Der Kampf gegen die ungeladenen Gäste
Hausschädlinge machen Lebensmittel ungeniessbar und sind unhygienisch. Giftige Sprays dagegen sind schnell zur Hand - aber in den seltensten Fällen das richtige Mittel.
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K-Tipp 17/2003
15.10.2003
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Keine Seltenheit: Sie sind im Badezimmer und erblicken in der Wanne ein wenige Millimeter langes silbrig-glänzendes Tierchen. Bei genauerem Hinsehen entpuppt es sich als Silberfischchen.
«Silberfischchen lieben es warm und feucht», sagt Marcus Schmidt von der stadtzürcherischen Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung. Sie sind zwar ganzjährig aktiv, werden aber mit Beginn der Heizperiode wieder vermehrt auftreten. Silberfischchen werden als unangenehm empfunden, grossen Schade...
Keine Seltenheit: Sie sind im Badezimmer und erblicken in der Wanne ein wenige Millimeter langes silbrig-glänzendes Tierchen. Bei genauerem Hinsehen entpuppt es sich als Silberfischchen.
«Silberfischchen lieben es warm und feucht», sagt Marcus Schmidt von der stadtzürcherischen Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung. Sie sind zwar ganzjährig aktiv, werden aber mit Beginn der Heizperiode wieder vermehrt auftreten. Silberfischchen werden als unangenehm empfunden, grossen Schaden richten sie jedoch nicht an.
Vorbeugende Massnahmen gegen die unerwünschten Haustiere sind gutes Belüften und Heizen. Die Böden sollten nicht zu oft und nicht zu feucht aufgenommen werden. Indem man Ritzen und Spalten verfugt, nimmt man den Silberfischchen die am Tag benötigten Schlupfwinkel.
Bei häufigerem Auftreten kann man Silberfischchen mit dem punktuellen Einsatz von insektiziden Sprays bei Ritzen, Spalten und Fussleisten bekämpfen. Zusammen mit den vorbeugenden Massnahmen sollte die Bekämpfung ohne professionelle Hilfe möglich sein.
Längst nicht alle Schädlinge sind so harmlos wie die Silberfischchen. «Bei Schädlingsbefall muss man daher zunächst herausfinden, mit welchem Tier man es zu tun hat», sagt Schmidt. Erst dann kann man sich an die Ursachenbekämpfung machen. «In den allermeisten Fällen ist es nicht sinnvoll, Insektensprays zu versprühen», sagt Schmidt. Viele Produkte wirken nur kurzzeitig, und wenn man sie unsachgemäss anwendet, ist die eigene Gesundheit gefährdet.
Das müssen Sie über einige der häufigsten Hausschädlinge wissen:
- Waldschabe/Deutsche Schabe
Die Waldschabe und die Deutsche Schabe werden leicht miteinander verwechselt. Die Deutsche Schabe erkennt man an zwei schwarzen Längsstreifen auf dem Halsschild. Und sie können im Gegensatz zu den Waldschaben nicht fliegen.
So ähnlich ihr Aussehen, so unterschiedlich die Auswirkungen und Massnahmen: Die Waldschabe verirrt sich von Mai bis Oktober und an warmen Wintertagen vereinzelt in die Wohnungen. Sie vermehrt sich allerdings nicht in Wohnräumen. Ganz anders die Deutsche Schabe. Sie kann ganzjährig auftauchen; mit Vorliebe im Küchen- und Badezimmerbereich. Die Deutsche Schabe wird beispielsweise mit alten Möbeln und Nahrungsmitteln eingeschleppt. Sie vermehrt sich sehr stark und ist unhygienisch. Die Schädlinge können überall auf Lebensmitteln und Geschirr herumlaufen und dabei ihren Kot fallen lassen.
Während bei der Waldschabe eine Bekämpfung nicht nötig ist, muss man gegen die Deutsche Schabe vorgehen. «Schaben sind kein Zeichen mangelnder Sauberkeit. Putzen nützt dementsprechend nichts», sagt Marcus Schmidt von der Zürcher Beratungsstelle. Da sie sich meist im ganzen Haus aufhalten, macht auch das Besprühen mit Insektiziden wenig Sinn. Hier ist professionelle Hilfe gefragt.
