Die Blumenhändler machen ihren Schnitt
Blumen sollen Freude bereiten. Doch wenn Rosen oder Tulpen schon nach wenigen Tagen den Kopf hängen lassen, sorgt das für Verdruss. Mit einigen Tricks lässt sich die Haltbarkeit verlängern.
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K-Tipp 9/2005
04.05.2005
Stephan Dietrich - sdietrich@ktipp.ch
Muttertag ist Blumentag. Er beschert den Floristen jedes Jahr Rekordumsätze. Aber auch ohne festlichen Anlass sind Schweizer und Schweizerinnen Weltmeister im Blumenkaufen: Für fast 170 Millionen Franken kauften sie im letzten Jahr Schnittblumen. Pro Kopf sind das 181 Stück. Ob verschenkt, geschenkt bekommen oder für sich selbst gekauft: Wenn die Blumen schon nach wenigen Tagen den Kopf hängen lassen oder welken, sorgt das für Verdruss.<...>
Stephan Dietrich - sdietrich@ktipp.ch
Muttertag ist Blumentag. Er beschert den Floristen jedes Jahr Rekordumsätze. Aber auch ohne festlichen Anlass sind Schweizer und Schweizerinnen Weltmeister im Blumenkaufen: Für fast 170 Millionen Franken kauften sie im letzten Jahr Schnittblumen. Pro Kopf sind das 181 Stück. Ob verschenkt, geschenkt bekommen oder für sich selbst gekauft: Wenn die Blumen schon nach wenigen Tagen den Kopf hängen lassen oder welken, sorgt das für Verdruss.
Meist haben Rosen, Tulpen und Co. eine lange Reise im Camion oder im Flugzeug hinter sich, bevor sie ins Wasser- und Nährstoffbad im Laden kommen. Wann die Blumen genau geschnitten wurden, wissen die Floristen höchstens bei Ware, die sie direkt von Schweizer Produzenten beziehen - und das ist heute die Ausnahme. Die meisten verkauften Blumen stammen aus Holland und Lateinamerika.
5 Tage Frischhaltegarantie
Anders als etwa bei verderblichen Lebensmitteln gibt es bei Blumen weder Haltbarkeitsfristen noch ein letztes Verkaufsdatum. Der Käufer ist auf seine Augen und das Vertrauen in den Floristen angewiesen. «Reklamationen über Blumen, die zu schnell welken, sind relativ selten, und wir gehen solchen Fällen einzeln nach», erklärt der Amriswiler Florist und Fachschullehrer Kurt Iseli. «Häufig stellen wir dann aber fest, dass der Kunde oder die Kundin die Blumen nicht richtig behandelt hat. Aber natürlich können auch beim Transport oder im Laden Fehler passieren. In solchen Fällen zeigen wir uns sehr kulant», verspricht er.
Coop und Migros bieten seit einigen Jahren eine Frischhaltegarantie von fünf Tagen auf Rosen und die meisten anderen gängigen Blumensorten. Allerdings wird diese Garantie nur sehr selten in Anspruch genommen, wie eine K-Tipp-Umfrage in mehreren Coop- und Migros-Filialen in Basel und Zürich ergab. Auch bei der Migros-Infoline sind Klagen über schnell welkende Blumen äusserst selten. Nicht weiter erstaunlich, denn wer Blumen verschenkt, tut das normalerweise ohne Garantieschein.
Keine feine Sache
Gefahr für die Gesundheit aus der Luft: 3700 Menschen sterben in der Schweiz pro Jahr wegen Feinstaub. Hauptproduzent dieser winzigen Partikel, die in die feinsten Verästelungen der Lunge eindringen, ist der Autoverkehr.
