Mit einer Spritze des Diabetesmittels Wegovy pro Woche könnten Fettleibige ihr Gewicht «dauerhaft um 15 Prozent reduzieren». Das verspricht der dänische Hersteller des Präparats, Novo Nordisk.
Das Bundesamt für Gesundheit legte fest, dass die Krankenkassen seit März 2024 die Kosten der Diätspritze übernehmen müssen, falls bestimmte Bedingungen erfüllt sind: etwa die Verschreibung durch einen Facharzt für Endokrinologie, eine Diät und ein Nachweis für mehr körperliche Aktivität.
Seitdem explodieren die Kosten: Die Krankenkassen bezahlten von März bis Ende Juni für Wegovy bereits rund 9 Millionen Franken. Das ergibt sich aus Zahlen des Tarifpools des Gesundheitsdienstleisters Sasis. Hinzu kommt: Die Kassen müssen auch für die Diabetesmedikamente Ozempic und Rybelsus von Novo Nordisk aufkommen. Diese enthalten wie Wegovy den Wirkstoff Semaglutid und sollen ebenfalls beim Abnehmen helfen (K-Tipp 18/2023).
Rechnet man die bisherigen Kosten der Kassen für alle drei Diätmittel auf das Jahr 2024 hoch, ergibt sich ein Betrag von 118 Millionen Franken. Zum Vergleich: 2019 waren es 12 Millionen. Die Kosten haben sich also innert weniger Jahren verzehnfacht.
Anders als in der Schweiz zahlen die Krankenkassen etwa in Deutschland, Kanada, den Niederlanden und den USA die neuen Diätmittel nicht. Das Gesundheitsinstitut der Niederlande zum Beispiel sagt, dass nicht bekannt sei, ob die Präparate auch bei «Langzeitanwendung dauerhaft wirksam» sind.
Kassenverband fordert Kostenbremse
Peter Catlos vom Krankenkassenverband Curafutura kritisiert das Bundesamt für Gesundheit: Es habe den langfristigen Nutzen der Diätmittel und die Kostenfolgen ungenügend abgeklärt. Catlos fordert: «Ab einem bestimmten Jahresumsatz sollte der Hersteller den Prämienzahlern einen Teil des mit den Präparaten erzielten Umsatzes erstatten.»
Das wäre durchaus möglich: Novo Nordisk hat die Forschungskosten für die Diätmittel mit dem Verkauf längst wieder hereingeholt. Laut einer Studie im Fachblatt «Jama» vom März kostet das Herstellen einer Spritze Ozempic rund 1 Franken. Novo Nordisk verkauft sie in der Schweiz für Fr. 90.58.
Das Bundesamt für Gesundheit schreibt: Die Zugangslimiten bei der Verschreibung von Wegovy seien «ausreichend». Die Kostenvergütungspflicht gelte vorerst für drei Jahre.