BSE: So sicher ist Bio-Fleisch
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K-Tipp 5/2001
14.03.2001
Fleisch-Labels im Vergleich Nicht alle Produzenten nehmen BSE-Gefahr gleich ernst
Die Marken Fidelio und M-Bio haben die strengsten Sicherheitsauflagen, um das BSE-Risiko zu verringern. Dies hat ein K-Tipp-Vergleich ergeben.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Gleich vorweg: Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, dass Schweizer Rindfleisch BSE-frei ist. Noch ist nicht exakt erforscht, wie sich die Rinder anstecken und wie die Erreger vom Darm ins Hirn des T...
Fleisch-Labels im Vergleich Nicht alle Produzenten nehmen BSE-Gefahr gleich ernst
Die Marken Fidelio und M-Bio haben die strengsten Sicherheitsauflagen, um das BSE-Risiko zu verringern. Dies hat ein K-Tipp-Vergleich ergeben.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Gleich vorweg: Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, dass Schweizer Rindfleisch BSE-frei ist. Noch ist nicht exakt erforscht, wie sich die Rinder anstecken und wie die Erreger vom Darm ins Hirn des Tieres gelangen.
Studien zeigen, dass wahrscheinlich Tiermehl oder auch billige Knochenfette im Futter von Wiederkäuern die BSE-Krise verschärften. Entsprechend dem Stand der Forschung hat der Bund relativ schnell gehandelt: Vor zehn Jahren verbot er Tiermehl fürs Vieh. Seit 1996 müssen Risiko-Organe der Kuh verbrannt werden. Und seit Beginn dieses Jahres sind die kritischen Extraktionsfette nicht mehr zulässig.
Weniger BSE-Risiko: Vorbildliche Bio-Bauern
Einige Fleisch-Produzenten jedoch haben nicht erst auf Verbote gewartet - sie haben schon vorher gehandelt, wie der K-Tipp-Vergleich zeigt. Besonders vorbildlich waren die Labels Fidelio und M-Bio, die beiden Erstrangierten.
Auf Platz zwei kommen gleich nochmals drei Bio-Labels: Demeter, Kag und Knospe. Die konventionelle Landwirtschaft aber, die einen Rindfleisch-Marktanteil von 75 Prozent verzeichnet, schliesst mit null Punkten ab.
Damit liegen Biobauern vorne, wenn es darum geht, das BSE-Risiko zu verringern. Die Zahlen geben ihnen bisher Recht: Seit 1990 hat das Bundesamt für Landwirtschaft insgesamt 370 BSE-Fälle gezählt - aber keinen einzigen «reinen» Biofall, wo das Tier von Geburt bis Schlachtung auf einem zertifizierten Biohof gelebt hatte.
Zwei der 370 kranken Tiere lebten zwar auf Biohöfen. Doch beim ersten Fall hatte der Bauer die Kuh aus einer konventionellen Herde dazugekauft. Und im zweiten Fall befand sich der Hof in zweijähriger Umstellphase. Das gleiche Bild zeigt sich auch in England, wo BSE 1986 erstmals entdeckt wurde. Auch unter den 180 000 englischen BSE-Fällen ist kein einziger «reiner» Biofall. Zwei Vergleichskriterien beziehen sich denn auch auf die Fragen:
- Welche Tiere dürfen Bauern dazukaufen? Und: Welche Tiere sind beim Start des Marken-Programmes zugelassen?
Am strengsten ist hier die Marke Demeter, die von einem Bauern bis fünf Jahre Umstellzeit verlangt. Wirtschaftete der Hof bereits nach Bionormen, schreibt Demeter immer noch ein Jahr vor.
Im Weiteren wollte der K-Tipp wissen:
- Lassen die Fleisch-Labels ihre Schlachtrinder flächendeckend auf BSE testen?
Hier verlieren die Labels auf Platz zwei ihren einzigen Punkt auf die Sieger. «Flächendeckende Tests beruhigen höchstens die Konsumenten, dämmen jedoch die BSE-Gefahr nicht», sagt Bio- Suisse-Mitarbeiter Christof Dietler. Der Biolandbau wolle vielmehr die Ursachen von BSE bekämpfen und «den Weg zu mehr Tierwohl und Ökologie konsequent» weitergehen.
Besonders heikel: Tiermehl im Mischfutter
- Seit wann ist das problematische Tiermehl im Futter aller Nutztiere unzulässig?
Bei drei Marken war Tiermehl für Geflügel und Schwein noch bis zu diesem Jahr, bis zum generellen Verbot des Bundes zulässig (Bell Natura, Natura Beef und konventionelle Landwirtschaft).
Tiermehl besteht unter anderem aus Schlachtabfällen des Rindes. Fachleute glauben nun, dass es zu Verunreinigungen kommen konnte: Möglicherweise haben vereinzelte Bauern dem Vieh irrtümlich Schweine- und Geflügelfutter gegeben - also Futter mit Tiermehl, obwohl das für Wiederkäuer seit 1990 verboten ist.
- Stammte das Futter vor 2001 aus separaten Mühlen?
Bauern der fünf erstrangierten Marken beziehen ihr Mischfutter zum Teil schon seit Jahren aus Mühlen, die kein Tiermehl verarbeiteten. Auch hier konnte es sonst zu Verunreinigungen kommen, wie die Forschungsanstalt für Nutztiere in Posieux FR nachwies: Die Kontrolleure fanden während der letzten Jahre in bis zu 20 Prozent der Mischfutter-Proben Tiermehl, was nicht sein durfte.
- Seit wann sind Extraktionsfette unzulässig? Diese Fette werden unter anderem aus Rinderknochen gewonnen und an Kälber verfüttert. Bis zum Bundesverbot 2001 hatte nur die konventionelle Landwirtschaft diesbezüglich noch keine Vorschrift. Im europäischen Vergleich steht die Schweiz mit ihren BSE-Massnahmen gut da. Vor kurzem hat denn auch die deutsche Ministerin Renate Künast in Bern Informationen aus erster Hand eingeholt. Doch noch greifen die neusten Massnahmen des Bundes nicht. Und noch lange wird Fleisch von Rindern auf dem Markt sein, die in den letzten Jahren geboren wurden: Frischfleisch stammt von Rindern, die bis zu 18 Monate alt waren, während Fleisch in Würsten meist von 4- bis 5-jährigen Kühen stammt.
Bis all dieses Fleisch verzehrt ist, kann der K-Tipp-Vergleich eine Orientierungshilfe für unsichere Konsumentinnen und Konsumenten sein.
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