer muss für eingekaufte Futtermittel eine Bestätigung vorweisen, dass diese keine GVO enthalten.
° Demeter: Wer für das Label Demeter produziert, darf weder Mais noch Soja aus nicht biologischem Anbau verfüttern. Demeter schreibt ferner vor, dass der Warenfluss konsequent getrennt verläuft: Demeter-Produkte dürfen ausschliesslich auf Anlagen verarbeitet und abgefüllt werden, über die kei-ne GVO-Produkte laufen.
Wer Esswaren mit den Labels Migros Bio, Coop Naturaplan, Bio Suisse oder Demeter kauft, sollte also annehmen dürfen, ein Gentech-freies Produkt zu erhalten. Aber trotz aller Anstrengungen der Label-Verleiher, ihre Ware "sauber" zu halten: -Eine 100-prozentige Garantie gibt es auch hier nicht.
Hühner oder Schweine könnten durchaus Futter erhalten haben, das zwar als "Gentech-frei" gilt, aber zumindest durch GVO verunreinigt ist.
Der Grund: Erst wenn eine Ware, gemessen an der gesamten Erbsubstanz, mehr als drei Prozent gentechnisch veränderte Erbsubstanz enthält, muss sie seit Mitte 1999 als "GVO" dek-lariert werden. Was unter dieser 3-Prozent-Limite liegt, gilt folglich als Gentech-frei.
So kommt es immer wieder vor, dass mit GVO ver-unreinigtes Futter in die Tiermast gelangt - auch dort, wo man eigentlich bewusst auf GVO verzichten möchte.
Futtermühlen: "Zeichen der Zeit verschlafen"
Entscheidend für alle Label-Geber, die Gentech-Futter umgehen wollen, ist deshalb die Zusammenarbeit mit Futtermühlen, die ihnen Gentech-freie Rohstoffe zur Verfügung stellen.
"Etliche Futtermühlen in der Schweiz haben grosse Anstrengungen unternommen, doch die Branche als Ganzes hat die Zeichen der Zeit verschlafen", sagt Peter Vollmer, Präsident der Stiftung für Konsumente