BSE-Tests bei Migros und Coop
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K-Tipp 2/2001
31.01.2001
Risiko Rinderwahnsinn Bei Bio-Fleisch ist die BSE-Gefahr am geringsten
Migros und Coop testen ab sofort ältere Schlacht-Rinder auf BSE. Doch sie deklarieren geprüftes Fleisch nicht. Denn auch der Test garantiert keine Sicherheit.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Clevere Metzger lassen Rindfleisch seit Monaten schon auf BSE testen und verkaufen mehr Rindfleisch denn je. Nun greifen auch Migros und Coop zu dieser Massnahme: Ab Februar lassen sie jedes ge...
Risiko Rinderwahnsinn Bei Bio-Fleisch ist die BSE-Gefahr am geringsten
Migros und Coop testen ab sofort ältere Schlacht-Rinder auf BSE. Doch sie deklarieren geprüftes Fleisch nicht. Denn auch der Test garantiert keine Sicherheit.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Clevere Metzger lassen Rindfleisch seit Monaten schon auf BSE testen und verkaufen mehr Rindfleisch denn je. Nun greifen auch Migros und Coop zu dieser Massnahme: Ab Februar lassen sie jedes geschlachtete Schweizer Rind, das älter ist als 20 Monate, auf Rinderwahnsinn hin untersuchen. Bei jüngeren Tieren versagt der Test. Die allfällige Konzentration der krank machenden Prionen im Hirn des Rindes ist zu klein.
Folgendes Fleisch bei Migros und Coop stammt von getesteten Rindern:
- Hackfleisch
- Wurstwaren wie Servelats, Schüblig und Bratwürste
- Charcuterie wie Fleischkäse und Aufschnitt.
All diese Fleischsorten enthalten Schweizer Kuhfleisch von Tieren, die älter waren als 20 Monate.
Von Migros und Coop nicht getestet sind:
- Rohes Rindfleisch wie Braten, Entrecotes und Plätzli. Dieses Fleisch stammt von Schweizer Rindern, die jünger waren als 20 Monate.
- Salami und Bünderfleisch mit Fleisch von ausländischen Rindern.
- Fertigprodukte wie Pasteten, Spaghetti-Saucen und Ravioli mit ausländischem Rindfleisch.
Erstaunlich aber: Weder Migros noch Coop werden das getestete Fleisch in den Regalen bezeichnen. «Wir wollen keine falsche Sicherheit vorgaukeln», sagt Migros-Sprecherin Maja Amrein. Coop-Sprecher Felix Wehrle präzisiert: «Niemand kann garantieren, dass das getestete Fleisch BSE-frei ist.» Das trifft zu. Die Prionen vermehren sich nur sehr langsam und sind erst rund ein halbes Jahr vor Ausbruch des Rinderwahnsinns nachweisbar.
Mit BSE-Test «das Restrisiko vermindern»
Deshalb hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bisher auf flächendeckende Tests verzichtet. BAG-Direktor Thomas Zeltner rechnete kürzlich im Fernsehen DRS vor: Von 100 geschlachteten und infizierten Kühen könne der BSE-Test nur gerade 30 entdecken. Für Maja Amrein ist dies jedoch kein Argument, auf die Tests zu verzichten. «Uns geht es darum, das Restrisiko weiter zu vermindern.»
Grösstmögliche Sicherheit fordert auch Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). «Dazu gibt es aber viel wirksamere Methoden als die Tests», sagt Bachmann. Sie möchte vielmehr den Bio-Landbau fördern.
Tatsächlich lebte von den 365 registrierten BSE-Tieren in der Schweiz nur ein einziges auf einem Bio-Hof. Und dieses Tier wurde erst noch zugekauft.
Jörg Spranger vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG fasst es so zusammen: «Bis heute gibt es keinen BSE-Fall bei einem Tier, das auf einem Bio-Hof zur Welt kam und sein ganzes Leben dort verbrachte.» Als Bio-Hof definiert Spranger einen Betrieb, der nach den Richtlinien von Bio Suisse arbeitet und Produkte mit dem Markenzeichen Knospe anbietet.
Strikte Auflagen beim Futter senken BSE-Gefahr
Auch die Zahlen Englands sprechen für Bio-Landbau: Bis anhin sind rund 180 000 Tiere an Rinderwahnsinn erkrankt. 240 der infizierten Tiere lebten auf Bio-Betrieben
- allesamt aber Tiere, die entweder dazugekauft wurden oder die Umstellung auf Bio auf dem Hof erlebten.
Spranger, Veterinär und Agronom, macht drei Gründe «für die deutlich geringere BSE-Gefahr» auf Bio-Höfen verantwortlich:
- 1990 verbot das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET), Tiermehl an Wiederkäuer zu verfüttern. Das war auf Bio-Höfen nach den Richtlinien von Bio Suisse schon immer verboten. Ab 1996 untersagte Bio Suisse auch für Schweine und Hühner Tiermehl im Futter. Dieses generelle Verbot setzte das BVET erst auf 1. Januar 2001 in Kraft.
- Ebenfalls ab diesem Jahr verbietet das BVET Milchaustauscher mit Extraktionsfetten. Diese Fette werden unter anderem aus Knochen des Rindes gewonnen. Im Bio-Landbau waren solche Milchaustauscher - eine Ersatzmilch für Kälber - nie zulässig.
- Im Bio-Landbau ist der Einsatz von Hormonen aus der Hirnanhangdrüse des Rindes untersagt. Nicht so in der konventionellen Landwirtschaft, die solche Hormone bis vor ein paar Jahren noch einsetzte.
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