«Bünzli: in die Fresse geben»
Nach zwei Infoabenden dreht Eternicom meist jungen und unerfahrenen Leuten einen überteuerten Persönlichkeitskurs an. Ein Leitfaden, der dem K-Tipp vorliegt, zeigt, wie perfid die Firma dabei vorgeht.
Inhalt
K-Tipp 09/2012
02.05.2012
Beatrice Walder K-Tipp
Die Firma Eternicom – früher hiess sie Business Academy – verkauft für 8300 Franken ein Weiterbildungspaket (siehe auch K-Tipp 15/11). Und zwar nach zwei Informationsveranstaltungen, an die Ahnungslose von Bekannten oder via Inserat eingeladen werden. Meist junge Personen unterschreiben dann einen Kaufvertrag – und bereuen es bald. Gelockt wurden sie mit hohen Vermittlerprovisionen....
Die Firma Eternicom – früher hiess sie Business Academy – verkauft für 8300 Franken ein Weiterbildungspaket (siehe auch K-Tipp 15/11). Und zwar nach zwei Informationsveranstaltungen, an die Ahnungslose von Bekannten oder via Inserat eingeladen werden. Meist junge Personen unterschreiben dann einen Kaufvertrag – und bereuen es bald. Gelockt wurden sie mit hohen Vermittlerprovisionen.
Der K-Tipp weiss, was die Besucher an den Infoabenden zu hören bekommen. Von einem ehemaligen Vermittler der Business Academy hat der K-Tipp den «Leitfaden» für die Referenten erhalten. Diese Unterlagen – inklusive Anleitung für den Vertragsabschluss – habe die Business Academy dem Vermittler zur Verfügung gestellt, da die Firma ihn als Referenten gewinnen wollte. Mehrere Betroffene haben den Inhalt dieses 29-seitigen Leitfadens bestätigt.
Mit «Nein, wir sind nicht Scientology» soll der Eternicom-Mitarbeiter beschwichtigend in den Infoabend einsteigen. Es gehe vielmehr um Geldverdienen und Weiterbildung. «Dein Gastgeber hat dich nach ganz bestimmten Kriterien ausgewählt. Er ist der Meinung, dass du eine Person bist, die offen für Neues, zielorientiert und spontan ist», heisst es im Leitfaden weiter.
Der Redner muss auch mit Widerstand rechnen. In einem solchen Fall rät der Leitfaden zu diesem Argument: «Wer von euch ist skeptisch? Ich bin damals sehr skeptisch gewesen. Mit dieser Einstellung nimmst du am heutigen Abend definitiv nichts mit.»
«20 000 Franken Lohn ist machbar»
Beim Verdienst wird den Anwesenden das Blaue vom Himmel versprochen: «Der beste Monatslohn, den wir auszahlen durften, war 66 000 Franken. Wenn du die nächste Zeit bereit bist, nur ein bisschen etwas zu machen, dann kann ich dir garantieren, dass du bei uns richtig Geld verdienst. Dann sind auch für dich 5000 bis 20 000 Franken im Monat kein Problem mehr. Das ist machbar, und zwar für jeden.»
Die meisten Menschen würden nie 10 000 Franken pro Monat verdienen, weil sie nicht wüssten, wie es geht: «Da kommen wir ins Spiel. Wir sorgen dafür, dass du das richtige Wissen bekommst.»
Bei der Präsentation des Weiterbildungspakets wird behauptet, eine solche Ausbildung würde normalerweise 40 000 Franken kosten. Das Paket gibt es laut Leitfaden bereits für «sechs acht» (sprich 6800 Franken). Diesen Betrag könne man auch mit 150 Franken monatlich abstottern. «Ein Big Mac weniger pro Tag – und du kannst deine Ziele erreichen.» Übrigens: Mittlerweise liegen die Kosten bei 8300 Franken.
Bei Eternicom setzt man auf Mund-zu-Mund-Propaganda: Eine Empfehlung «ist uns eine sensationelle Provision wert». Der Referent lockt mit mindestens 1500 Franken Provision.
Im Leitfaden zum Vertragsabschluss ist von drei Kundentypen die Rede und wie die Eternicom-Verkäufer mit ihnen umgehen sollen: «Angst: Vertrauen geben; Kein Geld: Lösung zeigen; Bünzli: in die Fresse geben».
Eternicom sagt zum Leitfaden, es handle sich um «ein frei interpretiertes Protokoll der Informationsveranstaltungen». Obwohl dem K-Tipp der Leitfaden vorliegt, bestreitet die Firma, für den Inhalt verantwortlich zu sein.
Kaufvertrag: Solche Verträge sind nicht gültig
Wer bei Eternicom unterschrieben hat, kann sich wehren:
- Wer den Kaufvertrag unterschieben hat, kann ihn innert sieben Tagen widerrufen und muss nichts zahlen. Postquittung für das Einschreiben aufbewahren. Erhaltenes Material zurücksenden.
- Auch nach Ablauf der Widerrufsfrist kann man sich wehren. Mehrere Zivilgerichte sind zum Schluss gekommen, dass der Vertrag ungültig ist. Teilen Sie Eternicom mit, dass Sie den Betrag deshalb bestreiten.