Comparis nimmt Mund zu voll
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K-Tipp 6/2001
28.03.2001
Konsumenten-Organisationen würden nie solche Preis-Vergleiche machen
Die Comparis-Vergleiche von Versicherungs-Prämien im Internet erfüllen die Kriterien für unabhängige Preis-Leistungs-Vergleiche nicht. Comparis meint, sie mache gar keine Tests.
Urs P. Gasche upgasche@ktipp.ch
Comparis, an der die Schweizer Rück-Versicherung indirekt beteiligt ist, nennt ihre Prämien-Vergleiche eine «umfassende Konsumenteninformation».
Doch we...
Konsumenten-Organisationen würden nie solche Preis-Vergleiche machen
Die Comparis-Vergleiche von Versicherungs-Prämien im Internet erfüllen die Kriterien für unabhängige Preis-Leistungs-Vergleiche nicht. Comparis meint, sie mache gar keine Tests.
Urs P. Gasche upgasche@ktipp.ch
Comparis, an der die Schweizer Rück-Versicherung indirekt beteiligt ist, nennt ihre Prämien-Vergleiche eine «umfassende Konsumenteninformation».
Doch wer sich im Internet bei Comparis für die günstigste Haftpflicht- und Kasko-Versicherung für sein Auto interessiert, kann die Prämien von lediglich 5 von 16 Versicherungen ausrechnen lassen. Wer sich bei den Krankenkassen für ein günstiges Hausarzt- oder HMO-Modell interessiert, erfährt beim Comparis-Vergleich sehr lückenhafte Daten. Grund: Comparis hat nur Kassen in ihren Vergleich aufgenommen, die ihr eine Aufwand-Entschädigung zahlten.
Auch in anderen Comparis-Vergleichen fehlen Anbieter, die mit der Comparis finanziell nicht zusammenarbeiten. Und einige erscheinen nur in Resultat-Tabellen, weil sie der Comparis für Kundenkontakte Geld zahlen.
Die Comparis-Vergleiche unterscheiden sich von ähnlichen Preis-Leistungs-Vergleichen der Konsumenten-Organisationen: Comparis lebt fast vollständig von Zahlungen der getesteten Versicherungen. Sie kassiert Geld, sobald Kundenkontakte zu Stande kommen.
Dies widerspricht den Richtlinien der Konsumenten-Organisationen für unabhängige Tests. Die Stiftung für Konsumentenschutz SKS hält fest: «Unsere Grundsätze für Tests und Preisvergleiche schliessen aus, dass wir im Hinblick auf einen konkreten (?) Preisvergleich von (?) Dienstleistungen mit deren Anbietern finanziell zusammenarbeiten.» Die Finanzierung von Tests und Preisvergleichen dürfe «auf keinen Fall darauf Einfluss haben, ob bestimmte Angebote bei den Resultaten berücksichtigt sind oder nicht».
Stiftung Warentest: Kein Geld von Anbietern
Die Stiftung Warentest in Berlin (Stiwa), welche die Zeitschrift «Test» herausgibt, ist ebenso strikt: «Die Stiwa arbeitet weder mit Anbietern noch Herstellern finanziell zusammen.» Damit sei garantiert, dass die Stiwa «unabhängig von jeglichem finanziellen Einfluss eines oder mehrerer Anbieter ihren Auftrag erfüllen kann».
Gleiche Test-Richtlinien für alle europäischen Konsumenten-Organisationen hat der Dachverband «International Consumer Research & Testing» in London aufgestellt: «Alle Tests müssen die Konsumenten-Organisationen selber bezahlen. Wir akzeptieren keine Entschädigungen von Herstellern oder Händlern.»
Comparis bringt Konsumenten-Organisationen in Versuchung, ihre Grundsätze zu vergessen. Statt dass sie solche Preis-Leistungs-Vergleiche aufwändig selber erstellen, können diese Organisationen auf die Comparis-Vergleiche gratis hinweisen.
Das Konsumentenforum kf hatte das gemacht und die Comparis-Vergleiche im Internet angepriesen: «Es lohnt sich jetzt ganz besonders, bei www.comparis.ch reinzuklicken.»
Auf diese Empfehlung angesprochen meint kf-Präsidentin Katharina Hasler: «Wir nehmen damit nicht im Geringsten Stellung zum Inhalt oder zur Qualität dieser Dienstleistungen.» Immerhin: Anfangs Februar hat das Konsumentenforum das Comparis-Angebot von seiner Webseite entfernt.
Empfehlungen von unabhängiger Seite nutzt Comparis in ihrer Werbung sehr geschickt aus: «Sogar die oberste Aufsichtsbehörde der Krankenkassen», das Bundesamt für Sozialversicherung, «weist in ihren Veröffentlichungen auf Comparis hin». Und: Der «Kassensturz von SF DRS hat seine Zuschauergemeinde schon mehrere Male auf Comparis aufmerksam gemacht».
Ein entscheidender Unterschied
Das stört Redaktionsleiter Hansjörg Utz nicht. Auf die Frage, ob es problematisch sei, Comparis-Vergleiche als neutrale und unabhängige Vergleiche zu empfehlen, hat er nicht geantwortet.
Auch das Partnermagazin «Saldo» will mit den Comparis-Vergleichen Information und Geschäft nicht vermischt sehen. Herausgeber René Schuhmacher meint sogar, das Comparis-Angebot sei «punkto Unabhängigkeit und Neutralität» mit den Prämientests des VZ VermögensZentrums vergleichbar.
Zwischen Comparis und VZ bestehen allerdings wichtige Unterschiede: Kommen dank VZ-Vergleichen im Internet Kontakte oder Abschlüsse zwischen den getesteten Versicherungen und Kunden zu Stande, entstehen dem VZ dadurch keine finanziellen Vorteile - im Gegensatz zu Comparis.
Ob und wie ein Anbieter in den Resultat-Tabellen beim VZ erscheint, hängt nicht davon ab, ob der Anbieter mit dem VZ ein «Business Modell» vereinbart hat. Die Vergleiche des VZ sind somit unabhängiger und transparenter als diejenigen von Comparis.
Deshalb empfiehlt der K-Tipp die Vergleiche des VZ und nicht die der Comparis.
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