CDs verwandeln sich in Mäuse
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K-Tipp 8/2000
19.04.2000
Alte Musik-CDs und CD-ROMs müssen nicht im Abfallsack landen.
65 Millionen CDs und CD-ROMs landen in der Schweiz Jahr für Jahr im Güsel. Ein Entsorgungssystem soll dieses Ärgernis bald beseitigen.
Ausgediente Computer, CD-Player, Fernseher oder Kühlschränke dürfen in der Schweiz nicht mehr im Kehricht oder Sperrgut landen. Sie müssen sie zum Entsorgen dem Händler, Hersteller oder Importeur bringen. So ist es in der "Verordnung über die Rückgabe elektrisc...
Alte Musik-CDs und CD-ROMs müssen nicht im Abfallsack landen.
65 Millionen CDs und CD-ROMs landen in der Schweiz Jahr für Jahr im Güsel. Ein Entsorgungssystem soll dieses Ärgernis bald beseitigen.
Ausgediente Computer, CD-Player, Fernseher oder Kühlschränke dürfen in der Schweiz nicht mehr im Kehricht oder Sperrgut landen. Sie müssen sie zum Entsorgen dem Händler, Hersteller oder Importeur bringen. So ist es in der "Verordnung über die Rückgabe elektrischer und elektronischer Geräte" (VREG) vorgesehen.
Die VREG gilt aber nicht für Datenträger wie CDs, CD-ROMs und Disketten. "Das sind schliesslich keine elektronischen Geräte", erklärt Mathias Tellenbach von der Sektion Abfall beim Bundesamt für Umwelt (Buwal). Deshalb lautet die bisherige Empfehlung aus Bern: "Werft die CDs in den Kehrichtsack!"
Rechnet man deutsche Erhebungen vom Umweltbundesamt (UBA) in Berlin auf die Schweiz um, dürften bei uns jährlich 65 Millionen Scheiben oder rund 1000 Tonnen anfallen. Tendenz: stark steigend. Denn viele der Computer-Magazinen und Broschüren beigelegten Scheiben gelangen fast postwendend in den Abfall. Oder sie landen zusammen mit den Zeitungen im Altpapier - beim Recycling ein höchst unerwünschter Fremdstoff.
Zwar verursachen CDs, wenn sie in den Kehrichtverbrennungs-Anlagen verschwinden, technisch keine Probleme. Doch das Verbrennen ist ökologisch und ökonomisch unsinnig: Experten sind überzeugt, dass der ökologische Wert des CD-Recyclings zehnmal höher ist als etwa bei Glas. Die CDs bestehen zu 99 Prozent aus Polycarbonat. Dieser aus Erdöl hergestellte hochwertige und teure Kunststoff lässt sich wiederverwerten.
Die Firma OMD in Diessenhofen TG betreibt eine Anlage, in der Scheiben zermahlen werden. Daraus entstehen später Gehäuse für Haushaltmaschinen, Drucker, Computer-Mäuse oder Kunststoffbestandteile in Autos.
Sorgenkind Privathaushalt
Bisher verarbeitete die OMD fast ausschliesslich Fehlpressungen von Plattenfirmen oder veraltete Ware aus dem Handel. Ein Sorgenkind bleiben die Privathaushalte. Voraussetzung wäre ein dichtes Sammelnetz - wie etwa bei der Batterienrückgabe. In Deutschland hat die Newcycle GmbH vor zwei Jahren bei Computerhändlern wie Vobis, Escom und Comtech einige hundert Sammelboxen in Läden aufgestellt. Mit gutem Erfolg: Die Rücklaufquote beträgt inzwischen immerhin 10 bis 20 Prozent.
Bei uns gibts noch keine Sammelboxen in den Läden. Trotzdem nehmen sämtliche Händler, die dem Branchendachverband Swico (Schweizerischer Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisa-tionstechnik) angeschlossen sind, die CDs zurück. "Die Rücklaufquote ist klein, denn der Konsument ist sich oft nicht bewusst, dass er CDs so entsorgen kann", erklärt Swico-Sprecher Peter Bornand.
Auch Fachmärkte und Ladenketten wie Media-Markt, Portable Shop und Vobis beteuern einhellig: "Bisher gibt es kaum Kunden, die CDs zur Entsorgung zurückbringen."
Das Bewusstsein der Leute fördern könnten Sammelboxen nach deutschem Vorbild. "Ein Sammelnetz liesse sich relativ einfach aufziehen", glaubt Roland Kugler, technischer Leiter bei der OMD, die nicht nur alte CD-Scheiben zermahlt. In Diessenhofen steht auch das grösste schweizerische Presswerk für neue CDs mit einem Tagesausstoss von 200000 Stück.
Sammeln statt in den Güsel
Ein Konzept für gezieltes Sammeln von CDs zusammen mit Elektronikschrott hat die Entsorgungsfirma Immark in Kaltenbach TG erstellt. Sie will es zusammen mit dem CD-Handel noch diesen Sommer lancieren, hält die Details aber noch unter Verschluss.
Beim Buwal wird die Initiative mit Interesse verfolgt. Michel Monteil von der Sektion Abfall: "Sollten die Industrie und der Handel selber ein gut funktionierendes Rücknahmekonzept auf die Beine stellen, könnte der Bund die separate Entsorgung von CDs und CD-ROMs ergänzend in die VREG aufnehmen." Und die CDs hätten dann definitiv nichts mehr im Güselsack zu suchen.
Kasten: Tipps
CDs entsorgen: 157 37 77 fragen!
Zwar ist es gesetzlich erlaubt, CDs mit dem normalen Kehricht via Güselsack zu entsorgen. Sinnvo