Die Mär von den tiefsten Reise-Preisen
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K-Tipp 14/2002
04.09.2002
Über 1600 Franken kann sparen, wer zwei Wochen Kenia bei Reisen Netto statt bei M-travel bucht - oder den Betrag von M-travel zurückfordert.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Die Werbung in der Fachpresse sticht sofort ins Auge. Und sie schlägt selbstbewusste Töne an: «In keinem anderen Reisekatalog finden Kunden das gleiche Angebot günstiger als im aktuellen M-travel Badeferienkatalog.»
Nehmen da die Verantwortlichen der Hotelplan-Tochter M-tra...
Über 1600 Franken kann sparen, wer zwei Wochen Kenia bei Reisen Netto statt bei M-travel bucht - oder den Betrag von M-travel zurückfordert.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Die Werbung in der Fachpresse sticht sofort ins Auge. Und sie schlägt selbstbewusste Töne an: «In keinem anderen Reisekatalog finden Kunden das gleiche Angebot günstiger als im aktuellen M-travel Badeferienkatalog.»
Nehmen da die Verantwortlichen der Hotelplan-Tochter M-travel den Mund nicht etwas voll? Der K-Tipp machte die Probe aufs Exempel und verglich den ab November geltenden M-travel-Badeferienkatalog mit den Winterhalbjahres-Katalogen der Günstigmarken Helvetic Tours, Reisen Netto und Vögele Reisen.
Resultat: Insgesamt 12 der über 80 M-travel-Arrangements sind nahezu identisch in jeweils einem der anderen Kataloge zu finden. Und lediglich in einem Fall - beim Hotel Flamenco Beach im ägyptischen El Quseir - ist das M-travel-Angebot günstiger: Hier bezahlen zwei Erwachsene für zwei Wochen im März inklusive Flug und Unterkunft im Doppelzimmer bei M-travel rund 550 Franken weniger als bei Helvetic Tours.
M-travel teils massiv teurer als Konkurrenz
In den übrigen elf Fällen der K-Tipp-Stichprobe ist M-travel indes teurer als die Konkurrenz - teils sogar massiv: Die Kenia-Ferien im Hotel LTI Kaskazi Beach kosten bei M-travel rund 1600 Franken mehr als bei Reisen Netto. Und beim Beispiel Albatros Beach in Hurghada schlägt Reisen Netto die Hotelplan-Tochter um fast 1300 Franken.
Doch eigentlich könnte das den M-travel-Kunden egal sein. M-travel bietet ja eine Tiefstpreis-Garantie: Sollte jemand bei einem anderen Schweizer Reiseveranstalter das gleiche Arrangement zu einem günstigeren Preis finden, «offerieren wir den gleichen Preis. Garantiert», verspricht die eingangs erwähnte M-travel-Werbung.
Auch da machte der K-Tipp die Probe aufs Exempel und unterbreitete M-travel das Resultat seiner Stichprobe mit der Frage: Erhalten die Kunden in jenen elf Fällen, in denen die Konkurrenz günstiger ist, den Differenzbetrag tatsächlich vergütet?
Tiefstpreis-Garantie mit Einschränkungen
Viermal lautet die Antwort Ja - erfreulicherweise auch bei den zwei krassesten Beispielen LTI Kaskazi Beach und Albatros Beach. «Wir halten, was wir versprechen», so der Kommentar von Hotelplan-Medienchef Hans-Peter Nehmer.
Einschränkungen allerdings gibts in den Beispielen 5, 6 und 7. Bei der Rundreise Cuba Clásica etwa - sie dauert bei Helvetic Tours einen Tag länger und kostet trotzdem 570 Franken weniger als bei M-travel - wären laut Nehmer die Leistungen wie Gruppengrösse, Hotelkategorie, Besichtigungen und Verpflegung im Detail zu vergleichen. «Das dürfte ein Grenzfall sein und in diesem Fall würden wir vermutlich zu Gunsten des Kunden entscheiden.»
Dasselbe gilt für die Tsavo Erlebnis-Safari in Kenia. Beim Beispiel Hotel Senggigi Beach in Lombok hingegen steht M-travel für die Preisdifferenz von 456 Franken nur zum Teil gerade: M-travel biete eben einen Samstags-, Konkurrent Vögele Reisen einen Montagsflug an, begründet Nehmer.
Gar nichts zurück erhalten die M-travel-Kunden im Fall des Hotels Sol Coral in Kuba. Da könne man nicht mehr von identischen Angeboten sprechen, meint Hans-Peter Nehmer. M-travel verlangt für das Arrangement, bei kürzerer Aufenthaltsdauer, 194 Franken mehr als Helvetic Tours. Weitere Unterschiede betreffen Airline und Abflugtag - was allerdings in den Fällen 1 bis 3 die Tiefstpreis-Garantie nicht ausser Kraft setzt.
Ebenfalls keine Rückerstattung gibts bei den Arrangements Vilamendhoo Island Resort (Malediven), Hotel Las Margaritas (Gran Canaria) und Hotel Beatriz Playa (Lanzarote). Hier begründet Nehmer die ablehnende Haltung mit dem Argument, Aktionsangebote seien von der Tiefstpreis-Garantie ausgeschlossen.
Keine Preisreduktion für Frühbucher
Tatsächlich schneidet M-travel in diesen Fällen nur dann schlechter ab als Helvetic Tours, wenn man die Helvetic-Tours-Angebote zum Aktionspreis berechnet. Indes: Helvetic Tours offeriert bei allen Angeboten mindestens 20 Prozent der Plätze zum Aktionspreis. Der Veranstalter bietet mithin nicht einzelne Sonderangebote, sondern eine Spezialvariante von Frühbuchungsrabatt an, während M-travel den Frühbuchern in den erwähnten Fällen keine Preisreduktion gewährt.
Fazit: Was genau erfüllt sein muss, damit Ferien-Arrangements noch als identisch gelten, ist oft Ermessenssache. Glasklare Kriterien für die Tiefstpreis-Garantie existieren nicht.
Das gilt auch, was den Zeitpunkt für allfällige Forderungen betrifft. Grundsätzlich gelte die Garantie zwar nur während der Buchungsphase, sagt Hans-Peter Nehmer. Sollte aber jemand erst nach den Ferien herausfinden, dass er mit einem andern Veranstalter günstiger hätte verreisen können, werde man trotzdem «in der Regel kundenfreundlich entscheiden».
Ab kommendem November kann M-travel den Tatbeweis erbringen.