- Dörrobstmotte
Das ausgewachsene Insekt ist eine kleine, bis 12 Millimeter lange Motte. Den eigentlichen Schaden richtet aber deren Larve an. Die 1,5 bis 15 Millimeter kleinen Raupen fressen in den Nahrungsmitteln und spinnen das Material mit feinen Fäden zusammen. Befallen werden unter anderem Getreide und Getreideprodukte, aber auch Hundeflocken, Dörrobst und Schokoladenprodukte.
Stellt man Befall fest, muss man die betroffenen Lebensmittel wegwerfen und die Kästen reinigen. Hat man die Lebensmittel in dicht schliessende Gefässe umgefüllt, erübrigt sich meist ein Einsatz von Insektiziden.
- Einheimische Ameisen/ Pharaoameisen
Ähnlich wie bei den Schaben präsentiert sich die Situation bei den Ameisen. Man muss wissen, mit welcher Art man es zu tun hat.
Für zahlreiche einheimische Ameisenarten sind menschliche Behausungen vor allem im Frühjahr attraktiv. Sobald im Freien das Nahrungsangebot zunimmt, verschwinden sie häufig von einem Tag auf den andern.
Es gibt aber auch Arten, die sich in der Dach- oder Fassadenisolation einnisten und diese aushöhlen. Insektenspray nützt allenfalls dort, wo Ameisen sichtbar von aussen eindringen. Ist hingegen das Ameisennest im Haus, muss man Köderdosen einsetzen. Sie enthalten mit einem Insektizid vergiftete Nahrung, welche die Ameisen ins Nest zurücktragen.
Besonders heimtückisch ist die lediglich 2 Millimeter grosse Pharaoameise. Sie gehört weltweit zu den bedeutendsten Hygieneschädlingen. Pharaoameisen sind Allesfresser. Im Gegensatz zu den einheimischen Arten sind normalerweise viele Nester und viele Königinnen vorhanden. Wie die Deutsche Schabe verbreitet sich auch die Pharaoameise im ganzen Haus. Sie überträgt Keime und sollte bekämpft werden. Ein Fall für die Profis.
- Mäuse
Wenn im Herbst die Temperaturen fallen, dringen vermehrt Mäuse in Gebäude ein. Sie können Krankheitserreger übertragen, durch Nagen grosse Materialschäden anrichten und durch ihren Kot und Urin Räume und Lebensmittel verschmutzen. Sie dringen ein, wenn Türen offen stehen, Kletterpflanzen an der Fassade hochwachsen, Kellerfenster oder vorgehängte Fassaden nicht engmaschig vergittert sind.
Solange es sich nur um eine einzelne oder wenige Mäuse handelt, empfiehlt die Beratungsstelle Schlagfallen zu deren Bekämpfung. Da sich die Tiere unter günstigen Bedingungen jedoch rasant vermehren, muss man unter Umständen die Hilfe einer professionellen Schädlingsbekämpfungsfirma in Anspruch nehmen.
Wer muss das bezahlen?
Ist eine Mietwohnung von Schädlingen befallen, handelt es sich um einen Mangel am Mietobjekt. Der Vermieter muss für Abhilfe sorgen.
Ausnahmen: Wenn die Bekämpfung der Schädlinge nicht aufwändig ist oder nicht mehr als 150 Franken kostet, müssen die Mieter selber dafür aufkommen.
Die Schädlingsbekämpfung geht auch zu Lasten des Mieters, wenn dieser die Sorgfaltspflicht verletzt und so die Schädlinge eingeschleppt hat. Das gilt zum Beispiel dann, wenn die Haustiere Flöhe heimbringen.
Unternimmt der Vermieter nichts gegen die Schädlinge, obschon er dazu verpflichtet wäre, können die Mieter den Zins hinterlegen. Die zuständige Schlichtungsbehörde sagt, wie und wo. Kennt der Vermieter den Mangel, hat der Mieter zudem Anspruch auf Mietzinsreduktion. Also: Sofort reklamieren, am besten mit einem eingeschriebenen Brief.
Wo gibts Infos?
Ab 2004 erteilt die Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung nur noch der Bevölkerung der Stadt Zürich Auskunft. Alle anderen amtlichen Beratungsstellen in der Schweiz sind dem Spardruck zum Opfer gefallen. Wenden Sie sich deshalb an eine Schädlingsbekämpfungsfirma oder fragen Sie in der Drogerie.
Eine Firmenliste finden Sie auf der Site des Verbandes www.fsd-vss.ch.
Merkblätter und Infos zu weiteren Schädlingen gibts unter www.ugzh.ch.