Die Grossbanken legen keinen Wert mehr auf Kleinkunden
Inhalt
K-Tipp 1/2001
17.01.2001
Privatkonten im Vergleichs-Test Für Kunden mit wenig Geld ist die Migros-Bank am günstigsten
Kleinkunden sind bei Grossbanken an der falschen Adresse; das zeigt dieser Privatkonto-Vergleich. Der K-Tipp sagt auch, was Sie tun können, damit Ihr Privatkonto nicht zum Verlustgeschäft wird.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Noch deutlicher als mit der neuen Gebührenordnung kann die UBS nicht zeigen, dass sie kein Interesse mehr an Kleinkunden hat.» Das s...
Privatkonten im Vergleichs-Test Für Kunden mit wenig Geld ist die Migros-Bank am günstigsten
Kleinkunden sind bei Grossbanken an der falschen Adresse; das zeigt dieser Privatkonto-Vergleich. Der K-Tipp sagt auch, was Sie tun können, damit Ihr Privatkonto nicht zum Verlustgeschäft wird.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Noch deutlicher als mit der neuen Gebührenordnung kann die UBS nicht zeigen, dass sie kein Interesse mehr an Kleinkunden hat.» Das schreibt K-Tipp-Leser Rolf von Riedmatten aus Winterthur. Und er ergänzt: «Wir lösen sämtliche UBS-Konten auf.»
So wie Rolf von Riedmatten haben in den letzten Wochen viele Kunden reagiert. Der Grund: Die UBS erhöhte auf Anfang Jahr die Spesen fürs Privatkonto massiv. Beispiele: Die Grundgebühr beträgt neu 72 Franken pro Jahr (bisher 48), ein Bargeldbezug am Schalter kostet neu 2 Franken (bisher gratis).
Ausgenommen sind jene Kunden, die mehr als 10000 Franken bei der UBS haben. Für sie sind die meisten Dienstleistungen kostenlos. Bisher reichte dafür ein Guthaben von 3000 Franken auf dem Privatkonto.
Nach wie vor gehöre die UBS «zu den attraktivsten und preisgünstigsten Anbietern auf dem Gebiet der Privatkonten», behauptet UBS-Pressesprecherin Sibylle Thali.
Der K-Tipp wollte es genau wissen und verglich bei sieben grossen Banken sowie bei der Post die Privatkonten. Das sind Konten, auf die sich die Kundinnen und Kunden den Lohn auszahlen lassen und über die sie den Zahlungsverkehr abwickeln.
Der K-Tipp liess Zinsen und Kosten für drei Musterkunden errechnen. Sie haben unterschiedliche Kontostände und unterschiedliche Bedürfnisse.
Fazit: Die Grossbanken benachteiligen die Kleinkunden. Kleinkunde A legt bei der Credit Suisse jedes Jahr Fr. 130.80 drauf, bei der UBS sogar Fr. 156.60. Aber auch bei der Test-Siegerin, der Migros-Bank, fressen die Spesen die Zinsen auf. Kleinkunde A legt bei der Migros-Bank Fr. 25.20 drauf.
In einem offenen Brief an die UBS hat die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) bereits gegen die Spesen-Erhöhung protestiert. «Besonders stossend finden wir, dass Sie lediglich die Kleinkunden und -kundinnen derart bestrafen», schreibt die SKS. Und sie findet: «Diese Spesenregelung ist unsozial.»
Diese Kritik lassen die Banken-Vertreter nicht gelten: «Kunden mit grösserem Vermögen generieren auch mehr Einnahmen für die Bank», sagt Credit-Suisse-Sprecher Söntgerath.
Wenn Sie verhindern wollen, dass Ihr Privatkonto zum Verlustgeschäft wird, beachten Sie folgende Tipps:
- Wechseln Sie die Bank, falls Sie unzufrieden sind. Oft haben kleine, regional tätige Banken bessere Angebote. Viele von ihnen können mit der Test-Siegerin, der Migros-Bank, durchaus mithalten.
- Doch aufgepasst: Viele Banken behaupten, Privat- oder Lohnkonten seien «spesenfrei». In der Regel stellen sie trotzdem Briefmarken-Porti und einzelne Kosten in Rechnung. Informieren Sie sich deshalb gründlich.
- Überlegen Sie ganz genau, welche Dienstleistungen Sie wirklich brauchen.
- Beachten Sie die Zinsen. Sie sind sehr unterschiedlich. Gegenwärtig liegen sie bei den meisten Banken zwischen 0,5 und 1,5 Prozent. Aber: Auch der beste Zins macht horrende Spesen nicht wett.
- Lassen Sie nicht unnötig grosse Summen auf dem Privatkonto stehen. Andere Konten (zum Beispiel das Sparkonto) bieten mehr Zins.
- Wenn Sie die Zahlungsaufträge direkt in den Briefkasten Ihrer Bank werfen, sparen Sie das Briefporto.
- Zahlen Sie nicht via Lastschriftverfahren (LSV). Viele Banken stellen jede Belastungsanzeige, die sie Ihnen schickt, in Rechnung.
- Beziehen Sie als Postkunde nie Geld bei einer Bank. Sonst zahlen Sie drei Franken. Bei der Post und in den Migros-Läden erhalten Sie mit der Postcard gratis Bargeld.
- Das Postkonto ist übrigens die einzige Möglichkeit, den Zahlungsverkehr vollkommen spesenfrei abzuwickeln. Voraussetzung: Sie besitzen Postfonds im Wert von 2000 Franken, sie geben nicht mehr als 24 Zahlungsaufträge jährlich auf, und Sie beziehen Ihr Bargeld nicht bei einer Bank.
- Als Kunde der Migros-Bank sollten Sie nur im Notfall mit der EC-Karte einkaufen. Sonst zahlen Sie jedes Mal 20 Rappen.
- Bei der ZKB gehen Daueraufträge ins Geld. Denn die Bank bestätigt jede Zahlung - und verlangt dafür Porto.
- Als UBS-Kunde kommen Sie dann gut weg, wenn Sie auf den verschiedenen Konten der UBS insgesamt 10000 Franken haben. Dann entfallen nämlich die meisten Spesen.
- Die CS legt die Latte höher: Ab 15000 Franken zahlen Sie noch die halbe, ab 25000 Franken gar keine Grundgebühr.
- Spesen können Sie bei den meisten Banken auch sparen, indem Sie Ihre Zahlungen via Internet erledigen. Doch das ist oft aufwändig.
n
Auch für Junge: Die Migros-Bank
Mit Sonderkonditionen buhlen die Banken um jugendliche Kunden. Der K-Tipp wollte deshalb auch wissen, welche Bank für Jugendliche die günstigste ist. Annahme: Die drei Musterkunden des Privatkonto-Tests sind 22-jährig und noch in Ausbildung.
Auch da wurde die Migros-Bank Test-Siegerin. Bei Kunde A steigt der Saldo im Laufe eines Jahres um Fr. 33.70, bei Kunde B um Fr. 68.65 und bei Kunde C um 103.65.
Auf Platz zwei folgen die drei Kantonalbanken, dann die UBS, die CS und die Post. Abgeschlagen Letzte wurde die Coop-Bank. Der Grund: Bei der Coop-Bank profitieren Jugendliche nur bis zum Alter von 20 Jahren von den Sonderkonditionen.
Andere Banken gewähren jungen Leuten bis 30 Jahren Sonderkonditionen, falls sie noch in Ausbildung sind.