Comparis geht vor Gericht
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K-Tipp 9/2001
09.05.2001
Preisvergleiche im Internet Angeblich falsche Behauptungen des K-Tipp
Comparis hat eine Klage gegen den K-Tipp und eine Strafklage gegen Urs P. Gasche eingereicht. Als Grund nennt Comparis die Kritik des K-Tipp an ihren Preis-Leistungs-Vergleichen im Internet.
Comparis möchte dem K-Tipp «einen Riegel schieben», wie sich Comparis-Besitzer Richard Eisler gegenüber den Medien ausdrückte. Bei Redaktionsschluss war der K-Tipp noch nicht im Besitz der Strafklage. N...
Preisvergleiche im Internet Angeblich falsche Behauptungen des K-Tipp
Comparis hat eine Klage gegen den K-Tipp und eine Strafklage gegen Urs P. Gasche eingereicht. Als Grund nennt Comparis die Kritik des K-Tipp an ihren Preis-Leistungs-Vergleichen im Internet.
Comparis möchte dem K-Tipp «einen Riegel schieben», wie sich Comparis-Besitzer Richard Eisler gegenüber den Medien ausdrückte. Bei Redaktionsschluss war der K-Tipp noch nicht im Besitz der Strafklage. Noch bevor Comparis die Klage einreichte, liess Eisler ein Communiqué verbreiten. Darin behauptet Comparis, Gasche stelle «immer wieder unrichtige oder irreführende Behauptungen» auf. In «wenig verhüllter Form» würde der K-Tipp behaupten, Comparis sei «käuflich». In ihrer Medien-Mitteilung stellt Comparis allerdings keine einzige konkrete Tatsachen-Darstellung des K-Tipp in Frage.
Der K-Tipp hat nicht behauptet, Comparis sei käuflich. Er hat vielmehr aufgedeckt, dass bei einigen Preis-Leistungs-Vergleichen von Comparis einige Anbieter nur deshalb in der Resultat-tabelle erscheinen, weil sie Comparis für Kundenkontakte Geld bezahlen. So zitierte der K-Tipp ein Beispiel aus den Comparis-Geschäftsbedingungen: «Die Prämien der Hausarzt- und HMO-Modelle der Krankenkassen werden ausschliesslich ? gegen Bezahlung in den Vergleich aufgenommen.» Die Internet-Zeitung «NewsByte» schrieb vor einer Woche: «Die Grundinformationen (in den Comparis-Vergleichen) sind frei. Wer mehr Einträge oder detaillierte Informationen platzieren will, muss zahlen.»
7500 Franken «Kaution» auf das Comparis-Konto
Die welsche Konsumentenzeitung «Bon à Savoir» hat vom Fall der Telefongesellschaft «Victoria Telecom» berichtet. Nach einem Besuch von Comparis-Verkaufschef Alain Girardbille hatte Victoria-Direktor Pascal Possetti keinen Zweifel, dass Victoria Telecom nur gegen Bezahlung bei den Vergleichen von Comparis mitmachen kann. Comparis-Chef Richard Eisler meinte später, Possetti habe das Angebot seines Verkaufschefs «missverstanden». Alle Telefonanbieter könnten nämlich beim Vergleich gratis mitmachen. Nur wenn Anbieter zusätzlich möchten, dass ihnen Comparis gleichzeitig Kundenkontakte ermöglicht, dann müssten die Vergleichs-Teilnehmer eine Provision zahlen.
Victoria Telecom will mit Comparis eine andere Erfahrung gemacht haben. Laut vorgelegtem «Standardvertrag» der Comparis hätte die Telefongesellschaft für das blosse Mitmachen am Preis-Leistungs-Vergleich und für das Liefern der jeweils aktuellen Tarife eine «Kaution» von 7500 Franken zahlen müssen - allerdings nicht auf das Depot-Konto einer Bank wie beim Mietzins-Depot, sondern auf ein Konto der Comparis.
Comparis wollte auf eine Kaution nur verzichten, wenn Victoria Telecom einen zusätzlichen Kundenkontakt-Vertrag unterzeichnet und für jede Internet-Anfrage eines Kunden 40 Franken bezahlt. Ein weiterer Zusatzvertrag (genannt «Addendum») sah aber Folgendes vor: Wenn Victoria Telecom den Kundenkontakt-Vertrag kündigt, so wird für die weitere Teilnahme am Comparis-Vergleich nicht etwa das Zahlen einer Kaution fällig, sondern Victoria Telecom würde automatisch aus dem Preis-Leistungs-Vergleich ausgeschlossen. Der Kundenkontakt-Vertrag ist damit integrierender Bestandteil des Standardvertrags.
KPT: «Die Konditionen waren nicht akzeptabel»
Auch einzelne Krankenkassen hatten nicht den Eindruck, dass sie an den Comparis-Vergleichen kostenlos teilnehmen können. So erklärt die KPT, Comparis habe ihr vor einiger Zeit angeboten, die KPT-Zusatzversicherungen in deren Vergleich aufzunehmen. «Dabei hätten wir allerdings pro vermittelte Adresse (Klick) eine Entschädigung entrichten müssen. Diese Konditionen waren für uns nicht akzeptabel», erklärt die KPT.
Wincare: Nur wenig Abschlüsse via Comparis
Die Krankenkasse Wincare machte seit 1998 beim Vergleich der Grundversicherung mit und zahlte der Comparis pro Offertanfrage 28 Franken. Es kam jedoch «nur zu wenigen Abschlüssen». Deshalb verzichtete die Wincare 1999 auf direkte Kundenkontakte. Um trotzdem weiterhin mit den Prämien im Comparis-Vergleich zu erscheinen, musste die Wincare nach eigenen Aussagen «einen Fixbetrag» zahlen. Da die Wincare kein Geld für Kundenkontakte mehr zahlte, sei Comparis enttäuscht gewesen. «Wir hatten das Gefühl, dass wir in der Folge bewusst benachteiligt wurden», schreibt die Wincare.
Laut Comparis-Chef Richard Eisler sind heute bei den Prämien der Krankenkassen-Grundversicherung alle Kassen im Vergleich aufgenommen - mit Ausnahme der Hausarzt- und HMO-Modelle. Bei diesen bleibt eine Teilnahme zahlungspflichtig. Zu den Telefongesellschaften sagt Eisler weiterhin: «Jede, die dies wünscht, nehmen wir kostenlos in unsere Vergleiche auf.»
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