Der lange Weg zum Schweizer Bio-Honig
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K-Tipp 8/2002
17.04.2002
Konsumenten müssen noch mindestens zwei Jahre warten
Wer Bio-Honig kaufen will, findet vorerst nur Produkte aus dem Ausland. Mit einem Schweizer Bio-Label für Honig soll sich das ändern.
Beatrix Mühlethaler redaktion@ktipp.ch
Das Sortiment an Honigen in den Reformhäusern lässt kaum Wünsche offen: Lavendel, Akazien, Kastanien und viele andere Aromen stehen zur Wahl, darunter auch Produkte mit Bio-Label.
Der biologische Honig stamm...
Konsumenten müssen noch mindestens zwei Jahre warten
Wer Bio-Honig kaufen will, findet vorerst nur Produkte aus dem Ausland. Mit einem Schweizer Bio-Label für Honig soll sich das ändern.
Beatrix Mühlethaler redaktion@ktipp.ch
Das Sortiment an Honigen in den Reformhäusern lässt kaum Wünsche offen: Lavendel, Akazien, Kastanien und viele andere Aromen stehen zur Wahl, darunter auch Produkte mit Bio-Label.
Der biologische Honig stammt aus abgelegenen Wäldern Südamerikas oder Neuseelands, aber auch aus Wäldern und Kulturen in Frankreich, Italien und Deutschland.
Daneben stehen Gläser mit Bündner Berghonig und Schweizer Waldhonig - allerdings ohne Bio-Ausweis. Und dies, obwohl Bergwiesen und Wälder hierzulande wohl vergleichbar saubere Futterquellen bieten wie rundum in Europa.
Die Kontrolle in der Schweiz ist schwierig
Die erstaunlichen Unterschiede in der Deklarationspraxis spiegeln die abweichende Haltung von Bioorganisationen im In- und Ausland. Französische und deutsche Verbände formulierten schon vor Jahren Richtlinien, die eine Etikettierung als Bio-Honig erlaubten. 1999 zog die EU nach. Ihre Bestimmungen sind jetzt für Anbieter im EU-Raum verbindlich.
Die Biolandbau-Organisationen in der Schweiz hingegen lehnten ein Bio-Label bisher ab, obwohl die Bienenhaltung auf Biohöfen ebenfalls speziellen Anforderungen genügen muss.
Die Sache sei eben komplex und die Kontrolle angesichts der vielen Kleinproduzenten schwierig und aufwändig, sagt Christoph Dietler, Geschäftsleiter der Bio Suisse, der Vereinigung der Biolandbauern. Die Organisation, die das begehrte Bio-Qualitätslabel «Knospe» verleiht, hegt aber auch grund- sätzliche Bedenken. «Die Schweiz ist leider kein hundertprozentiges Bioland, und niemand kann den Bienen befehlen, ihr Futter nur auf Biofeldern zu holen», umschreibt Dietler den Haken.
Im Honig finden sich nur wenig Umweltgifte
Die europäischen Regeln gehen hier einen Kompromiss ein: Die EU-Richtlinien erlauben im Umkreis des Bienenstocks auch konventionelle Kulturen, soweit sie keine Rückstände verursachen.
Forschungsresultate zeigen nämlich, dass sich Umweltgifte im Honig - mit Ausnahme von Antibiotika aus Obstkulturen oder Pestiziden aus Rapsblüten - kaum niederschlagen. Die meisten Schadstoffe im Honig stammen von der Imkerei selbst, von den Mitteln gegen die Varroa-Milbe oder von Mottenkugeln.
Im Mittelpunkt der Biorichtlinien steht deshalb die Imkereipraxis. Insbesondere dürfen die Imker gegen Bienenkrankheiten nur natürliche Säuren und keine synthetischen Mittel einsetzen.
Die bisherige unterschiedliche Praxis bei der Zertifizierung benachteiligt den Schweizer Honig und erschwert die Wahl im Laden. Jetzt ist aber eine Wende in Sicht: Seit Anfang Jahr ist eine den EU-Richtlinien vergleichbare Regelung in der eidgenössischen Bioverordnung verankert. Und die Bio Suisse bereitet die Grundlagen für die Honig-Bio-Knospe vor.
Der Entscheid, ob sie wirklich kommt, wird allerdings erst an der Bio-Suisse-Generalversammlung im Jahr 2003 fallen. Und auch die Umstellung von konventionellem auf biologischen Honig braucht ein Jahr.
So müssen sich die Konsumentinnen und Konsumenten wohl noch mindestens zwei Jahre gedulden, bis auch schweizerischer Biohonig in den Regalen steht.
Kontrollvermerk am Honigglas
Ausländischer Honig darf nur als «bio» bezeichnet werden, wenn er gemäss den Richtlinien der EU gewonnen wurde. Gewähr dafür haben Sie, wenn die Dose oder das Glas einen Kontrollvermerk trägt (Name und/oder Nummer eines Kontrollorgans).
Etliche Honige sind darüber hinaus mit «Bioland» oder «Naturland» gekennzeichnet. Diese Organisationen verlangen über die EU-Richtlinien hinaus eine «sehr schonende Verarbeitung zwecks Erhaltung der Wirkstoffe». Die Bio-Etikette ist somit - auch wenn die Bienen allenfalls nicht zu 100 Prozent auf Wild- oder Biopflanzen futterten - eine hohe Qualitätsgarantie, vergleichbar mit den Kriterien der Bio Suisse.