Kassensturz, Dienstag, 10. Mai, 21.05 Uhr
Drei Rosensträusse machten schlapp
Vor dem Muttertag hat der Kassensturz in Blumenläden und bei Grossverteilern acht Sträusse mit je zwölf Rosen eingekauft. Mit Ausnahme der Migros-Sträusse aus Kolumbien stammten alle Blumen aus Ecuador. Die Stückpreise schwankten zwischen Fr. 1.50 und Fr. 8.50. Die Stiele wurden im Geschäft von der Verkäuferin angeschnitten.
Nach vier Tagen erhielten die Blumen frisches Wasser, eine Woche nach dem Kauf hat der Florist und Fachexperte Kurt Iseli die Rosen begutachtet. Dabei hat er grosse Unterschiede festgestellt. Zwei Sträusse wirkten noch immer frisch, drei waren in mittelprächtigem Zustand, und drei Sträusse wirkten ziemlich mitgenommen.
In zwei Fällen war der Grund offensichtlich: Die Verkäuferin hatte es unterlassen, Nährsalz mitzugeben. Beim dritten Strauss waren die Stiele zu wenig angeschnitten - für Kurt Iseli sind das Fehler, die einem Fachgeschäft nicht passieren dürften. Ausserdem vermutet er, dass die Blumen zu wenig Wasser hatten.
Ganz generell bestand kein Unterschied zwischen Preis und Haltbarkeit. Fazit: Teure Rosen bleiben nicht länger frisch, auf die richtige Pflege kommt es an.
So bleiben Blumen länger frisch
Mit einigen einfachen Tricks bleiben Blumen länger frisch. Wer sich nicht auskennt, erkundigt sich am besten beim Kauf über die richtige Pflege der jeweiligen Blumensorte, vor allem, wenn es sich um Spezialitäten handelt.
- Beim Transport der Blumen sollten die Schnittstellen feucht bleiben. Sonst gelangt Luft in die Leitungsbahnen und die Blumen können weniger Wasser aufnehmen. In solchen Fällen muss man die Blumen nochmals anschneiden, bevor man sie in die gut gereinigte Vase stellt. Dazu immer ein scharfes, gerade geschliffenes Messer und keine Schere verwenden, denn sonst werden die Stängel gequetscht.
- Rosen brauchen einen langen schrägen, Tulpen einen eher geraden Schnitt. Blätter gehören nicht ins Vasenwasser. Rosen sollten bis zur Hälfte ihrer Länge im Wasser stehen. Tulpen sollte man hingegen nur in einige Zentimeter hohes Wasser stellen, sonst wachsen sie weiter und beginnen schnell zu welken.
- Nährsalz für Schnittblumen wirkt lebensverlängernd. Es liefert nicht nur Nährstoffe, die Bakterien hemmenden Substanzen halten auch die Pflanzenstiele sauber und offen für die Aufnahme von Wasser. Ausserdem bleibt das Vasenwasser länger frisch und muss - wenn überhaupt - weniger häufig gewechselt werden.
- Der gute alte Trick, eine Kupfermünze in die Vase zu geben, macht Sinn, da Kupfer den Stoffwechsel von Fäulnisbakterien stört. Ein anderes Hausmittelchen, eine Prise Zucker im Blumenwasser, wirkt hingegen kontraproduktiv. Der Zucker ersetzt keine professionelle Nährlösung, sondern fördert die Vermehrung von Mikroorganismen wie zum Beispiel Fäulnisbakterien.
- Grossen Einfluss auf die Haltbarkeit hat die Raumtemperatur. Je kühler, desto besser. Die Pflanzen nicht nahe der Heizung hinstellen und nicht dem direkten Sonnenlicht aussetzen. Auch neben eine Obstschale sollte man die Vase nicht stellen. Die austretenden Reifegase der Früchte verkürzen die Lebenszeit der Blumen.
Erholen können sich die Blumen über Nacht in einem kühlen Bad oder wenn man sie in einen kühlen Raum oder vors Fenster stellt. Aber Achtung: Zugluft und Temperaturstürze ertragen die Schnittblumen schlecht.